Classionata Mümliswil
Solothurn wird zur Classionata-Stadt

Dirigent Andreas Spörri und Peter Kammer, Präsident des Gönnervereins, bringen das Festival von Mümliswil in die Stadt.

Fränzi Zwahlen-Saner
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Andreas Spörri, Dirigent und der Initiant der Classionata (l.) und Peter Kammer, Präsident des Gönnervereins (r.), erklären, warum das Musikfestival ab 2019 in Solothurn stattfinden wird.

Andreas Spörri, Dirigent und der Initiant der Classionata (l.) und Peter Kammer, Präsident des Gönnervereins (r.), erklären, warum das Musikfestival ab 2019 in Solothurn stattfinden wird.

Hanspeter Bärtschi

Die Classionata Mümliswil wird zur Classionata Solothurn, warum?

Andreas Spörri: 1993 startete ich mit der Camerata St. Petersburg eine Orchesterreihe in der Schweiz mit Standort Mümliswil. Grund für die Wahl des Guldentals war meine Freundschaft mit Heinz Ackermann, damals im Vorstand der Konkordia Mümliswil. 1998 entschlossen wir uns, im Ort ein Festival zu platzieren, die Classionata. Doch nun ist es Zeit, die Classionata weiterzuentwickeln. Dieser Gedanke trieb auch unseren Gönnervereinspräsidenten Peter Kammer voran. Ich komme mir jetzt vor wie ein Elternteil, der sein Kind in die weite Welt entlässt, damit es sich weiterentwickeln kann.

Peter Kammer: Ja, es wurde Zeit, der Classionata neue, insbesondere äussere Impulse zu geben. Das künstlerische Konzept ist gut. Daran wollen wir nichts ändern. Spörri und ich diskutierten schon einige Zeit über eine Weiterentwicklung des Festivals und für mich war die Standortfrage zentral. Als Unternehmer sind solche Fragen für mich ganz logisch. Ein Unternehmen, auch eine musikalische Veranstaltung, muss sich weiterentwickeln, sich neuen Kundenbedürfnissen anpassen.

Und da ist Solothurn der richtige Ort?

Kammer: Seit geraumer Zeit spürte ich die Grenzen am Spielort Mümliswil, um neue Mitglieder des Gönnervereins, aber auch Sponsoren zu gewinnen. Die Classionata ist etwas «versteckt» im Thal. Ich fühlte mich berufen, etwas zu tun für die Classionata und für Solothurn. Die Classionata ist ein Top-Produkt, das insgesamt mehr Beachtung verdient. Mümliswil hat die Entwicklungsgrenzen erreicht; personell, finanziell und strukturell.

Aber in Solothurn hat es doch schon so viele Kulturveranstaltungen?

Peter Kammer Peter Kammer wurde in Flumenthal geboren und wohnt in Feldbrunnen. Er übernahm 1995 die falite JOMOS Sicherheitssysteme AG. Er hat die JOMOS Gruppe in den Bereichen Feuer-, Rauch- und Hochwasserschutz national und mit der Sprinklerherstellung international entwickelt und gut positioniert. Die Firmen sind in Balsthal domiziliert und beschäftigen heute über 150 Mitarbeitende. Somit ist sie der grösste Arbeitgeber im Thal. Kammer beschäftigt sich seit seiner Jugend mit klassischer Musik. Seit 2010 ist er Mitglied und Präsident des Gönnervereins Freunde Classionata. (frb))

Peter Kammer Peter Kammer wurde in Flumenthal geboren und wohnt in Feldbrunnen. Er übernahm 1995 die falite JOMOS Sicherheitssysteme AG. Er hat die JOMOS Gruppe in den Bereichen Feuer-, Rauch- und Hochwasserschutz national und mit der Sprinklerherstellung international entwickelt und gut positioniert. Die Firmen sind in Balsthal domiziliert und beschäftigen heute über 150 Mitarbeitende. Somit ist sie der grösste Arbeitgeber im Thal. Kammer beschäftigt sich seit seiner Jugend mit klassischer Musik. Seit 2010 ist er Mitglied und Präsident des Gönnervereins Freunde Classionata. (frb))

Hanspeter Bärtschi

Kammer: In Solothurn werden wir besser wahrgenommen. Stellen Sie sich vor, die Classionata-Fahnen wehen von den Brücken wie jene für die Film-, Literaturtage oder andere Grossanlässe in Solothurn. Künstlerisch weist die Classionata eine hohe Qualität auf, die sich mit Veranstaltungen und Festivals in Bern, Basel oder Zürich messen kann. Ich sehe in diesen Städten unsere Konkurrenz, nicht bei den regionalen Kulturanbietern. Die Classionata ist kein Open Air.

Eine solche Veranstaltung benötigt auch potente Sponsoren

Kammer: Die Classionata bietet die ideale gesellschaftliche Plattform für Bevölkerung und für Firmen bringt sie die Gelegenheit, sich zu positionieren und ihren Kunden etwas Besonderes zu bieten. Und wenn ich daran denke, welche Firmen sich derzeit und in naher Zukunft in Solothurn und Umgebung ansiedeln, scheint es mir umso richtiger zu sein, diesen Schritt anzugehen. Eine Win-win-Situation für Sponsoren und für uns als Veranstalter.

