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Die Solothurner Filmtage sind nicht nur ein kultureller Grossanlass, sondern sorgen auch für eine hohe Wertschöpfung– die regionale Hotellerie, Gastronomie, der Tourismus und das Gewerbe profitieren
Die Solothurner Filmtage bringen nicht nur Kultur in die Region, sondern auch viel Geld. Seraina Rohrer, Direktorin der Filmtage, kann zwar keine exakten Zahlen über die Wertschöpfung liefern. Aber Schätzungen zeigten, dass es sich um Millionen handelt. Das bestätigt der Solothurner Verkehrsdirektor Jürgen Hofer. Er spricht von «einer bedeutenden Wertschöpfung». Insbesondere die Hotellerie profitiere ganz direkt vom Kulturanlass, der diesen Monat zum 51. Mal über die Bühne gehen wird. «Während einer Woche sind die Hotels in der Stadt zu 90 und 100 Prozent ausgebucht.»
Das sind keine Fantasien, wie eine Kurzumfrage unter Hoteliers zeigt. «Wir sind während den Filmtagen voll ausgebucht, und das seit Wochen», meldet etwa Rolf Trechsel, Geschäftsführer des Hotels Roter Ochsen in Solothurn. Und das trotz Ausbau der Kapazitäten von 11 auf 15 Zimmer. «Es war absolut kein Problem, das Zusatzangebot zu füllen.» Die Filmtage seien ein sehr wichtiger Anlass, gerade weil der Januar ansonsten für die Hotellerie ein schlechter Monat sei. Auch das mit Abstand grösste Haus auf dem Platz Solothurn, das Ramada-Hotel mit 100 Zimmern und 200 Betten, ist bereits an mehreren Tagen während des Filmevents ausgebucht, wie Geschäftsführer Thorsten Brand berichtet. Auch er betont, dass gerade im Januar «ein solcher Anlass Gold wert ist».
Zahlen über die Wertschöpfung gibt es keine. Grundsätzlich handle es sich aber bei den Filmtage-Besuchern um «ein eher kaufkräftiges Publikum», wie eine jeweils zweijährlich durchgeführte Studie zeige, sagt Filmtage-Direktorin Seraina Rohrer. Eine vorsichtige Schätzung ergibt einen Betrag von rund 3,8 Millionen Franken.
Hotellerie: 320 000 Franken
Die rund 300 Stadthotelzimmer sind während sieben Nächten zu 90 Prozent ausgelastet, der Preis pro Zimmer und Nacht beträgt durchschnittlich 150 Franken. Hinzu kommen die Einnahmen der Jugendherberge, Privatzimmern und weiteren Hotels in der Region.
Gastronomie inklusive Catering und Einkaufen: 1,5 Mio. Franken
Eine Umfrage im Jahr 2011 (aktuellere Daten sind nicht vorhanden) habe ergeben, dass jeder Besucher nebst dem Eintritt für 45 bis 80 Franken während des Filmtagebesuches konsumiere, sagt Rohrer. Dabei gehe es um Essen, Getränke, Einkäufe usw., nicht eingeschlossen seien dabei die Hotelkosten. Das würde bei einem Durchschnitt von 22 500 Besuchern und einer Durchschnittskonsumation von 60 Franken Ausgaben von 1,35 Mio. Franken entsprechen. Hinzu kommen täglich drei bis vier Apéro-Anlässe der Sponsoren, welche von regionalen Catering-Betrieben abgedeckt werden.
Gewerbe: 2 Millionen Franken
Vom Budget der Filmtage von 3,1 Mio. würden laut Rohrer rund 2 Mio. Franken in der Region ausgegeben. Darunter fallen Ausgaben für die Infrastruktur, die Löhne für das Personal vor Ort oder das Catering für von den Filmtagen organisierten Anlässen.
Hinzu kommen nicht bezifferbare Effekte, wie Verkehrsdirektor Jürgen Hofer ergänzt. Während einer Woche stehe Solothurn im medialen Rampenlicht. Die Filmtage seien positiv besetzt. «Das ist unbezahlbare Werbung, die über das Festival hinaus Wirkung zeigt.» (FS)
Ein Blick auf die entsprechenden Online-Reservationssysteme zeigt, dass diese Angaben über den Buchungsstand praktisch auf alle Stadtsolothurner Hotels zutreffen. Filminteressierte, die nach den Vorführungen keinen langen Nachhauseweg in Kauf nehmen wollen und sich noch keine Übernachtungsmöglichkeit gesichert haben, werden es schwer haben, ein Zimmer in Solothurn zu finden.
