Neues Arbeiten
«Coworking Uferbau»: Statt Mittagessen sich eine neue Arbeitswelt erdenken

Fabian Schneider sprach über die Viertagewoche, die er in seiner Firma seerow eingeführt hat. Viele Interessierte lockte dieser «LunchLab» in den Uferbau.

Judith Frei
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Fabian Schneider und Stefanie Moser im Co-Working Uferbau.

Fabian Schneider und Stefanie Moser im Co-Working Uferbau.

Judith Frei

Rund 20 Personen sitzen im Coworking Uferbau, weitere 20 Personen sind online zugeschaltet. Statt etwas zu essen, will das Publikum an diesem Donnerstagmittag wissen, welche Erfahrungen Fabian Schneider mit der Viertagewoche gemacht hat. Eingeladen zu diesem «LunchLab» hat Stefanie Moser von Tans4m GmbH.

Der 33-jährige Solothurner hat in seiner Firma seerow – die Websites und auch komplexe Webapplikationen schaffen – letzten Sommer das 80-Prozent-Pensum für alle eingeführt. Dabei arbeiten alle 35 Stunden pro Woche bei gleichbleibendem Lohn. Der Grundgedanke dahinter war, dass erholte Mitarbeitende produktiver, innovativer und kreativer während der Arbeitszeit sind. Das sei für seine Firma besonders wichtig, wo Design und technisch innovative Lösung gefragt seien.

Fabian Schneider, Geschäftsleiter der Firma seerow in seinem Büro.

Fabian Schneider, Geschäftsleiter der Firma seerow in seinem Büro.

Hanspeter Bärtschi

Diese Massnahmen hat er vor sechs Monaten eingeführt. «Der Spoiler schon zu Beginn: Wir werden die Viertagewoche beibehalten», sagt Schneider. Es habe sich gezeigt, dass die Produktivität nicht geringer geworden sei, der Umsatz sei der gleiche geblieben.

Seit der Einführung haben sie viele Arbeitsabläufe ausprobiert, optimiert und auch ganz verworfen. Was aber zentral während der ganzen Zeit war: die Kommunikation. Wenn nicht immer alle im Büro sind, haben sie Wege gesucht, wie der Informationsfluss gewährleistet bleiben kann.

Mit «im Büro» meint Schneider nicht unbedingt die physischen Büroräumlichkeiten. Denn auch er hat die Erfahrung während Corona gemacht, dass arbeiten von zu Hause kein Problem für ihn und sein Team ist. «Es gab eine kulturelle Veränderung während Corona», meint er.

Impressionen aus dem LunchLab.

Impressionen aus dem LunchLab.

Judith Frei

«Optimieren heisst nicht unweigerlich, dass man die Arbeitnehmenden wie eine Zitrone auspresst», wirft jemand aus dem Publikum ein. Schneider habe bewiesen, dass Optimierung auch weniger Arbeitstage bedeuten könne. Ein Teilnehmer erklärt, dass er bald einen neue Arbeitsstelle beginnen wird, bei der diese Ideen von Schneider mitnehmen kann. Jemand anderes meint, sie sei nur aus Neugierde an diesen Event gekommen, sie arbeite schon 80 Prozent.

«Für mich sind solche Treffen interessant, da ich auch neue Inputs von aussen bekomme», meint Fabian Schneider. Die Arbeitswelt sei im Wandel und auch er spüre den Fachkräftemangel. Er analysiert die Situation:

«Früher hat der Patron die Arbeitsbedingungen diktiert. Heute muss man ein attraktives Arbeitsumfeld bieten können.»
Stefanie Moser organisiert das LunchLab.

Stefanie Moser organisiert das LunchLab.

Judith Frei

Ein Anlass für den Austausch und neue Inspiration

«Mich interessiert es, wie wir in Zukunft arbeiten», erklärt Organisatorin Stefanie Moser. Sie habe das LunchLab 2017 gegründet, damit Menschen, die das gleiche Interesse teilen, zusammenkommen und sich über diesen Wandel austauschen können. Vier bis fünf Mal im Jahr organisiert sie diese Mittagsanlässe.

Während Corona hat sich auch ihre Arbeitsweise geändert: Die Anlässe werden stets «hybrid» durchgeführt. So kann man die Anlässe auch online verfolgen. Somit habe der Anlass auch eine grössere Reichweite. Dieses Mal seien viele Arbeitnehmende aus Zürich dabeigewesen. Der nächste Anlass findet im September statt.