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Für drei Tage wird Solothurn wiederum zum Zentrum der Schweizer Literatur. Am Donnerstagabend sind die 39. Solothurner Literaturtage gestartet.
Gerade noch wünscht sich Landammann Remo Ankli «aufklärerische Diskurse» von den 39. Solothurner Literaturtagen. Dann steht auch schon Eröffnungsredner Ilija Trojanow auf der Bühne des Stadttheaters und liefert prompt, was verlangt worden ist. Mit Witz legte der deutsche Schriftsteller und Verleger am Donnerstagabend dar, auf wie absurde Weise jeweils ein Kanon guter Literatur erstellt wird: In Frankreich stehen französische Autoren an der Spitze, in Deutschland deutsche, in England britische.
Unter dem Deckmantel literarischer Qualität würden letztlich nur Privilegien verteidigt und Grenzen gezogen, in denen Autoren nicht-westlicher Länder fehlen würden. Während europäische Kletterer ins Himalaja-Gebiet reisten, hätten es sich «die literarischen Leitwölfe» Europas auf der Mont-Blanc-Spitze gemütlich gemacht und würden sich von fremder Literatur gar nicht überraschen lassen wollen.
«Ich habe jede Menge Menschen getroffen, die es sich in der literarischen Enthaltsamkeit kommod eingerichtet haben», sagte Trojanow und warb für eine Blinddegustation von Literatur. Denn: «Wer besoffen ist von der Bedeutung des Eigenen, schlittert leicht in das Provinziale.»
Bilder der Solothurner Literaturtage:
130-mal aufregende Texte und 130- mal anregende Köpfe, versprach Literaturtage-Leiterin Reina Gehrig. 70 Autorinnen, Autoren, Übersetzer und Übersetzerinnen werden bis zum Sonntag in Solothurn ihre Werke vorstellen, debattieren und Fragen stellen. Fake News gebe es dabei keine. Es gehe in den kommenden Tagen nicht um die Wahrheit, sondern um die Möglichkeiten der Wahrheit, sagte Gehrig in Anlehnung an Peter Bichsel. «Geniessen wir es.»
Lesen werden etwa Jonas Lüscher, Urs Faes, Tim Krohn, Ilma Rakusa und Michael Fehr. Auch zwei Autoren aus dem Kanton Solothurn sind vertreten. Der Oltner Alex Capus liest am Sonntagabend aus «Das Leben ist gut». Mundartschriftsteller Ernst Burren (Oberdorf) wird sein neues Buch «Dr Chlaueputzer trinkt nume Orangschina» ebenfalls am Sonntag vorstellen.