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Solothurn statt Wil. Kurt Fluri statt Karin Keller-Sutter. Am Samstag trifft sich der Schweizerische Studentenverein.
Wenn es um ihre jährliche Generalversammlung geht, macht der Schweizerische Studentenverein keine halbe Sache. Statt wie es die meisten Vereine tun, und diese an einem Abend bei Speis und Trank abhalten, machen die aktiven und ehemaligen Studenten daraus ein viertägiges Fest. Jeweils Freitag bis Montag.
Mit Festgottesdienst, Fackelumzug und im besten Fall mit einem Bundesrat als Stargast. Und nicht zu vergessen bis zu 6000 Akademikerinnen und Akademiker in Feierlaune. Traditionell findet diese studentische «Klassenzusammenkunft» alle zwanzig Jahre in der Stadt Solothurn statt. Zuletzt 2015. Doch statt erst wieder 2035, kommt Solothurn kurzfristig bereits wieder dieses Jahr zum Handkuss, wenn auch unter speziellen Bedingungen. Der Grund: Corona.
Bilder der Feierlichkeiten im 2015:
Denn eigentlich hätte das Fest in Wil stattfinden sollen, Bundesrätin Karin Keller-Sutter hatte bereits zugesagt. «Doch als die Coronakrise begann, war schnell klar, dass wir die Veranstaltung in Wil absagen müssen», sagt der Bettlacher Alessio Palermo, der dieses Jahr den schweizweiten Verein als Zentralpräsident anführt. Ebenso schnell war klar, dass man dennoch zumindest eine Delegiertenversammlung durchführen möchte, um Entscheide fällen zu können. Aufgrund der Herkunft des Zentralpräsidenten fiel die Wahl des Ersatzortes schnell einmal auf die Stadt Solothurn und damit auf die örtliche Sektion, die Palatia Solodorensis, die einzige gemischte Studentenverbindung der Kantonsschule in Solothurn.
«Wenn der Zentralpräsident ruft, sind wir zur Stelle», sagt deren Altherrenpräsident Emanuel Weibel, der in Feldbrunnen wohnt. Unterstützt von seinen Kolleginnen und Kollegen organisiert er die Delegiertenversammlung vom kommenden Wochenende. An dieser ist vieles anders als sonst. Statt an vier Tagen treffen sich die Mitglieder nur am Samstag. Statt mehreren tausend werden lediglich hundert Vereinsmitglieder erwartet, von jeder Sektion zwei. Statt sichtbar in der Stadt treffen sich die aktiven und ehemaligen Studenten im Kofmehl, und statt einer Bundesrätin besteht die Prominenz aus Stadtpräsident Kurt Fluri, der die Begrüssungsrede hält, sowie Bischof Felix Gmür, der die Messe am Samstagmorgen in der Weststadtkirche durchführt.
Dementsprechend wird es den Solothurnerinnen und Solothurnern kaum auffallen, dass die grösste Studentenvereinigung der Schweiz zu Gast in der Stadt ist. Anders als vor fünf Jahren, als man die Vereinsmitglieder, bekleidet mit Mütze und Band, in einer Vielzahl in der Stadt antraf. «Dieses Jahr wollen wir bewusst nicht auffallen», sagt Emanuel Weibel, in der Verbindung bekannt unter dem Rufnamen Fresko. «Sonst heisst es schnell wieder, die Studentenverbindung hielte sich nicht an die Massnahmen.» Das Gegenteil sei der Fall. Man führe die Veranstaltung bewusst im Kofmehl durch, um die Vorschriften von Bund und Kanton einhalten zu können. Alle Mitglieder, die kein Ticket haben, wurden aufgefordert, nicht anzureisen.
Man kämpfe vielfach gegen Vorurteile an, die man Studentenverbindungen anhänge, sagt Weibel. So etwa, dass es in Verbindungen vor allem darum gehe, Alkohol zu trinken. «Wir feiern gerne, aber das ist in anderen Vereinen nicht anders», so der Altherrenpräsident. Es gehe aber in einer Verbindung um so viel mehr, etwa darum, sich gegenseitig zu helfen. Das zeigte sich auch während der Coronakrise.
Unter dem Motto «StVer helfen StVern» zeigten die jüngeren Mitglieder gegenüber den älteren Solidarität und gingen etwa für sie einkaufen. «Dieses Projekt mitzugestalten, hat mir sehr viel Freude gemacht», sagt Alessio Palermo, der am Samstag als Zentralpräsident zurücktritt. Dass dies in seinem Heimatkanton sein würde, hätte er vor wenigen Monaten noch nicht gedacht.
Hinweis: Fragen zur Palatia unter: jackpot@palatia.ch