Mundartliteraturarchiv
Autor Ernst Burren liest zur Eröffnung: «Unsere Mundart verändert sich, bleibt aber eine lebendige Sprache»

Das Mundartliteraturarchiv im Solothurner Altwyberhüsli ist eröffnet. Mundartautor Ernst Burren sagt: «Das Mundartarchiv braucht es, damit die ganze Mundartliteratur an einem Ort in der Schweiz betreut wird.»

Susanna Hofer
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Ernst Burren bei seiner Lesung im Altwyberhüsli.

Ernst Burren bei seiner Lesung im Altwyberhüsli.

Colin Frei

Luzius Thöny, Präsident des Vereins Mundartforum, begrüsste zum gut besuchten Tag der offenen Tür im Mmundartliteraturarchiv im Altwyberhüsli an der Unteren Steingrubenstrasse in Solothurn.

Nebenan plätschert an diesem heissen Tag kühles Wasser aus dem Brunnen, eine Linde duftet und spendet Schatten. Im Hüsli beginnt Ernst Burren mit seiner Lesung, unter anderem trägt er Texte aus seinem im Oktober erscheinenden neuen Buch «Nume no vor em Färnseh» vor. Es ist die erste Lesung im neuen Mundartliteratur-Archiv, das am Samstag eingeweiht wurde.

Der kleine Raum ist voll, die Zuhörer erfreuen sich an den Wortspielereien und den süffigen Dialektgedichten des Oberdörfer Autors. Es sind Alltagsgeschichten, die Burren seiner Umgebung ablauscht und die dank der Mundart schnell verständlich wirken; wegen den Wortspielen teils aber trotzdem zum Denken anregen über das Wunder der Sprache («I wett de gseit ha, das i nüt gseit ha»); teils auch einfach bekannte Situationen zeigen, wie etwa unliebsame Begegnungen mit schlecht erzogenen Hunden.

Nach der Lesung wurde der «Sprachatlas der deutschen Schweiz» vorgestellt und das Archiv im ersten Stock präsentiert. Wir unterhielten uns mit Autor Ernst Burren:

Die solothurnische Mundart ist zwar nicht so berühmt wie das bei den Werbern beliebte Graubündnerische. Was macht sie aber trotzdem besonders?

Ernst Burren: Es gibt ja verschiedene solothurnische Mundarten. Die von mir geschriebene leberbergische Mundart tönt ähnlich wie die Berner Mundart. Als ich zu schreiben anfing, meinten viele Leute, ich schreibe Berndeutsch. Dieser Dialekt wird geschätzt, weil er sympathisch klingt und gut verständlich ist. Dies trifft auch auf unsere Mundart zu.

Warum haben Sie immer Mundart geschrieben?

Ich war immer am Gesprächsstoff der Menschen interessiert. Es ist schwieriger, diesen auf Hochdeutsch darzustellen, weil wir eben miteinander in unserer Mundart sprechen. Mundart ist ja bei den Jugendlichen sehr beliebt, auch beim Schreiben.

Wie erklären Sie sich das?

Die Liebe zum Mundartschreiben bei den Jungen kenne ich nicht. Vielleicht können sie in der Mundart besser ausdrücken, was sie bewegt. Viele hören ja auch gerne Mundartpopsänger und Slammer, die ihre Texte in der Mundart verfassen.

Warum braucht es ein Mundartliteraturarchiv?

Das Mundartarchiv braucht es, damit die ganze Mundartliteratur an einem Ort in der Schweiz betreut wird und von interessierten Literaturfreunden besucht werden kann. Sie finden hier Bücher, die längst vergriffen sind und auch solche, die sich theoretisch mit Mundartbüchern befassen.

Welches sind Ihre fünf liebsten Mundartwörter und warum?

Ich habe keine Mundartwörter, die ich besonders liebe. Viele Mundartwörter sind in den letzten Jahrzehnten verschwunden. Dafür brauchen wir manche Wörter, die wir aus anderen Sprachen übernommen haben, besonders aus dem Englischen. So verändert sich unsere Mundart, bleibt aber eine lebendige Sprache.