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Wo früher Biolebensmittel und veganes Brot verkauft wurde, kann man heute in der Solothurner Vorstadt Secondhand-Schallplatten kaufen.
Als Christian Küng im Juni 2018 in Langendorf den Laden Johnny’s Schallplatten eröffnet hat, wurde er von vielen noch als «mutig» bezeichnet. Jetzt, keine drei Jahre später, wagt er bereits einen nächsten Schritt: Seit Anfang März betreibt er zusammen mit seiner Frau Sabine den Laden neu in der Solothurner Vorstadt: «Wir sind überwältigt vom Erfolg.» Küng hatte wohl den Nerv der Zeit gut erkannt – und genau im richtigen Moment seinen lang gehegten Traum in die Tat umgesetzt: «Vinylplatten boomen wieder – und zwar nicht nur bei meiner Generation.»
So sind in den letzten Tagen nicht nur viele Stammgäste aus der Ära in Langendorf bei ihm ein- und ausgegangen, besonders gefreut hat ihn vor allem am Eröffnungstag die Begegnung mit einer 15-Jährigen, die mit grossem Interesse in den Kisten gewühlt hat und dabei erzählte, dass auch viele ihrer Freunde wieder Platten hören.
«Es vergeht kein Tag, an dem nicht ein Kunde reinkommt und sagt, wie glücklich er sei, dass es in Solothurn wieder so einen Laden gebe.»
Eigentlich war der Wechsel nach Solothurn schon immer ein Wunsch von Küng, aber die Gelegenheit habe sich eher zufällig ergeben. Im Gespräch mit einem Bekannten habe er erfahren, dass das Lokal frei sei – und sein Bekannter kannte sogar den Vermieter: «Wir haben diesen sofort angerufen und er war begeistert, denn ihm war wichtig, dass ein neuer Mieter in die Branchenvielfalt der Vorstadt passt.»
Schallplatten sind zwar nach wie vor ein Nischenprodukt, aber Küng hat erst gerade in einer Studie gelesen, dass Vinyl 2% des ganzen Tonträgerbereichs im Musikgeschäft ausmachen. Das sei zwar noch nicht viel, aber wenn man bedenke, dass man sich bis vor kurzem im Null-Komma-Bereich bewegte, sei das schon ganz beachtlich.
Küng bietet in seinem Laden bewusst nur Gebrauchtware an. Diese kommt grösstenteils aus seiner eigenen, riesigen Sammlung. Hinzu kommen aber Schnäppchen oder schöne Fundstücke, die er an Börsen erstanden hat. Zudem erhalte er immer wieder Angebote aus Hausräumungen oder einfach Schenkungen von Liebhabern, die keine Verwendung mehr für ihre Sammlung haben: «Da taucht manchmal die eine oder andere Perle auf.»
Besonders begehrt seien zum Beispiel Scheiben von Pink Floyd, oder nach dem Freddy-Mercury-Film seien die «Queen»-Platten zu Bestsellern geworden. Aber auch Erzeugnisse von hiesigen Bands sind gefragt: «Zum Beispiel, die früheren Platten von Züri West oder Patent Ochsner sind sehr gesucht.» Und im Schaufenster findet man zudem natürlich LPs von Krokus und sogar einen Tonträger mit Geschichten von Peter Bichsel.
Rückblickend war für Christian und Sabine Küng der Start 2018 in Langendorf ideal. Denn eigentlich ist Küng ein Banker – und auf diesem Beruf arbeitet er auch noch zu 80%, den Laden führt er sozusagen als Hobby. Man habe viel dazu gelernt und das grosse Musikwissen in vielen spannenden Kundengesprächen noch vertiefen können. So sind die Beiden gewappnet für die Laufkundschaft, die hoffentlich bald vermehrt durch die Strassen der Solothurner Vorstadt flaniert.
Auch Sabine Küng, die vormittags den Laden führt, hofft auf neue Gesichter im Laden. Und sollte es mal nicht so laufen, wird ihr nicht langweilig: Sie strickt und häkelt leidenschaftlich gerne. Dies sieht man auch am Regal beim Schaufenster, wo sie ihre Arbeiten unter dem Label «Woll-Biene» verkauft. Passt das denn zusammen: Wollarbeiten und Schallplatten? «Klar», lacht sie, «immerhin habe ich zum Beispiel Einkaufsnetze gehäkelt, die von der Grösse her absolut schallplattenkompatibel sind.»