Vier Bahnen, immer etwas wilder: Unser Stadtredaktor hat alle Bahnen auf dem Budemärit auf dem Dornacherplatz getestet.
Der Flieger hebt ab, mein Sohn juchzt, ich bin noch entspannt. Aller Anfang ist schwer, das stimmt in diesem Fall nicht. Das Fahrgeschäft «Babyflug» kann meinen Magen noch nicht erschüttern. Auch wenn die Flieger sich ordentlich schnell im Kreis drehen.
Aus dem Kassenhäuschen schaut Rachel Garcia zu. Sie führt die Karussellbetriebe Marti und organisiert in dieser Funktion auch den jährlichen Budemärit – so die Eigenbezeichnung – auf dem Solothurner Dornacherplatz. Zum ersten Mal seit 2019 kann dieser wieder im gewohnten Rahmen stattfinden.
Garcia ist froh über die Normalität nach zwei schwierigen Jahren:
«Wir liefen auf dem Zahnfleisch.»
Nebst dem Flieger-Karussell stehen drei weitere Bahnen von anderen Schaustellern auf dem Platz. Auf jeder will ich fahren. Während «Babyflug» Kindheitserinnerungen weckte, kommt nun der Sprung ins Teeniealter.
Eine Fahrt mit dem Autoscooter; «Butschouto», wie es auf Schweizerdeutsch viel schöner heisst. Wie früher stehe ich am Rand bereit, eile los, sobald die Autos stillstehen. Wer es nicht tut, geht leer aus. Die Chilbi-Variante des Spiels «Eine Reise nach Jerusalem». Ein Ton erklingt, ich drücke auf das Gaspedal, versuche jeden Zusammenstoss zu verhindern. Eigentlich ja eher weniger der Sinn der Sache.
Alle vier Bahnen sind bei fast jeder Fahrt bis auf den letzten Platz gefüllt. Keine Überraschung. Der Mittwoch ist traditionell der «1-Fränkler-Tag», jede Fahrt kostet dementsprechend nur einen Franken. «Macht ihr den wieder?», sei sie bereits am letzten Wochenende gefragt worden, erzählt Garcia und ergänzt: «Das gehört einfach zum Budemärit dazu.»
Die diesjährige Ausgabe sei gut angelaufen, so die Schaustellerin. Sie spricht von einem der besten Eröffnungswochenenden, an das sie sich erinnern könne. Dabei war in den Jahren zuvor das Interesse am Budemärit nicht mehr so gross. «Die Leute haben offensichtlich Nachholbedarf», sagt Marti. Sie hofft auch am kommenden Wochenende auf viele Spasssuchende.
Die dritte Bahn steht an, langsam wird es verrückt. «Crazy Run» ist ein Karussell – eine Berg- und Talfahrt –, das sich um einiges schneller dreht als der «Babyflug». Ich bin definitiv unter Teenies, die aufkreischen, als es los geht.
Einige heben die Hände in die Höhe, nehmen sie aber bald wieder runter. Fahrtwind weht mein Haar nach hinten, «Wwwhuiiii» geht mir durch den Kopf. Als die Bahn wieder still steht, torkeln die Fahrgäste von der Bahn. Nicht, dass es mir anders ergeht.
«‹Crazy Run› ist mega schnell und sehr beliebt bei Familien», sagte mir Garcia zuvor. «Nichts mehr für mich», lachte sie. Achterbahnen machten ihr nichts aus, aber das Rundherum tue ihr nicht mehr gut. «Nun habe ich doch etwas Angst», erwiderte ich – angesichts dessen, dass für mich ab und an auch eine normale Schaukel schon zu viel ist – und im Bewusstsein, dass nach «Crazy Run» noch eine wildere Bahn ansteht. Die «Discovery».
Der Eindruck täusche nicht, bestätigt Garcia. Am Budemärit sind grössere Attraktionen vor Ort als auch schon. Sie blickt zur «Discovery» und fügt an: «Diese Bahn ist nichts für schwache Nerven.» In diesem Fahrgeschäft dreht man sich rundherum, manchmal bleibt man kopfüber für wenige Sekunden stehen.
Verträgt dies mein Magen? Oder ist die Übelkeit garantiert? «Schön, dich gekannt zu haben», scherzt der Fotograf. Wenig später sitze ich etwas bange mitten zwischen Teenager, dieses Mal entschlüpft auch mir ein kurzer Schrei.
Kopfüberhängen, das gefällt mir. Jeweils eine willkommene Pause von den Drehungen. Die Bahn wird langsamer, bleibt stehen, die Fahrt ist überstanden. Und anders, als zu Beginn gedacht. Würde jetzt jemand fragen: «Noch einmal?», so wäre meine Antwort: «Warum nicht.» Um anzufügen: «Warten wir zuerst eine Stunde.»
Hinweis
Budemärit auf dem Dornacherplatz am kommenden Wochenende: Freitag ab 17 Uhr, Samstag und Sonntag ab 13.30 Uhr.