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Faktoren wie Wetter oder Online-Shopping beeinflussen das Weihnachtsgeschäft in der Stadt Solothurn. Doch wie reagieren Gewerbetreibende darauf?
Auf einen publikumsstarken ersten Sonntagsverkauf mit der «Wiehnachtsreis» folgte in diesem Advent ein verregneter zweiter, der nur wenige in Einkaufslaune geschweige denn Flanierlaune versetzte. «Normalerweise ist der zweite Sonntagsverkauf der stärkere. Heuer nicht», bilanziert Caroline Jäggi. Die Geschäftsführerin der Stadt- und Gewerbevereinigung spitzt auf «amtlichen» Rundgängen bei Gewerbetreibenden die Ohren.
Doch welche Erfahrungen machen die Gewerbetreibenden selbst, insbesondere jene, die Produkte «für ungers Böimli» anbieten? Pioniererfahrungen macht Tanja Weber als Geschäftsführerin und Co-Inhaberin des Kinderladens Elf an der Gurzelngasse – ein Ableger des ehemaligen Bohnenblust-Kinderparadieses, mit Produkten für Kinder von 0 bis 5 Jahren. «Für unser erstes Jahr haben wir vorsichtig geplant. Und damit sind unsere Erwartungen erfüllt worden.» Kassenschlager sind Laufräder, Kinderbüchlein und Kleider. Und immer wieder: Holzspielzeug. «Da legen wir Wert drauf.» Nicht nur, aber gerade zur Weihnachtszeit kämpfen die Gewerbetreibenden gegen die Internetkonkurrenz. So sei es schlimm, wenn der Kunde nach einer intensiven Beratung für einen Kinderwagen diesen dann via Online-Shopping erwerbe. «Aber es gibt wieder mehr Leute, die die Beratung schätzen und dann bei uns kaufen.» So oder so: Der Onlinehandel mache sich bei den Umsätzen frappant bemerkbar.
«Fix und foxi aber äusserst zufrieden» gibt sich Susi Furrer vom Bim Müggli. Obwohl etwas abseits an der St. Urbangasse gelegen, verschaffe Mundpropaganda dem Geschäft viel Kundschaft und Betriebsamkeit. «Gerade junge Menschen schätzen vermehrt wieder Holzspielsachen auf hohem Niveau.» Insbesondere Pädagogen und Therapeuten bringen dem Bim Müggli viel Vertrauen entgegen, «weil bei uns vieles übers Fachwissen und über Respekt zum Kind läuft», sagt Furrer: «Pädagogik statt Kommerz.»
«Wir hatten das beste Jahr seit Anbeginn, also seit 26 Jahren», sagt Spielhimmel-Genossenschaftsmitglied Peter Dahinden – bezogen aufs ganze Jahr. Besonderen Aufwind ortet er bei Schweizer Spielverlagen – und bei Holzspielen. Dies, während gleichzeitig der Spieleklassiker Carambol aus der Mode geraten sei. Zwar biete man bewusst keine elektronischen Spiele an, dafür aber erste Spiele, die in Kombination mit einer Handy-App funktionieren. Diese vermochten mit wenigen Ausnahmen nicht zu überzeugen. Die Konkurrenz durch das Internet sei spürbar, Dahinden vertraut aber auf den hiesigen Kunden: «Der Solothurner ist ein treuer Kunde und weiss, was es bedeuten würde, wenn er alles im Internet kaufen würde.» Und das Sonntagsgeschäft? «Dieses wird von Jahr zu Jahr beliebter, abgesehen vom Wetterfaktor.»
«Ich hatte das Gefühl, dass mehr Leute als letztes Jahr unterwegs sind», stellt Bianca Hau von Artiges, Schönes und Handgemachtes fest. So habe ihr Weihnachtsgeschäft gegenüber dem Vorjahr angezogen. Gerade in der Adventszeit generiere sie den Grossteil ihres Umsatzes. «Doch das Risiko und die Unkosten bestehen für das ganze Geschäftsjahr, was es für uns kleine Einzelkämpfer schwer macht zu überleben.» Gegen die Online-Konkurrenz setzt sie sich durch eine eigene Haltung zur Wehr: «Meine Produkte verkaufe ich über Emotionen», so Hau. Der Kunde lässt sich von Handwerk, Farbe, Form und der positiven Ausstrahlung begeistern, ebenso von der Berührung und dem Beratungsgespräch.
Ähnliches hört man von Nadia von Arx von Lila. Schöne Dinge: «Man muss sich die Sachen anschauen, sie anfassen können. Wir bieten Erlebniswelten, Emotionen an.» Und die Internetkonkurrenz gab es schon vor neun Jahren, als sie ihren Laden eröffnete. «Damit muss man sich arrangieren und dafür als Gastgeber mit Angebot, Service und Freundlichkeit punkten.» Was ihr gelungen sei: «Wir werden an den Vorjahreserfolg anknüpfen können.» Und unter den Produkten gebe es keine spezifischen Ausreisser nach oben oder unten. «Wir verkaufen alles gut: Schmuck, Geschenke, Lederwaren, Servietten.» Die beiden Sonntage haben bei ihr nicht den ausgesprochenen Wow-Effekt auslösen können: «Sonntags gehen die Leute lieber spazieren und ‹käfele›.»
«Besser als im Vorjahr», bilanziert Urs Jeger vom Kerzenjeger. Sehr gut kommen Tee, Feigen und Datteln an, besonders auch Panettone, wobei die Lebensmittel oft zu Körben arrangiert, gekauft werden. «In diesem Segment spielt das Internet keine Rolle.» Hingegen merke man es – losgelöst vom Weihnachtsumsatz – bei den Tapeten. Aber auch bei Jeger zählt der Erlebniseffekt: «Die Leute freuen sich, über den knarrenden Holzboden zu schreiten und mögen unsere Einrichtung mit den Schubladenreihen.» Tatsächlich passe das Kolonialwaren-Flair besonders gut zu Weihnachten.
Eine eher zurückhaltende Kauflaune erlebt Jacqueline von Allmen, Geschäftsführerin im Vom Fass. Gerade am vergangenen Sonntagsverkauf habe sich das schlechte Wetter auch umsatzmässig bemerkbar gemacht. «Stimmung kommt da nicht so recht auf», so von Allmen. «Obwohl man im Konkurrenzkampf gut überleben kann, wenn man hochstehende Produkte hat.» Was Anklang findet, seien auch hier gefertigte Arrangements, vorzugsweise mit Öl, Essig und Feinkost. Unter den Spirituosen hat das einstige Trendgetränk Whiskey dem Rum und dem Gin Platz machen müssen.
«Wir sind zufrieden», sagt Daniel Wagmann vom Chuchilade, wohlwissend, dass der Detailhandel mit den altbekannten Schwierigkeiten zu kämpfen hat. Er würde sich auch wünschen, dass sich die im November und Dezember durch die Decke schiessenden Verkaufszahlen und Frequenzen besser aufs Jahre verteilen würden. Gerade diese Konzentration aufs Jahresende stelle ein Klumpenrisiko dar. Gut gelaufen seien die kleineren, günstigeren Geschenke, während bei den teuren ein Rückgang zu verzeichnen war. Wagmann kennt auch das Problem der Online-Giganten, die den kleinen Betrieben – auch jenen mit eigenem Online-Shop – das Wasser abgraben. «Es gibt Leute, die ihre Liste machen und vor Weihnachten alles online kaufen. In diesem Sinne habe ich Glück: Denn die Leute wollen sich vor Ort inspirieren lassen.»