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Der Ambassadorenhof in Solothurn hat seit seiner Errichtung im 18. Jahrhundert Zweck und auch Aussehen verändert.
Der Ambassadorenhof steht seit 1618 neben der Franziskanerkirche, nicht in der Gestalt, wie er sich heute präsentiert, denn ein Grossbrand zerstörte 1717 einen grossen Teil der Residenz des Gesandten des französischen Hofes. 1725 wurde sie nach den Plänen des Vorarlberger Architekten Franz Beer neu erbaut. Seither hat sich nicht nur die Fassade, sondern der Zweck des Gebäudes geändert.
Der Bauforscher Urs Bertschinger hat im Zuge der Fassaden-Renovationsarbeiten von 2017 und 2018 die Geschichte der Fassade des Ambassadorenhofs aufgeschrieben, veröffentlicht wurde sie die im letzten Jahresbericht der kantonalen Denkmalpflege.
Der Ambassadorenhof ist eines der grössten profanen Gebäude in der Stadt Solothurn. Er steht nicht zufällig dort, wo er steht, denn die Solothurner Obrigkeit hat dem französischen Gesandten im 16. Jahrhundert den Ostflügel des Franziskanerklosters zugewiesen. Die Nähe des weltlichen Botschafters und der Mönche sorgte für Spannungen, so wurde dem königlichen Envoyé am selben Ort eine herrschaftliche Residenz gebaut.
Der Ambassadorenhof wurde nur bis kurz nach der Französischen Revolution als solcher benutzt. 1798 funktionierten die napoleonischen Truppen das Gebäude als Kaserne um, dafür wurde es bis 1874 benutzt. 1882 wurde das weitgehend leer stehende Gebäude zur Kantonsschule umgebaut.
Durch den Umbau blieb fast nichts mehr von der ehemaligen Pracht des Gebäudes übrig. 1958 war dann auch Schluss mit Pauken und die Anlage wurde für die kantonale Verwaltung ausgebaut und der Südostflügel neu hinzugefügt.
Damit das Gebäude 1882 als Schule benutzt werden konnte, mussten auch an der Nordseite Fenster angebracht werden. Diese Seite bestand bis dann aus der vorwiegend fensterlosen, mittelalterlichen Stadtmauer. Daher ist diese Fassade 157 Jahre jünger als die im Süden. Bei der Restaurierung mussten sie wegen der unterschiedlichen Architektursprache und der vorhandenen Grundlagen getrennt behandelt werden.
Die Südseite unterscheidet sich von der neoklassizistischen Nordfassade. Bertschinger erklärt, dass die Südseite durch die «erstaunlich nüchterne, aber qualitätsvolle dreigeschossige Fassadengestaltung beeindruckt». So ist das einzige dekorative Element an der Fassade das im Frontgiebel integrierte Medaillon. Es wird vermutet, dass dort ursprünglich die Insignien des Königs versehen wurden.
Bei der Renovation wurde ein warmer kalkweisser Anstrich gewählt. Dadurch soll es erkenntlich sein, dass der Ambassadorenhof mit dem Rathaus, der Kathedrale, der Jesuitenkirche und dem Zeughaus das barocke Zentrum der Stadt bildet. Das Zeughaus ist ursprünglich auch weiss gefasst, erst in den 1970er-Jahren erhielt es den Terrakotta-ähnlichen Anstrich.
Aufnahmen von früher zeigen, dass die Südseite ursprünglich sogenannte Solothurner Jalousien hatten. Diese wurden in den 1970er-Jahren wegen fehlender Praktikabilität entfernt, dafür wurden Lamellenstoren angebracht. Bei der letzten Renovation hat man entschieden, die Jalousien nicht mehr anzubringen.
Die Nordseite ist im Stil des 19. Jahrhunderts erbaut und im Vergleich zur Südseite mehr Elemente. Auffallend ist der Mittelrisalit, das ist der horizontal hervorspringende Gebäudeteil, ein Sockelgeschoss und Ecklisenen, eine vertikale Veränderung im Bau.
Bei der Renovation dieser Fassade wurde bemerkt, dass sie nicht gestrichen war, sondern der Verputzmörtel eingefärbt war. Diese Farbe wurde übernommen und heute präsentiert sich die Nordfassade wieder in seiner ursprünglichen Erscheinungsform.