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Mit dem Dokumentarfilm «Ville cherche héros» im Gepäck besuchte eine Delegation der Stadtregierung von La Chaux-de-Fonds Solothurn.
«Ville cherche héros» – Stadt sucht Helden. So heisst ein Dokumentarfilm, der in zwei rund einstündigen Episoden die Arbeit der fünfköpfigen Stadtregierung von La Chaux-de-Fonds während eines ganzen Jahres zeigt. Anschliessend an die Vorführung im Kino Canva Blue fand am Sonntag im Barock Café eine Diskussionsrunde statt, an der neben den Protagonisten auch Stadtpräsident Kurt Fluri teilnahm.
Zwei Frauen und drei Männer aus La Chaux-de-Fonds, mit einem politischen Spektrum, das von ganz links bis ganz rechts reicht, sassen gut gelaunt nebeneinander im Barock Café. Sie bilden die Exekutive in La Chaux-de-Fonds, der kleinen Stadt, die in der Krise steckt, seit die Uhrenindustrie zusammengebrochen ist. Sinkende Einwohnerzahlen und schrumpfende Steuereinnahmen aus der leidenden Wirtschaft führen für das Jahr 2020 zu einem Defizit im Budget von 15 Millionen Franken. Oder anders gesagt: La Chaux-de-Fonds gibt etwa sechs Prozent mehr aus, als es einnimmt.
«Wieso tut man sich das an und engagiert sich in der Politik?» Mit dieser rhetorischen Frage begrüsste Anita Hugi, die Direktorin der Filmtage, die kleine Schar an Interessierten. Der Film hatte gezeigt, wie die Kosten der Schule explodieren, wie Sportvereine reklamieren, dass ihnen die Stadt für die Dienstleistungen hohe Rechnungen stellt, wie die fixen Belastungen, die der Kanton in Rechnung stellt, unantastbar sind. All das durfte Stadtpräsidenten Kurt Fluri bekannt vorgekommen sein. Er lobte: «Ich gratuliere ihnen zu ihrer Kollegialität, die sie in diesen schwierigen Zeiten bewahrt haben.»
Die im Film gezeigte Harmonie war auch in der Diskussion zu erkennen. Sylvia Morel hob hervor, dass das Gemeinwohl über den politischen Ideologien stehe und dass es deshalb möglich sei, Kompromisse zu finden. «In diesem Punkt ist aber La Chaux-de-Fonds kein Spezialfall», sagte Marc Arlettaz. Diese Fähigkeit sei typisch für fast jede Exekutive in der Schweiz, weil man zusammen arbeiten wolle. «Am schwierigsten ist es immer in Budgetfragen.» Théo Bregnard betonte, dass es der Humor ist, der es ermöglicht, die Fragen auszudiskutieren und einen Kompromiss zu finden.
Als wir uns den fertigen Film anschauen durften, ist etwas Magisches passiert.
(Quelle: Théo Huguenin, Stadtrat La Chaux-de-Fonds)
«Wir hatten grosse Angst, aber auch viel Vertrauen, weil wir die Qualität der Arbeit der beiden Filmemacher kannten», erklärte Katia Babey, warum man sich überhaupt auf den Film eingelassen hatte. Und Théo Huguenin ergänzte: «Als wir uns den fertigen Film anschauen durften, ist etwas Magisches passiert. Keiner von uns wollte etwas an dieser formidablen Arbeit ändern.»
Alle Protagonisten hätten das Recht gehabt, den Film zu zensieren oder gar dessen Erscheinen zu verhindern. Doch alle wurden sympathisch, engagiert, positiv und vielleicht sogar etwas schmeichelhaft unkritisch als Helden der heutigen Zeit dargestellt. «Stadt sucht Helden» müsste eigentlich «Stadt bekommt Helden» heissen und die beiden Macher, Samuel Chalard und Robin Erard, streiten nicht ab, dass sie Selbstzensur anwendeten, als sie aus den aufgezeichneten rund 300 Stunden zwei Stunden zusammenschnitten.
Zudem wurde den fünf Politikern nämlich zugesichert, dass alles Material, das nicht im Dokumentarfilm verwendet wurde, gelöscht werde. «Mittlerweile haben sie aber zugestimmt, dass diese 298 Stunden Aufzeichnungen für die nächsten zehn Jahre unter Verschluss bleiben», erklärte Samuel Chalard. «Alle sind sich einig, dass es schade wäre, derart einmalige Zeitdokumente zu zerstören.»