Andreas Spörri Der gebürtige Aargauer Andreas Spörri lebt in Hochwald. Er absolvierte seine Studien an den Musikhochschulen Basel und Wien. 1989 gewann er den 1. Preis des Dirigentenwettbewerbs «Forum junger Künstler Wien». Als international tätiger Konzertdirigent war Spörri in Wien, St. Petersburg, Halle, Quebec, Kairo, Paris, Tbilisi, Montreal und München zu erleben. 1992–2007 war er musikalischer Leiter des Hermitage Symphony Orchestra – Camerata St. Petersburg. Seit 2010 dirigiert er am Wiener Opernball an der Staatsoper Wien. 2017 dirigierte Spörri die Neujahrskonzerte der Münchner Symphoniker im Prinzregententheater München. (mgt/frb)

Andreas Spörri Der gebürtige Aargauer Andreas Spörri lebt in Hochwald. Er absolvierte seine Studien an den Musikhochschulen Basel und Wien. 1989 gewann er den 1. Preis des Dirigentenwettbewerbs «Forum junger Künstler Wien». Als international tätiger Konzertdirigent war Spörri in Wien, St. Petersburg, Halle, Quebec, Kairo, Paris, Tbilisi, Montreal und München zu erleben. 1992–2007 war er musikalischer Leiter des Hermitage Symphony Orchestra – Camerata St. Petersburg. Seit 2010 dirigiert er am Wiener Opernball an der Staatsoper Wien. 2017 dirigierte Spörri die Neujahrskonzerte der Münchner Symphoniker im Prinzregententheater München. (mgt/frb)

Hanspeter Bärtschi

Spörri: Uns war immer wichtig, dass offen kommuniziert wird. Der Gönnerverein wurde informiert und natürlich gab es auch Reaktionen, die den Weggang bedauern. Doch das Verständnis überwiegt, denn allen ist wichtig, dass die Classionata weiterbesteht. Alle Vorstandsmitglieder aus Mümliswil (Gemeindepräsident Kurt Bloch, Heinz Ackermann und Alois Christ) sind auch bereit, im neuen Vorstand mitzuwirken. Allen Förderern, Mitwirkenden und Helfern danke ich von Herzen für die Treue und Zuverlässigkeit in den letzten 20 Jahren. Wir unternehmen alles, dass die Classionata 2017 in Mümliswil einen einmaligen Schlusspunkt setzt.

Kammer: Wir haben an unserer Mitgliederversammlung der Freunde Classionata 2016 eine Statutenänderung ohne Gegenstimme beschlossen, welche den Gönnerverein an die Classionata und an keinen Ort bindet. Solche Beschlüsse sind wegweisend für die Zukunft. Um das ganze Vorhaben Classionata Solothurn transparent zu führen, gründen Andreas Spörri und ich eine Non-Profit AG.

Wie wird denn die Classionata in Solothurn im Unterschied zu Mümliswil sein?

Spörri: Wir planen im Gegensatz zu Mümliswil, wo die Classionata elf Tage dauert, in Solothurn das Festival in einem Zeitraum von fünf Tagen durchzuführen. Die szenischen Aufführungen werden in der Reithalle durchgeführt, die konzertanten im Konzertsaal. Es gibt jeweils eine Operetten- oder eine Opernproduktion sowie ein sinfonisches Konzert. Als Festivalorchester konnte ich die Münchner Symphoniker gewinnen. Den Zeitraum behalten wir bei: Die Classionata findet im April statt. Konkret wird die nächste Classionata 2019 durchgeführt, und zwar vom Mittwoch, 3., bis Sonntag, 7. April.

Kammer: Wir werden in Solothurn zusätzlich zu unseren treuen Stammkunden ein neues Publikumssegment ansprechen. Andreas Spörri ist ein international tätiger und anerkannter Dirigent, Solothurn ist eine schöne Stadt, in der es viel zu sehen und zu erleben gibt, allem voran die barocke Kulisse und die vielfältige Kulinarik. Unser Ziel ist also, den «Brand» Classionata nachhaltig weiterzuentwickeln.

Wie es zur Classionata in Mümliswil kam

Während einer Konzerttournee des «Hermitage Symphony Orchestra – Camerata St. Petersburg» 1993 gab Spörri mit seinem Orchester ein Konzert in der Kirche Mümliswil. Es folgten jährlich weitere Auftritte der «Camerata» im Guldental.

Daraus, und weil die Mümliswiler Bevölkerung sich mit so viel Engagement bei der Organisation betätigte, kam Spörri die Idee, in Mümliswil ein Musikfestival, die Classionata mit Operettenaufführungen unter Mitwirkung von Profis und Laien, ins Leben zu rufen. «Kultur an der Basis», machte er zum Motto dieses Events.

Ab 1999 fand sodann alle zwei Jahre die elftägige Classionata Mümliswil statt. Neben Operetten aus dem goldenen Zeitalter waren auch Sinfoniekonzerte in der katholischen Kirche mit international erfolgreichen Solistinnen und Solisten zu hören.

Darüber hinaus fanden Meisterkurse statt. Nach zehn Ausgaben der Classionata Mümliswil wird es ab 2019 die Classionata in Solothurn geben. Auf dem Programm der letzten Classionata in Mümliswil steht «Wiener Blut».

Die Oper von Johann Strauss feiert am 27. April in der Aula des Schulhauses Brühl ihre Premiere. Die Aufführungen dauern bis zum 7. Mai. Am 1. Mai findet ein Sinfoniekonzert mit Solist Dimitri Ashkenazy (Klarinette) in der katholischen Kirche Mümliswil statt. Zur Aufführung kommen Werke von W. A. Mozart und G. Rossini. Infos: www.classionata.ch (frb)