Der Dreigänger im «Kreuz», «Salzhaus» und «Alten Stephan» brachte unterhaltsame Kost nicht nur auf dem Teller.
Solothurn liebt Comedians, Poetry Slam, Kabarett, Kleinkunst. Und pilgert deshalb jeweils in Scharen an drei Abenden in die drei Aufführungsorte. Seit Jahren das bewährte Dreigänger-Trio: «Kreuz», «Salzhaus» und «Zum Alten Stephan.»
Das Rauchforellenmousse von Salzhaus-Chefkoch Christian Härtge schmeichelt noch der Zunge, da geht auch schon die Post ab: «InterroBang» füllen den Raum mit ihren Stakkato-Botschaften, ein Solo zwischendurch für Valerio Moser, dann auch für Manual Diener, meist aber zusammen. Aber was heisst da schon zusammen? Der eine (Moser) ist der grimmige Background des Andern (Diener) wenn es im Zug um die Mutter aller Fragen geht: «Isch do no frei!?»
Der Ausschnitt aus dem derzeitigen Programm «Schweiz ist geil» ist das Herzstück ihres «Salzhaus»-Auftritts, mit einem Finale in der Schöpfungsgeschichte, als Eva die Schlange fragt: «Isch dä Öpfu no frei?» Oder das Finale der zweifachen Schweizer Meister im Team Poetry Slam: der Fondue Blues. Genial das Schlussgebet, das «Fondue unser». Amen! Pardon: Emmi!
Genau hinhören ist bei Andres Lutz wichtig. Nicht weil der Mitgewinner des Salzburger Stiers, alias Dr. Lüdi, seine rasant vorgetragene Performance mit Trommelwirbel auf einem Putzkessel hinterlegt. Das Tempo allein ist es auch nicht, nein, er kann und will gar nicht richtig verstanden werden. Genussvoll zerhackt Lutz den Sinn des Satzes zum Fragment, das dem nächsten einen anderen Sinn gibt.
So werden im Nachrichtenmagazin Fünf nach Zwölf Nachrichtenschnipsel zu absurden News gebündelt, desgleichen Inserate aus der «Tierwelt» - «neben Homer und Shakespeare die schönste Literatur.» Da gibts im Angebot eine Originalmumie des Hundes Anubis «absolut geruchfrei», oder eine Schlange geht als Gartenschlauch an die Fasnacht. Skurril-surreale Poesie, an der Tafel so spitz, wie das Fleisch des Hauptgangs, das wir nun verdauen.
Panna Cotta, Rhabarber, Dulce de leche. Das Dessert ist eine Wucht. Und damit meinen wir auch Uta Köbernick. Die 41-jährige gebürtige Berlinerin hat es faustdick hinter den Ohren. Fast zögerlich verlegen zupft sie an der Gitarre herum, verzieht die Lippen, um dann im Kurzsong, der wie ein Liebeslied beginnt, dem Verflossenen den Tritt in den Hintern zu geben.
Dazwischen diese Lebensweisheiten aus dem Lande Absurdistan: «Wenn ich mir ein Beispiel nehme, fehlt es woanders.» Oder: «Du hast Dich liften lassen? Ist ja spannend!» Auf der Violine beginnt verheissungsvoll, was abrupt im Gag des Abend endet. Wir verraten ihn nicht, aber er verblüfft. Chapeau, Frau Köbernick!
Sie setzt noch einen drauf: Singt plötzlich in Mundart «Mir hei jo üs!» Das Publikum tobt. Und Dreigänger-Co-Organisator Marco Lupi ist konsterniert: «Sie lebt ja schon seit dem Jahr 2000 in Zürich. Das vorher war aber eindeutig bärndütsch – ich muss sie fragen, warum...»
Nun, die Schauspielerin und Sängerin stand schon lange auf dem Wunschzettel von Lupi und seinem OK-Kollegen Martin Stebler. «Unser Ziel ist es ja immer, einen möglichst guten Mix bei den drei Auftritten zu haben. Und das ist uns dieses Jahr sicher wieder gelungen.»
Wie lange es den Dreigänger schon gibt, weiss Lupi gar nicht mehr so genau. 15 oder 16 Jahre vielleicht. Wann es den beliebten Anlass aber nicht mehr geben wird, weiss der Organisator ganz genau: «Wenn Gerhard Polt kommt, dann hören wir nachher auf.» Und seufzt: «Nein, wir haben ihn noch nicht kontaktiert. Das geht wohl nur über persönliche Kontakte.»