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Die Narrenzunft Honolulu nah einmal mehr «tout Soleure» auf ihrem Hilari-Rundgang auf die Schippe. Spezielles Ziel: «Schein-Bundesrat» Pirmin Bischof, der «schwärzeste Stern am CVP-Himmel».
«Dr Kurt Fluri isch abgsetzt, es isch Fasnacht!» Mit dieser Narren-Binsenwahrheit eröffnete der neue Ober Peter Studer die 166. Generalversammlung der Narrenzunft Honolulu im «Stephan», in der «Couronne», dem «Roten Turm» und im Zunfthaus zu Wirthen, wo sich das Publikum noch bis um 1.30 Uhr am Montag hellwach und begeistert zeigte. Gar nicht in die Binsen gingen Studers erste Pointen. So schlafe Kurt Fluri nie, sondern Anton Knittel, sein «Double» aus Heilbronn.
Begrüssen konnte er auf Wirthen gleich drei Regierungsmitglieder, darunter auch seine Chefin Brigit Wyss. Im späteren Verlauf des Abends liess er ganz Intimes aus der Regierungsratssitzung zur Steuervorlage 17 «ausplaudern»: Die von Studer vorgestellte Hilari-Musig intonierte jeweils passende Stücke – zu Susanne Schaffners Intervention. Bespiele: «Highway to hell» oder «Wer soll das bezahlen?» Zu ihrem erbosten Abgang aus dem Sitzungszimmer gabs dann ein dann ein schmetterndes «Halleluja, Haaalleluja!» und zwischendurch zur ziemlich ausufernden Diskussion eine herrliche Kakophonie.
Novize Alain Walter hatte als erste Perle auf dem Stuhl alles im Griff. Der Wagenbauer kokettierte mit seiner Rolle als (jünger) Bruder des Vizestadtpräsidenten Pascal Walter und erntete viel Gelächter mit der Feststellung: «Ich habe mich überall beworben und das Büro Walter Architekten hat mich dann zu einem Gespräch eingeladen.» Er sei vorbeigegangen und habe Walters durchaus sympathisch gefunden, äffte er den französischen Slang seiner Mutter Catherine nach. Ein gelungenes Selbstporträt des HESO-Bauchefs, das mit viel Applaus bedacht wurde.
Den gabs auch für den dienstältesten Narren Christoph «Chrigu» Mathys, der nach dem Jahresrückblick des Obers Gereimt-Ungereimtess aus seinem Schulalltag servierte. Lacher erntete er mit: «Auch in Deutschland ist Remo Ankli bekannt. Nur wird er dort Herr Butterli genannt.»
Mathys würdigte Christoph Rölli als amtierenden Wurstsalatweltmeister und führte gleich die «Ur-Wurstsalatabstimmung» im Wirthen-Saal durch: Sagen wir hierzulande «Wurst-Solot» oder «Wurst-Salat»? Die «Salat-urner» siegten unter Gejohle haushoch über die «Solot-urner».
Nach der Pause setzte die dritte Perle, Silvan Studer, neue Akzente: Er widmete sich ausgiebig der «Höörlifrässer-Szene» der Stadt. «Am 29. November gabs 53 Coiffeursalons. Davon haben 52 am Montag zu. Der einzige, der dann offen ist, muss an den anderen Tagen nicht mehr öffnen.» Dreh- und Angelpunkt seiner wahrlich haarsträubenden Story war der Abschied des Zürcher Glamour-Boys Hausi Leutenegger von seinem Leibfriseur Eddy Schneitter am Stalden und die anschliessende Odyssee durch die haarigsten Adressen in Honolulu. Akribisch listete er beispielsweise auf, wie Alt-Ehrenober Peter Keller seinen Zopf im Vorstädter Salon Istanbul gelassen habe.
Für die Brüller des Abends sorgte der «Wolf im Schäferpelz», der scharfe Polit-Satiriker der Narrenzunft, NZZ-Redaktor Fabian Schäfer. Nur eine Frage bewegte die «Wirthen»-Fangemeinde zuletzt: Wie muss sich Pirmin Bischof eine Station zuvor im «Roten Turm» gefühlt haben, als Schäfer den «schwärzesten Stern am CVP-Himmel» gnadenlos aus der Bundesrat-Umlaufbahn holte? «Üse Schiinbundesrot» habe ungeniert kapituliert, er, «Pirmin Bischof der Unvollendete!» Dabei habe er doch jahrelang geschrien: «Ig wott!» Zum «Politicus coitus interruptus» sei es gekommen, angesichts der Frage von «Karriere oder Karli-Ehre?» und ihrem Resultat: «Vo dr Wandelhalle i d’ Windelfalle!»
Schäfers lakonische Analyse: «Das ist wohl die Heiratsstrafe.» Um dann das Thema definitiv auszureizen: Jetzt bleibe Bischof nur noch der Job des Stadtpräsidenten für Kurt Fluri, nach dem Motto: «Vom Papi zum Stapi!» Zu befürchten sei damit die Errichtung eines katholischen Gottesstaates, oder kurz: «Nach dem Grauen herrscht nun das Grauen.» Doch dann spendete der Shooting-Narr Trost: Soweit komme es wohl nicht, Bischof werde bestimmt vorher «heimgeholt» an den Herd.
Und so konnte Ober Studer den Schlusspunkt unter einen äusserst unterhaltenden Hilari-Abend setzen – mit seinem «Concerto grosso Modo», einem «gesungenen» Schlussvers der Tonlage schräg.