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Die Werkschau von Chaplins Enkelin Laura in der Solothurner Couronne ist gleichzeitig eine Hommage an den Grossvater.
Persönlich hat Laura Chaplin ihren weltberühmten Grossvater nie kennen lernen dürfen: Zehn Jahre liegen zwischen seinem Tod und ihrer Geburt. Und doch spürt man in den Gemälden der 31-jährigen Künstlerin die herzliche Verbindung zur britischen Film- und Komiklegende Charlie Chaplin. Schnurrbart, Melone und Gehstock sind noch heute in den Köpfen von Jung bis Alt als Markenzeichen bekannt. Mit Herzblut und Staffelei widmet sich Chaplins Enkelin schon seit langem der Aufgabe, das Andenken jenes Humanisten zu bewahren, dessen Humor die Kinosäle füllte und der folgerichtig auch feststellte: «Jeder Tag ohne Lachen ist ein verlorener Tag.» Darin folgt Laura Chaplin dem Ratschlag ihres Grossvaters konsequent – am eigenen Beispiel, mit den eigenen Bildern. Dies zeigt auch ihre Werkreihe «Splash of a Summer Smile» («Spritzer eines Sommerlächelns), auf der ein herzhaft lachender Chaplin zu sehen ist.
Laura Chaplin ist die Tochter von Eugene Chaplin, dem fünften Sohn Charlie Chaplins aus dessen Ehe mit Oona. 1987 geboren, wuchs sie im «Manoir de Ban» in Corsier-sur-Vevey auf. Das Anwesen, das ihr Grossvater 1952 gekauft hatte, war geprägt von seiner Menschenliebe und seiner Kreativität. Dies übertrug sich auch auf seine Enkelin Laura. So war für sie schon früh klar, dass sie Künstlerin werden will. Mit elf Jahren lebte sie in einem englischen Internat, wurde bereits in jungen Jahren als Model, später als Moderatorin engagiert. Nach einem Mode- und Designstudium in Lausanne verschrieb sie sich der Kunst, die weltweit für Resonanz sorgt. Darüber hinaus setzt sie sich als Botschafterin für karitative Zwecke ein, so für Strassenkinder in Kolumbien, wo sie ihrem Grossvater gleich in die Figur des Tramp schlüpft, um damit Kinder zum Lachen zu bringen. Dem Lachen hat sie auch ein Buch gewidmet – und überdies setzt sie sich dafür ein, dass Lachen gar als Menschenrecht anerkannt wird. (ak)
Noch bis Sonntag macht die Künstlerin mit diesen Bildern sowie einer weiteren Auswahl ihrer Werke im ersten Obergeschoss des «Hotel de la Couronne» Halt. Zu sehen ist eine Zusammenstellung, die von stilistischer Vielfalt strotzt, ebenso wie von maltechnischer Breite: Die Werke sind in Acryl und Öl, angefertigt mit Pinsel, Finger oder Spachtel. Diese sind kontrastreich, monochrom bis mehrfarbig, erinnern hier an Warhol, dort an Magritte und tragen andernorts gar kubistische Züge. Das Spiel mit hell und dunkel kommt vielerorts zum Tragen. Und auf jedem Werk als versteckte oder offensichtliche Signatur der Künstlerin: Herzen.
Abgebildet ist auf den Werken meistens ihr Grossvater. Als Frohnatur, aber ebenso auch als gesellschaftskritischer Geist: Wie auf jenem Bild, wo er in Sträflingsmontur zu sehen ist. «Ich bin nur verantwortlich für meine Worte, nicht für das, was Du verstehst», lautet der Titel. «Er sagte immer, was er denkt, und eckte damit auch oft an», erklärt Laura Chaplin. Dann aber wendet sich die Künstlerin als passionierte Springreiterin auch tierischen Motiven zu: Fingergemalte Werke zeigen Pferde in ihrer Wild- wie ihrer Sanftheit: «Sie sind wild im Geist und doch zahm im Herzen», weiss Chaplin.
Ihre karitativen Einsätze bei Baumwollbauern in Uganda haben das Augenmerk von Laura Chaplin auch auf andere Huftiere gelenkt. So bilden Zebras mit ihrer Fellzeichnung einen weiteren Schwerpunkt in ihrer Arbeit. «Die Beschäftigung mit Schwarz und Weiss steckt mir in den Genen», spielt sie auf alte Filme ihres Grossvaters an. Dann wiederum verschmilzt das Konterfei des Komikers mit dem Zebramuster. Und von Sehnsucht nach ihrem Grossvater ergriffen, sah Laura Chaplin auf einem Spaziergang dessen Augen und dessen Schnauz – in Form einer Vogelformation. Auch daraus entstand ein Bild: «Vollendete Freiheit». «Ich stelle mir vor, dass er dort oben weilt.»
Genauso weiss sie, dass ihr 1977 verstorbener Grossvater auch hier auf Erden als Regisseur, Autor und Schauspieler Unsterblichkeit erlangt hat. In Scribble-Technik («Kritzelei») bildet sie in einer langen Strichlinie das Gesicht Chaplins nach. Ein eingeflochtenes Symbol für «unendlich» unterstreicht die Botschaft, die da ist: «Seine Linie setzt sich ewig fort.» Und die Enkelin selbst hilft mit, dass der Mann, der die Herzen vieler zum Lachen brachte, in ebendiesen Herzen weiterlebt.
Ausstellung Hotel de la Couronne; Do, 11., bis Sa, 13. Oktober, jeweils 16 bis 20 Uhr. So, 14. Oktober, 11 bis 16 Uhr. Die Künstlerin ist am Sonntag von 14 bis 16 Uhr anwesend.