Die Ausgangsmöglichkeiten in Solothurn waren in diesem Jahr eines der zentralen Themen. Das Nachtleben beschäftigte 2010 die Politik, die Jurisprudenz und auch die Nachtschwärmer selbst.
Schauplätze gab es viele, der zentralste war einmal mehr die Kulturfabrik Kofmehl. Am 20. März wurde ein Entscheid der städtischen Baukommission bekannt, wonach der beliebte «Rost-Klotz» künftig um 2 Uhr schliessen müsse. Ein Kompromiss-Entscheid, denn die klagenden Anwohner hätten gerne noch früher Schluss gehabt, und für die Kofmehl-Crew kommt die Schliessung mindestens eine Stunde zu früh, sei man doch damit gegenüber Party-Anbietern in Bern oder Biel nicht mehr konkurrenzfähig.
Logische Folge davon: Beide Parteien zogen den Entscheid weiter ans Verwaltungsgericht, und dort liegt er immer noch. So lange herrscht die aufschiebende Wirkung, was heisst, dass im Kofmehl weiterhin bis drei Uhr gefeiert werden kann. Dennoch demonstrierten am 23. März 200 junge Kofmehl-Gäste vor der Gemeinderatssitzung im Landhaus gegen den 2-Uhr-Entscheid. Sogar ausgebuht wurde dabei Stadtpräsident Kurt Fluri.
Versuch bis 5 Uhr?
Der Gemeinderat reagierte sofort: Fast das ganze Gremium sprach sich in einer Motion für eine versuchsweise Öffnung bis um 5 Uhr aus, ein Test, der in anderen Städten nicht erfolglos läuft. Auch die inzwischen gegründete IG Nachtleben stellte sich hinter die Forderung, die aber von der kantonalen Abteilung Handel und Gewerbe verworfen wurde. Nur unter kaum erfüllbaren Auflagen könne der Test erwogen werden – worauf sich die Stadt weigerte, den Lead in dieser Frage zu übernehmen. Dies taten in der Folge über 30 Kantonsratsmitglieder, die über einen parlamentarischen Vorstoss die Möglichkeit eines Testbetriebs bis um 5 Uhr morgens schaffen möchten.
Weitere Unruheherde
Im Sommer führte Party-Betreiber Markus Moerler in der Kulturgarage die letzte Deep-Underground-Party durch – laut Baubewilligung war für ihn ab 0.30 Uhr Schluss. Und ein neues Baugesuch wollten die Kuga-Besitzer nicht einreichen. Auch das Restaurant Gut gelaunt wehrte sich gegen die Ungleichbehandlung bei den Öffnungszeiten – was bei der Stadt Betriebsamkeit zur Schaffung eines künftig einheitlichen Regimes auslöste.
Inzwischen forderte die Autonome Freiraumbewegung AFB weiterhin erfolglos ein Autonomes Jugendzentrum AJZ, versuchten ebenso erfolglos einige Bars ihre Lokalität als Fumoir anerkennen zu lassen, und schliesslich doch noch erfolgreich war die Polizei auf der Suche nach den Organisatoren jener illegalen Party, die Anfang November in der Vorstadt im Chaos geendet hatte.