Wie gross die effektive Nachfrage ist, rechnet Seraina Rohrer vor. Im vergangenen Jahr seien rund 68 000 Eintritte gezählt worden. Diese verteilten sich auf rund 20 000 bis 25 000 Besucherinnen und Besucher, weil diese in der Regel mehr als ein Filmprogramm sehen. Umfragen zeigten, dass von den durchschnittlich rund 22 500 Festival-Besucherinnen und -Besuchern etwa 30 Prozent aus der Region stammten und 70 Prozent Auswärtige seien. «Diese übernachten im Durchschnitt zwei oder dreimal in der Region Solothurn», sagt Rohrer. Nicht bekannt sei, wie viele davon in Hotels nächtigen.
Denn nebst der traditionellen Übernachtungsgelegenheit gibt es auch Alternativen. So hat das Solothurner Tourismusbüro beispielsweise eine Liste mit Vermietern von Privatzimmern aufgeschaltet. Eine davon sind die Kapuzinerinnen des Kloster Namen Jesu, die ihr Gästehaus im vergangenen Jahr erstmals für Filminteressierte geöffnet haben, wie die Kontaktperson Beatrice Lanz erklärt. Zur Verfügung stehen sechs Einzelzimmer und zwei Doppelzimmer. Das Angebot ist offenbar beliebt. «Stand heute sind bereits drei Viertel der Zimmer beziehungsweise Logiernächte ausgebucht», meldet Lanz. Im ersten Jahr seien rund zwei Drittel der Zimmer vermietet gewesen. «Die Rückmeldungen der Gäste sowie die Erfahrungen der Schwesterngemeinschaft waren in jeder Hinsicht äusserst positiv», berichtet Lanz weiter. Es dürfe davon ausgegangen werden, dass das Angebot weitergeführt werde. Eine weitere Alternative ist die Jugendherberge in der Solothurner Altstadt gelegen. Zwar ist die «Jugi» bis zum 3. März offiziell in der Winterpause, während der Filmtage öffnet sie aber ihre Tore und bietet Übernachtungsmöglichkeiten in Mehrbettzimmern an.
Wie stark ein Hotel vom Kulturanlass profitiert, ist in erster Linie von der geografischen Lage abhängig. Rolf Trechsel vom «Roten Ochsen» beobachtet eine hohe Affinität zum Standort Solothurn. Wenn er, weil ausgebucht, anfragenden Gästen Hotels in der weiteren Region empfehle, stosse das jeweils auf wenig Interesse. «Die Filmfans wollen einfach ‹mitten im Kuchen› sein und die spezielle Atmosphäre in der Stadt geniessen.» Das bekommt Christoph Bohren, Geschäftsleiter des Hotels Sternen in Kriegstetten, zu spüren. «Die Filmtage sind für uns nicht oder nur vereinzelt spürbar.» Zwar sei man mit dem öffentlichen Verkehr hervorragend erschlossen und innert zwölf Minuten in Solothurn. In Zürich wäre das ein Katzensprung, aber in der kleinstrukturierten Region offenbar zu weit entfernt. Schon im näher gelegenen Hotel Martinshof in Zuchwil sieht es denn auch anders aus. «Wir sind fast voll ausgebucht», sagt der stellvertretende Geschäftsführer Daniel Fuchs. Es seien viele Stammgäste, welche jeweils die 24 Zimmer weit im Voraus buchten.
Auch in der Gastronomie herrscht während den Filmtagen teilweise Ausnahmezustand. Im «Kreuz» etwa, direkt neben dem wichtigen Austragungsort Landhaus gelegen, sind nicht nur die Hotelzimmer voll ausgebucht, auch der Tagesumsatz im Restaurant vervielfacht sich jeweils, wie Michael Wilhelm, Vorstandsmitglied der Genossenschaft, erklärt. Täglich würden rund 500 Essen zubereitet und serviert. Unter dem Strich resultiere aber nicht ein merklicher höherer Ertrag, weil auch die Kosten für zusätzlich engagiertes Personal überdurchschnittlich stiegen. Trotzdem: «Für uns ist der Anlass ein Leuchtturm in jeder Beziehung», so Wilhelm. Ebenso das übrige Gewerbe in der Region profitiert. Das diesjährige Budget der Filmtage betrage rund 3,1 Mio. Franken, davon würden etwa 2 Mio. Franken in der Region ausgegeben, sagt Direktorin Rohrer. Unter anderem für die Infrastruktur. «Seit vielen Jahren erhalten wir regelmässig Aufträge», bestätigt, stellvertretend für andere Gewerbebetriebe, Ursula Walter von der auf Licht-, Ton- und Elektrotechnik ausgerichteten Feliton AG in Gerlafingen.