Solothurner Filmtage
Wasserplätschern, Schritte durch Gras und der Sturz in Kuhfladen – auf der Spur eines Geräuschemachers

Eine Kinderschar lernt vom Film «Heidi» und einem Produzenten, wie man Filmgeräusche vertont.

Noëlle Karpf
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Pedro Haldemann, Solothurner Musiker Filmproduzent und Partner von Insert-Film Solothurn erklärt den Kindern ihre Aufgaben
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Hiermit werden die Geräusche aufgenommen
Die Teilnehmer auf den Stühlen imitieren zwei Spaziergänger - die restliche Gruppe ahmt Wind- und Tiergeräusche nach
Filmgeräusche-Workshop für Kinder an den Solothurner Filmtagen
Er vertont Schritte durch Laub
Anuk Steffen (2.v.l.) und Christian Frei (3.v.l.) nach der Vorstellung

Pedro Haldemann, Solothurner Musiker Filmproduzent und Partner von Insert-Film Solothurn erklärt den Kindern ihre Aufgaben

Noëlle Karpf

«Geissenherde die Zweite, bitte – los gehts, Geissenherde», heisst es am späten Nachmittag im Kino Uferbau. Kurz darauf gehen 29 Kinder zwischen zwei Mikrofonen im kleinen Raum auf und ab und geben ihre Imitationen von Ziegenschreien zum Besten.

Was daraus entsteht, klingt teilweise täuschend echt, an manchen Stellen sind aber auch Lacher und Huster zu hören. «Die Stellen, die gut klingen, würde ich jetzt herausschneiden», erklärt Produzent Pedro Haldemann von «Insert Film», der die Gruppe durch die Filmtage–Veranstaltung führt.

Pfeif- und Zischkonzerte

An diesem Nachmittag zeigt Haldemann den Kindern, was hinter Filmgeräuschen steckt und wie man sie produziert. Die «Geissenherde» ist dabei nur ein Beispiel. Die Kinder üben sich auch in Pfeif– und Zischlauten, um ein möglichst echt klingendes Windgeräusch herzustellen.

Mit zwei Filmbändern lässt sich ausserdem raschelndes Laub inszenieren. Das brauche man für Szenen, in denen jemand über Gras geht oder im Wald spaziert, erklärt der Experte.

Je nachdem, wie schnell oder wie regelmässig geraschelt wird, kann es sich um eine Flucht–Szene oder einen Filmausschnitt mit einem langsam dahin schlendernden Spaziergänger handeln. Zusammen mit Pfeifen, Zischen und Hundegebell versuchen die Kinder, eine ganze Filmszene zu vertonen: Ein Spaziergänger draussen an einem windigen Tag, in der Nähe ein Hundezwinger und jede Menge Vogelgezwitscher. «Man hat diese Geschehnisse richtig vor Augen, wenn man euch zuhört», sagt der begeisterte Profi.

In diesem Workshop lernen die Neun– bis Zwölfjährigen auch, was es für das Geräusch einer Flamme braucht: Jede Menge Tücher, in unterschiedlichen Grössen. Diese schwingen die Kinder alleine oder zu zweit. Was daraus entsteht, hört sich wirklich wie ein immer grösser werdendes Feuer an. Auch Regen wird von den Kindern nachgemacht. Dazu trommeln sie mit ihren Fingern ganz leicht auf ihre Zvieriboxen, die sie vor dem Workshop erhalten haben.

«Heidi» machts vor

Als Vorbild zu diesem Workshop diente der Gruppe das «Heidi». Denn auch die junge Schauspielerin Anuk Steffen, die die Hauptrolle im neuen Heidi–Film spielt, begab sich schon auf die Spur der Filmgeräusche. Dieses Erlebnis wurde im rund viertelstündigen Dokumentarfilm «Heidi beim Geräuschemacher» festgehalten. Bevor die 29 angemeldeten Kinder selbst ans Werk gehen, sehen sie sich diesen Film an.

Auch die neunjährige Anuk ist fasziniert von Filmgeräuschen und reist sogar nach Deutschland um einen Geräuschemacher zu besuchen. Mit diesem darf sie eine Szene aus einem über 60 Jahre alten Heidi–Film vertonen. Das Plätschern von Wassern, Schritte durch Gras und über Holz und der Sturz in einen Kuhfladen werden inszeniert. Die junge Schauspielerin ist begeistert von den Einblicken in diese neue Tonwelt.

Nach der Aufführung des Dokumentarfilms gibt es eine Überraschung: Der Regisseur von «Heidi beim Geräuschemacher» Christian Frei und Anuk treten ins Scheinwerferlicht im Kino Uferbau und sprechen im Anschluss an die kurze Vorstellung über den Film und die Geräusche. «Wenn man an einen Film denkt, kommen einem zuerst die Bilder, die grosse Leinwand und bunte Kostüme in den Sinn», sagt der Regisseur aus Schönenwerd.

Aber wenn der Ton dazu nicht stimme, sei der Zuschauer gar nicht richtig «im Film drin». Und deshalb seien die Geräusche ganz wichtig. Vielleicht haben diese kurzen Ausführungen das Interesse der Kinder am Ton zusätzlich wecken können. Und möglicherweise findet sich nach dem Workshop ja sogar ein künftiger Filmgeräuschemacher unter den 29 Teilnehmerinnen und Teilnehmern.