Stadtorchester Solothurn
Doppelte Carmen am Neujahrskonzert: Warum zwei Mezzosopranistinnen die Bühne betraten

Das Stadtorchester Solothurn startet beschwingt in die Konzertsaison 2022. Leila Pfister teilte sich den Gesangspart mit ihrer Fachkollegin Solgred Isalv.

Silvia Rietz
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Am Neujahrsmatinee des Stadtorchesters Solothurn trat auch Mezzosopranistin Solgerd Isalv auf.

Am Neujahrsmatinee des Stadtorchesters Solothurn trat auch Mezzosopranistin Solgerd Isalv auf.

Bild: Corinne Glanzmann

Mit einem Reigen bekannter Opernmelodien startete das von Harald Siegel geleitete Stadtorchester Solothurn ins 2022. Mezzosopranistin Leila Pfister erholt sich noch von einer Grippeerkrankung, teilte sich deswegen den Gesangspart mit Fachkollegin Solgred Isalv. Das Jahr mit Auszügen aus dem «Barbiere di Siviglia» zu begrüssen heisst, spritzig, sprühend und geistreich in die Konzertsaison zu starten. Nicht immer ganz saubere Läufe und Crescendi trübten jedoch den melodischen Schwung der Ouvertüre.

Die aus Schweden stammende Solgerd Isalv schlüpfte mit «Una voce poco fa» in die Rolle der Rosina, überzeugte mit Temperament, Schattierungen und spritzigen Koloraturen. In Donizettis Oper «La Favorita» sehnt sich die Mätresse des Königs nach Freiheit und Liebe. Solgred Isalv berührte mit «O mio Fernando» mit Ausdruckstiefe und Intensität.

Mit Schalk in Gummistiefeln und Abendrobe

Die Schweizer Mezzosopranistin Leila Pfister gab den Einstand mit Cherubinos «Voi che sapete» aus Mozarts «Le nozze di Figaro» passend in Frack und Hose, wie es sich für einen jungen Herrn gebührt. Ihr Cherubino wartete mit Wohlklang auf, ohne jedoch den Charme, die jugendliche Naivität und den pochenden Eros der Figur einzufangen. Mit Schalk in Gummistiefeln und Abendrobe begeistert sie hingegen mit «Y’a des bergères» aus Offenbachs Buffa «Barbe Bleue».

Das Stadtorchester Solothurn erwies sich dabei oft als Stimmen zudeckender Partner, bei dem die Klangbalance zwischen Orchester und Gesangssolistinnen nicht durchwegs befriedigte.

Es war das erste Konzert des Stadtorchesters Solothurn in diesem Jahr.

Es war das erste Konzert des Stadtorchesters Solothurn in diesem Jahr.

Corinne Glanzmann

Mit «L’amour est un oiseau rebelle» bezirzt Carmen in der gleichnamigen Bizet-Oper Don José, der ihr erst die kalte Schulter zeigt. Die berühmte «Habanera» wurde für einmal gleich von zwei Verführerinnen serviert: Leila Pfister und Solgerd Isalv im Duett.

Rivalinnen, die sich um Dirigent Harald Siegel balgten und das Quäntchen Show und Humor in den Konzertsaal zauberten, welches Neujahrskonzerte aus dem Korsett übriger Aufführungen hebt. Hier konnte das Solothurner Stadtorchester punkten, genauso mit dem Intermezzo aus der ersten Carmen-Suite, in der Anna Barbara Rösch mit feinzilisierten Flötensoli brillierte.

Spielfreude demonstrierte das Stadtorchester mit der Polka «Plappermäulchen», mit der für einmal nicht der Walzerkönig das Finale setzte, sondern Bruder Josef Strauss. Die Sängerinnen bedankten mit der «Barcarolle» aus Offenbachs «Les Contes d’Hoffmann» und das Orchester mit dem unabdingbaren «Radetzkymarsch» von Johann Srauss Senior, der das schwungvolle Neujahrskonzert krönte.