Denkmalpflege
Seltene Funde: Was unsere Ahnen so fallen liessen

Die Solothurner Kantonsarchäologie und die Kantonale Denkmalpflege legen ihre Publikation «Archäologie und Denkmalpflege im Kanton Solothurn 2011» vor, für die sie auch in Fachkreisen immer wieder grosses Lob entgegennehmen können.

Katharina Arni-Howald
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 Das Innere der Pfarrkirche von Hochwald nach der Restaurierung und der Rekonstruktion der gemalten Pilastergliederung 2010 (Foto: Kantonale Denkmalpflege Solothurn, Guido Schenker)
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 Die Ausgrabungen an der Propsteigasse 10 in Solothurn brachten das fast vollständig erhaltene Skelett eines achtjährigen, zwischen 230 und 410 n. Chr. verstorbenen Kindes zu Tage (Foto: Kantonsarchäologie Solothurn)
 Das Kruzifix mit Maria Magdalena konnte der Werkstatt des Luzerner Bildschnitzers Hans Ulrich Räber zugeschrieben werden. Es ist um 1660 entstanden und befindet sich im Domschatz von St. Ursen. (Foto: Kantonale Denkmalpflege)
 Kloster St. Josef, Solothurn. Blick auf die Klosterkirche nach der Betonrestaurierung von 2010 (Foto: Kantonale Denkmalpflege Solothurn, Guido Schenker)
 Blick in die Ausgrabung an der Löwengasse 8 in der Altstadt von Solothurn (Foto: Kantonsarchäologie Solothurn)
Die solothurnische Denkmalpflege publiziert ihre neusten Errungenschaften

Das Innere der Pfarrkirche von Hochwald nach der Restaurierung und der Rekonstruktion der gemalten Pilastergliederung 2010 (Foto: Kantonale Denkmalpflege Solothurn, Guido Schenker)

Darin enthalten sind Auswertungen über archäologische Grabungen sowie Berichte über die Restaurierung von Kulturdenkmälern von kantonaler und nationaler Bedeutung in jüngster Vergangenheit.

Wichtige Erkenntnisse über die erste Blütezeit der solothurnischen Barockskulptur erlangte die Denkmalpflege durch die Restaurierung von drei Portalfiguren der St. Peterskapelle. Es handelt sich dabei um eine von einem Holzgebälk beschattete Steinskulptur des Apostels Paulus, die links und rechts von den Thebäer-Heiligen Urs und Viktor flankiert wird.

Die Stadtheiligen sind aus Holz gefertigt und dürften kurz nach der Vollendung der Kapelle im Juni 1654 aufgestellt worden sein. Sie sind besonders reich ausstaffiert und weisen mit ihrem Turban auf eine orientalische Herkunft hin. Die Stadtheiligen wirken im Gegensatz zum Paulus mit ihrer goldverzierten Kleidung leicht und elegant, was darauf schliessen lässt, dass die Figuren von verschiedenen Künstlern geschaffen wurden.

«Adler» in 1880er-Zustand versetzt

Nach einer Fassadenrestaurierung zeigt sich auch der ehemalige Gasthof zum Adler in der Solothurner Vorstadt in neuem Outfit. Unter der Mithilfe der Denkmalpflege wurde das wohl Anfang des 17.Jahrhunderts erbaute Haus nach verschiedenen Bausünden zum Teil wieder in den Zustand von 1880 rückversetzt. Das Haus erhielt neu eine architektonische Gliederung durch die im Erdgeschoss illusionistisch aufgemalte Quaderung mit profiliertem Gurtgesims. Zusätzlich wurde die Sockelwirkung des Erdgeschosses durch das Weglassen der Fensterläden akzentuiert.

Im Restaurierungsbericht erfährt man zudem einiges über die wechselvolle Besitzergeschichte. Mit der Auswertung der beiden Grabungen an der Löwengasse kann die Kantonsarchäologie auftrumpfen. Die zusammen gegen 350 Quadratmeter grosse Grabungsfläche ermöglichte einen umfangreichen Einblick in den Boden der Altstadt und die Siedlungsgeschichte des römischen Vicus von Salodurum.

Vortrag zum Gräberfeld

Wozu das grossangelegte Grabensystem diente, ist nicht bekannt. Dagegen erhärten die über 4000 in den Gräben gefundenen Keramikscherben die Vermutung, dass der Vicus spätestens seit Ende des ersten Viertels des 1. Jahrhunderts n.Chr. bestanden hat. Das über mehrere Seiten abgehandelte Gräberfeld bei St.Peter und St.Urs, das von der Römerzeit bis ins Mittelalter bestand, wird in Kürze Gegenstand eines Vortrages des Historischen Vereins des Kantons Solothurn sein.

Viel Aufmerksamkeit wurde in den vergangenen Jahren dem stattlichen Wohnsitz eines römischen Grossgrundbesitzers in Rodersdorf geschenkt, der im Jahr 2000 entdeckt wurde. Die zuletzt 2008 durchgeführte Ausgrabung brachte zahlreiche Wandmalereifragmente zutage, die auf reich dekorierte Empfangsräume und Esssäle in der Villa hinweisen.

Die jüngsten Keramikfunde lassen nicht nur einen Um- und Neubau um 270/280 n.Chr. vermuten, sondern enthalten auch einen ins dritte Viertel des 3. Jahrhunderts zu datierenden Trier Spruchbecher und einen sogenannten Gesichtsbecher. Tongefässe mit modellierten Gesichtern sind laut den Archäologen keine römische Erfindung, sondern ein seit der Jungsteinzeit in verschiedenen Teilen Europas sporadisch auftretendes Phänomen. In der Schweiz wurden bisher nur 50 Exemplare des rätselhaften Kultgefässes gefunden.

Die Publikation kann beim Amt für Archäologie und Denkmalpflege, Werkhofstrasse 55, 4500 Solothurn, bezogen werden. Telefon: 032 627 25 77.