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Die 18-jährige Kantischülerin Carmela Bonomi hat als Maturaarbeit ein Musical gestaltet und realisiert. Die Symbolik des roten Fadens spielt in «RedLine of Life» eine grosse Rolle. Bei der Umsetzung erhielt sie viel Unterstützung von ihrem Umfeld.
Mit dem Pinsel bessert Carmela Bonomi letzte Feinheiten der Bühnenkulisse aus. Die erste Hauptprobe im Kofmehl steht an. Noch bleiben wenige Tage, bis sie vollendet ist – ihre Maturaarbeit. Dass sich die 18-jährige Kantischülerin ebenso eifrig in Details vertieft wie das Projekt überblickt, hat nicht nur mit der Hoffnung auf eine gute Note zu tun.
Seitdem die Idee entstand, ist innert zehn Monaten weitaus mehr daraus geworden als nur ein Pfad zur Hochschulreife. In unzähligen Arbeitsstunden entstand ein leidenschaftliches Werk. Deutschlehrer Jan Schneider, der Bonomi begleitet, schaut bei der Hauptprobe rein: «Sie hat vom ersten Tag an eisernen Willen in jeder Hinsicht gezeigt.»
«Den roten Faden nicht verlieren»
Ein rotes Band zieht sich prägnant über die Kulisse. «RedLine of Life» heisst das Musical, die Symbolik des roten Fadens steht für vieles. Eben für den eisernen Willen der jungen Autorin: «Meine Devise: Den roten Faden im Leben nicht zu verlieren. Es geht darum, den Sinn des Lebens zu entdecken, um die Motivation, morgens aufzustehen, mit Vollgas in den Tag zu starten.» Durststrecken kannte sie kaum: «Eine allfällige Schaffenskrise am Abend war am nächsten Tag meistens verflogen, und ich konnte topmotiviert weiterfahren.»
Auch hat Bonomi die roten Fäden zu einem Netz aus Menschen geknüpft. Rund 40 Leute vor und hinter der Bühne, Tänzer, Sänger, Musiker, Darsteller, Mütter und Väter und weitere helfende Hände haben mitgewirkt: «Es sind Menschen aus meinem Umfeld», so die junge Frau aus Bätterkinden. Und durch das «Schneeballprinzip» ist die Musical-Crew weiter angewachsen.
Der Bogen an Talenten spannt sich zwischen der klassischen Tänzerin und dem Breakdancer, zwischen dem Beatboxer und der Violinistin. Bonomi hat ihre Tanz-Leidenschaft durch einen Musical-Vorkurs auf Schauspiel und Gesang ausgeweitet, wird hier aber hinter der Bühne bleiben: «So kann ich das Stück kritisch beurteilen.» Dennoch lässt sie auch mal ihr Drehbuch fallen und hüpft flink – beispielsweise als tänzerische Unterstützung – auf die Bühne.
Kritisch im Hintergrund
Ein roter Faden kann auch reissen, wie das Schicksal der Protagonisten zeigt. Behinderungen, Essstörungen, der Zweifel an sich oder an der Welt da draussen oder das Gefühl, nicht geliebt zu werden, sind tragende Themen. So hängt das Leben der Hauptdarsteller Lucien, Frederique und Louis wahrlich am seidenen Faden. Über sich hinauswachsen und doch sich selbst sein, eines der Leitbilder, das «RedLine» in Wort, Klang und Tanz vermittelt: «Who are you to tell me that I’m less of what I should be», singt Frederique und blickt sich im Spiegel selbstbewusst in die Augen.
Ebenfalls zentral für die junge Frau: starker Glaube: «Ich bin ein sehr religiöser Mensch und merke, dass man wenig über Lebensmotivation und Glaubensfragen spricht.» Aber missionieren will Bonomi nicht: «Jeder soll sich seine eigenen Gedanken dazu machen.» Auch dürfe nicht wie so oft die Botschaft sein, dass man seine Probleme nur dadurch los ist, dass man sich Gott zuwendet. «Ich wollte lediglich die Lebensgeschichte dreier christlicher Menschen aufzeigen.»
Eins ist gewiss: Gepaart mit Schaffenskraft hat ihr eigener Glaube diesen wahren Berg an Arbeit versetzen können, sodass sie mit Vorfreude auf den kommenden Sonntag (16 Uhr, Tür), den Aufführungstag ihres Musicals, blickt. Ob es zu einer Zweitauflage kommt, macht Bonomi abhängig von ersten Resonanzen. Auf jeden Fall möchte sie nach der Matur im Herbst 2014 definitiv in der Musicalwelt Fuss fassen und – diesem roten Faden weiterfolgen.