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Roeland Wiesnekker alias «Rider Jack» war zu Gast am Filmbrunch am Landhausquai. Er sei älter geworden, sagte er. Und er sei am Wegpunkt angelangt, sich nicht mehr selbst vermarkten zu müssen.
Man kennt ihn als Schelm, als krisengebeutelten Familienvater, als Antihelden oder – wie im Film «Rider Jack», der auch an den Filmtagen zu sehen war – als «verlorenen» Sohn. Doch der Schauspieler Roeland Wiesnekker hinter den vielfältigen Rollen ist stattdessen Leinwandliebling und als mehrfacher Filmpreisträger ein Gewinnertyp.
Anlässlich des Filmbrunchs in der Cafébar Barock setzte sich der Zürcher mit niederländischen Wurzeln zu Filminteressierten an den Zmorgetisch. Zum Anlass eingeladen hatten die Verwertungsgesellschaften SSA (Société Suisse des Acteurs), Suissimage und Swissperform.
Geleitet wurde der Filmbrunch von Pierre Lachat. Der Filmdozent warf zwar jeweils interessante Anekdoten ein, geriet damit aber zu oft ins Dozieren, was wiederum der Redezeit des Gasts abging.
Namhafte Filmschaffende sind in der Cafébar Barock in den vergangenen Jahren ein- und ausgegangen und haben sich über die grosse Leidenschaft ausgetauscht. Der Filmbrunch unter der Federführung von Suissimage (Genossenschaft für Urheberrechte an audiovisuellen Werken) und SSA (Société Suisse des Acteurs) findet heuer zum vierten Mal statt. Auch die Schweizer Filmakademie ist dabei regelmässig Gast. Christine Schoder von Suissimage stiess im November 2012 noch während des Aufbaus der Café Bar auf dessen Geschäftsinhaber Stephan Marti. «Es passte von der Grösse sehr gut», so Schoder. Der Anlass solle «Suissimage»-Mitgliedern etwas bieten. «Und hier sind wir ihnen mit dem Fokus auf den Schweizer Film näher als am Filmfestival Locarno.» Aus Sicht von Marti erwies sich die Zusammenarbeit als Glücksfall: «Wir hatten vor der Eröffnung der Cafébar ja noch nichts vorzuweisen. So waren wir umso erfreut über diese Anfrage aus den reihen der Filmtage.» Ebenso sei man froh über die Live-Übertragungen, für die das Schweizer Radio SRF die Cafébar als Standort ausgewählt habe. So fänden gerade viele Nichtsolothurner über die Filmtage auch später noch den Weg zurück ins Lokal. Der generelle «Filmtage-Effekt» komme aber letztendlich ganz Solothurn zugute. (ak)
Was man dann aber von Roeland Wiesnekker zu hören bekam, stärkte den Eindruck des unprätentiösen, bodenständigen Filmschauspielers und Bühnendarstellers. Auf seinem beruflichen Weg hat sich Wiesnekker von seinem festgeschriebenen Charaktertypus gelöst.
«Ich habe viele Angebote abgelehnt, weil ich mir sagte: Jetzt wird es langsam langweilig, immer nur den gleichen Typ zu spielen und immer den Overall zu tragen.» Durch diese Emanzipierung habe er entdeckt, dass man auch andere Facetten zeigen kann.
Mittlerweile sei er auch am Wegpunkt angelangt, sich nicht mehr selbst vermarkten zu müssen. «Junge Schauspielkollegen haben da andere Mittel und Wege dafür – Facebook oder eine eigene Webseite.» Zwar startete Wiesnekker selbst ohne neue Engagements ins 2016: «Aber es ist ja erst Januar. Und ausserdem bin ich älter und ruhiger geworden. Ich verlasse mich darauf, dass da noch was kommt.»
Allerdings reichen laut Wiesnekker für ein Auskommen Schweizer Engagements nicht aus. «Wenn ich den deutschen Markt nicht hätte, ginge es nicht.»
«Ich bin kein guter Drehbuchleser», gab Wiesnekker zu bekennen. Entsprechend landen bei ihm die Drehbücher nach Produktionsende im Papierkorb. «Dabei zweifle ich oft am Potenzial einer Geschichte und halte sie für langweilig und uninteressant – ohne dass ich das absichtlich mache.»
Wer aber sein Filme kennt, ahnt, dass er jeder Rolle auch ein Stück seiner selbst mitgibt. Eine Lieblingsrolle, nein, die habe er nicht: «In jeder Rolle steckt etwas, was man mag. Egal, welchen Charakter man darstellt: Man muss sich in die Rolle verlieben, um sie zu vertreten.»