Solothurn hat eine neue Stadtpräsidentin. Stefanie Ingold (SP) wird mit 280 Stimmen Vorsprung auf Markus Schüpbach (FDP) gewählt. Die Stimmbeteiligung war noch höher als im ersten Wahlgang.
Jubel und Applaus auf dem Pausenhof des Hermesbühl-Schulhauses branden auf, als Stadtschreiber Hansjörg Boll am Sonntag kurz nach 15 Uhr verkündet: «Gewählt ist mit 3649 Stimmen Stefanie Ingold.» Die Sozialdemokratin dreht sich mit ausgestreckten Armen im Kreis, umarmt freudestrahlend und mit Tränen in den Augen erst einmal ihren Mann und ihre Kinder.
Danach folgen unzählige Glückwünsche und Interviews mit anwesenden Medienvertretern. «Stadtpräsidentin Stefanie Ingold» töne für sie momentan noch sehr fremd, gesteht die 54-jährige Schulleiterin ein. Die Erleichterung, dass der Wahlkampf vorbei und der Entscheid gefallen ist, ist ihr deutlich anzumerken.
Der nach 28 Jahren abtretende Stadtpräsident Kurt Fluri gratuliert und überreicht persönlich einen Blumenstrauss. «Ich nehme an, dass das Geschlecht eine Rolle gespielt hat», kommentiert er im Anschluss die Wahl. Die Stimmenden hätten sich wohl eine Frau gewünscht. Die hohe Stimmbeteiligung freut ihn besonders. «Die zeugt davon, dass wir nach wie vor in einer Stadt leben, in der man nicht anonym ist. Einer Stadt, in der man mitlebt und engagiert ist.»
Der zweite Wahlgang lockte in der Tat viele Stadtsolothurnerinnen und Stadtsolothurner an die Urne. Die Stimmbeteiligung war mit 63,3 Prozent sogar noch gute zwei Prozent höher als im ersten Wahlgang. 131 Wahlzettel wurden leer eingelegt. «Zwischendurch habe ich wegen der hohen Stimmbeteiligung gezweifelt, dass wir pünktlich mit dem Auszählen fertig sind», sagt Hansjörg Boll. Nachzählen habe man bei 280 Stimmen Unterschied nicht müssen.
Stefanie Ingold gelang es damit, den Vorsprung von 41 Stimmen auf Markus Schüpbach (FDP) aus dem ersten Wahlgang weiter auszubauen. Der Direktor der Solothurnischen Gebäudeversicherung holte 3369 Stimmen. «Wir waren eigentlich der Meinung, dass wir zusätzlich mobilisieren konnten. Doch offenbar gelang dies der SP besser», sagt Schüpbach respektvoll.
Für den 56-Jährigen ist es kein Tag zum Jubilieren. Er zieht aber dennoch ein positives Fazit aus dem Wahlkampf. «Ich hatte viel Spass und durfte die Stadt und Themen, die sie beschäftigen, besser kennen lernen.» Es helfe ihm nun auch sehr bei seiner Arbeit im Gemeinderat.
Markus Schüpbach im Interview:
Charlie Schmid, Präsident der FDP Stadt Solothurn, ist überzeugt, dass die Partei im Wahlkampf alles Mögliche unternommen hat. Viele Wähler hätten sich halt eine Frau im Amt gewünscht. «Schlussendlich kommt es auf die Politik an, die nach der Wahl folgt», meint er. «Im Gemeinderat sind wir eine gute Truppe, da stecken wir nicht den Kopf in den Sand.»
Die FDP muss eine Niederlage einstecken, die SP und deren Präsident Pierric Gärtner feiern einen historischen Sieg: «Wir hatten die richtige Kandidatin zur richtigen Zeit und konnten über die Partei hinaus mobilisieren.»
Gärtner dankt Markus Schüpbach für einen «fairen Wahlkampf». Der FDPler habe sich immer korrekt verhalten. Von der Partei selbst wünscht er sich wieder mehr Fokus auf die Sachgeschäfte und weniger persönliche Angriffe.