Zur Zeit ist Solothurn blau-weiss beflaggt. Was auf den ersten Blick als «Hommage an Bayern» wirkt und als Anspielung auf die Biertage gedeutet werden könnte, entpuppt sich bei genauerem Hinsehen als Hinweis auf die bevorstehenden Literaturtage. Literatur ist also blau-weiss: Weiss steht wahrscheinlich für das leere Papier, das es (im wahrsten Sinne des Wortes) zu beschreiben gilt. Blau bedeutet ursprünglich «glänzend» (althochdeutsch «blao») und spielt in unserem Zusammenhang wohl auf die glänzende Literatur an, die auf den weissen Seiten entsteht. Wir können uns also auf die Literaturtage freuen, die heute in einer Woche beginnen.
Die Solothurner sind ein Volk von Pendlern, hat es kürzlich in dieser Zeitung geheissen. Und Autofahrer. So fährt man also auf der Rötibrücke über die Aare und bemerkt (hoffentlich) die blau-weissen Fahnen, die da wehen. Die genannten Farben ziehen sich Richtung Baseltorkreuzung weiter: Strassenschilder sind häufig blau-weiss (zum Beispiel der Hinweis auf Fussgängerstreifen). Oder der Circus Royal, dessen Zelt und Wohnwagen rund um die Reithalle ebenfalls in Blau-Weiss erscheinen. Ist das auch eine Hommage an die kommenden Literaturtage? Meint «Im Zeichen des Tigers» gar ein astrologisches Buch über chinesische Tierkreiszeichen?
Nicht mehr so oft «blau» sind ab sofort die Solothurner Partygänger, denn unter der Woche müssen unsere Beizen und Bars um halb eins schliessen. Ausgehlokale wie das «Solheure» oder die Rothus-Halle haben das Nachsehen. Vielleicht sind deshalb die Flaggen auf den Brücken blau-weiss gehisst: Manch einer WEISS jetzt nicht mehr, wie er unter der Woche auswärts BLAU wird.
Mehr weiss als blau ist momentan der Himmel. Vor zwei Tagen – man erinnere sich! – ist es noch sonnig gewesen. Und einige Solothurner haben bei 22 Grad die ersten Badetage unter blauem Himmel genossen: Unsere Badi ist nämlich seit letztem Wochenende wieder geöffnet und hat die ersten Badegäste bereits angelockt. Heute: Temperatursturz, Regen, trostloses Wetter. Ideal zum Lesen eigentlich, womit wir wieder beim bevorstehenden Grossanlass wären: ganz «Im Zeichen der Literatur» halt. Voilà.