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Die Altersehrung in Solothurn nimmt schon fast die Züge einer Jungbürgerfeier an. Jedoch wurde die untere Altersgrenze nun von 73 auf 75 Jahre erhöht. Man wolle damit der Bezeichnung Altersehrung mehr gerecht werden, meinte Stadtpräsident Kurt Fluri
Im vollbesetzten Landhaussaal herrscht Feststimmung. Frauen haben sich hübsch gekleidet, Männer ebenfalls. Der Rotwein der Bürgergemeinde schmeckt und besticht durch seine schöne rote Farbe. Die Menschen prosten sich zu, und der Blick schweift nach links und rechts.
Man entdeckt alte Schulfreunde, einstige Nachbarn und Arbeitskollegen, die man aus den Augen verloren hatte. Die Haare sind beim einen oder anderen etwas grauer und schütterer geworden, doch das verdirbt die gute Laune der Seniorinnen und Senioren nicht, die sich zur traditionellen Altersehrung versammelt haben.
Schaukelstuhl ade
«Lasst Euch rundum verwöhnen», ermuntert die Leiterin der Sozialen Dienste, Domenica Senti, die erwartungsvolle Schar am Mikrofon. Auf der Bühne macht sich der A-cappella-Chor der Kantonsschule Solothurn für seinen Auftritt bereit. «Wir werden die erste Generation sein, die nicht mehr im Schaukelstuhl versinkt, wenn die Pensionierung naht. Wir fahren auf die Malediven und ins Himalaja-Gebirge und verabreden uns im Internet», zitiert Domenica Senti die jungen Leute mit den wunderschönen Stimmen.
Der Frühling und der Herbst des Lebens geben sich ein Stelldichein. «Aber all jene, die nicht mehr auf den Himalaja steigen, weil die Beine nicht mehr wollen oder weil sie schon dort gewesen sind, sind nun hier», meint Senti und freut sich über die wunderbare Ausstrahlung, die vom Saal ausgehe.
Sie wurden im Landhaus geehrt: Robert Heidelberger (99-jährig), Hedwig Ingold-Walter (97), Johanna Schnyder-Zeller (95), Elisabeth Pfluger, Walter Bögli, Elisabeth Cadotsch, Ernst Däpp, Emma Stucki, Gertrud Wolf-Zwahlen (alle 94), Franz Brechbühl, Bertha Hug-Walter, Emil Kölliker, Marie Schmid, Rose Marie Walter (alle 93), Gerda Bucher-Manderbach, Lotty Christen-Rheiner, Ottilia Glatzfelder-Studer, Hans Gysin, Rolf Heim, Paul Hofer, Vanda Jenni-Tognini,Gretchen Ott-Doench, Verena Pfluger-Zuber, Gertrud Rothenbühler-Schoop, Hans Schüpbach, Adolf von Burg (alle 92), Martha Baumgartner-Christen, Lisa Baumgartner-Jucker, Hedwig Henzi-Somaini, Hedwig Howald, Lucie Kunz-Flury, Willibald Pfefferli-Walter, Esther Wilkki-Girard (alle 91), Franz Baumgartner, Maria Böhlen-Bangerter, Lotte Karg, Gertrud Kurth-Fräulin, Ottilie Remund-Scherer, Rudolf Schenker, Maria Stierli-Fent, Gertrud Thümmel, Martha Trüssel-Müller, Erna Wächter-Schürch, Fritz Weber-Burri, Walter Zobrist-Brehm (alle 90). Sowie die Ehepaare Hans (90) und Martha (91) Adam-Grossenbacher, Urs (92) und Luise (91) Bünzly, Hans (93) und Gertrud (92) Niklaus Allemann. (egs)
«Die Altersehrung ist ein wesentlicher Teil des gesellschaftlichen Lebens in der Stadt», freut sich auch Stadtpräsident Kurt Fluri, und verkündet gleich eine Neuerung: «Angesichts der immer rüstigeren Senioren, haben wir uns entschlossen, die untere Altersgrenze neu auf 75 Jahre statt auf 73 Jahre festzulegen.» Damit würden im kommenden Jahr keine neuen Jahrgänge eingeladen. «Das sind keine Sparmassnahmen, aber wir wollen Jahrgänge berücksichtigen, die der Bezeichnung Altersehrung gerecht werden.»
Mehr als 500 kamen
Allein in diesem Jahr hat die Gemeinde 1950 Einladungen verschickt. 527 Personen sind der Einladung an zwei aufeinanderfolgenden Tagen gefolgt. Erika Huber ist das erste Mal dabei und bestätigt: «Mit 75 Jahren fühlt man sich heute so fit wie früher mit 65.»
Und der 85-jährige Biologe Urs Schwarz stellt fest: «Die Teilnahme hat sich auch in diesem Jahr gelohnt. Es wird immer etwas geboten, was ich sonst nicht erleben würde.» Dazu beigetragen haben auch der Balladensänger Urs Bentz und das Trio Wengistein, das mit volkstümlichen Klängen für gute Stimmung sorgte.