In der Galerie Christoph Abbühl in Solothurn werden derzeit Werke von Ulrich Studer gezeigt.
Ulrich Studer und die Landschaft – die Landschaft und Ulrich Studer. Das ist eine unendliche Geschichte und ein weites Feld dazu. Und so, wie der Künstler es immer wieder bestätigt: «Ich bin Teil der Landschaft – sie ist ein Teil von mir.» Der Künstler zeigt seine neuen Arbeiten in der Galerie Christoph Abbühl in Solothurn. Er versteht seine Arbeit aus der Landschaft heraus als Beschreibung der Facetten der Landschaft, ihrer inneren Strukturen, die nach aussen dringen, wie das Äussere nach innen wirkt.
Der 1955 geborene Künstler mit Atelier in Rüttenen und Twann kommt zwar ursprünglich von der klassischen Landschaftsmalerei, ist aber seit langem kein Landschaftsmaler mehr. Er beobachtet, erforscht und erspürt das landschaftliche Wesen, die Botenstoffe und Wirkungsweisen auch als Frage der intuitiven Wahrnehmung. In seinen Arbeiten schöpft Ulrich Studer aus den philosophisch-kreativen Erkenntnissen aus der Natur, immer um Neues erweiternd. War es zum Beispiel 2014 das «Aroma der Felsenheide», wie er es in der Galerie Rössli in Balsthal zeigte, so ist es jetzt das «Aroma des Weinbergs».
Und so, wie er in der Natur Anhaltspunkte und Informationen sammelt, so ist er – schliesslich lebt Studer in Twann – auf die Drusen gekommen, jene Trubstoffe, die sich zum Ende der Gärung von Wein als Bodensatz im Fass absetzen und deren Farbstoffe er nun für seine Bilder nutzt. Ergeben doch die Drusen – je nach Wein, Rot oder Weiss – ganz besondere Farbpigmente: erdiges Rot, Braun und ockerähnliche Modulationen. Naturfarbstoffe, die sich auf dem Nepalpapier zwischen der Eigendynamik der Drusen und dem vorsichtigen Eingriff des Künstlers, zwischen Transparenz, Konzentration und reliefartigen Strukturen, zu landschaftlichen Wesensarten schichten.
Je fliessender die Farben, desto lichter die Bewegungen, desto konzentrierter werden die Spuren einer sich wandelnden Natur. Auch wenn der Künstler diese erdigen Strukturen mit Schellack betont, es zeigt sich im kleinen Ausschnitt das grosse Ganze. Denn so, wie sich die Eigenart der Landschaft immer neu wandelt, so entwickeln sich auch in den Arbeiten «Klang der Landschaft» auf geschichteten Acetatfolien durch Schichtung, Faltungen, Fliessenlassen und Wegkratzen bewegte Formationen, wird aus dem Mikrokosmos eine makrokosmische Ansicht.
All den hier gezeigten Arbeiten ist eines gemeinsam: Ob mit Drusenpigmenten, mit Tusche, Dispersion – die Farbe der Erde wie die Farbe aus der Erde ist das Surrogat der Erde. Ist Klang und visualisiertes Aroma einer Landschaft, wirkt besonders in den grossformatigen Arbeiten wie die Seele einer Natur, ganz auf das Wesentliche verfeinert. Studer sagt: «Der mikrokosmische Ausschnitt zeigt die ganze Landschaft.»
Daher sind bei Studer stets die Sinne gefragt, das Sehen und das Erspüren innerer Zusammenhänge in den äusseren Spuren, wenn sich in der Reduktion auf Farbe, Bewegung, Struktur und Schichtung die Fokussierung auf den mikrokosmisch hervorgehobenen Ausschnitt als das grosse Ganze reflektiert.
Ulrich Studer wäre nicht Ulrich Studer, wenn er nicht auch Licht hineinbringen würde. Und sich in einer seiner Arbeiten von hinten mit einem Lichtband seinen bekannten Lichtinstallationen annähert.