Startseite Solothurn Solothurn Stadt
Der honolulesische Fasnachtsumzug förderte einmal mehr den Einfallsreichtum motivierter Narrengruppen zutage. Das Schlechtwetter schmälerte zwar die Zuschauerschar, nicht aber die gute Stimmung.
Der Nieselregen, der sich im Laufe des Fasnachtsumzuges glücklicherweise verflüchtigte, verhinderte nicht, dass sich dieses Highlight problemlos abwickeln konnte. Das Narrenvolk weiss damit umzugehen und das Beste daraus zu machen. Erneut beeindrucken Zünfte, Guggenmusigen und Gruppen mit Einfallsreichtum.
Sie gefallen, die detailversessenen Wägen, filigranen Kostüme und inbrünstig-virtuosen Klänge. Die Bezüge überzeugen das ferien- und wetterbedingt weniger zahlreich erschienene Publikum während 92 Minuten. Als Wiedergutmachung hat Petrus für den zweiten Umgang am Dienstag Sonnenschein angekündigt.
Im Schariwari-Kostüm eröffnet der Tambourenverein Solothurn traditionell um 14.31 Uhr nach dem Böllerschuss den Narrenreigen. Schwariwari, weil die Junge Garde neu eingekleidet wurde. Für die Zuschauenden wurde es ein buntes Rätselraten, welches Kostüm, in welchem Jahr getragen wurde. Eine Hommage an Kantons- und Stadtpolizei präsentiert die Fasnachtszunft Vorstadt. Das Zugfahrzeug ein Gefängnis, auf dem Anhänger ein Streifenwagen, der den Kronenstutz hinunter fährt. Die Aare-Jätter-Gugge kommt gotisch düster daher, meint aber, sie bliebe trotzdem lustig und chaotisch. Die Altstadt-Rueche nehmen die Billig-Fliegerei aufs Korn und bieten Einblick in effektives Check-In. Ohne Instrumente sucht die Wybeeri-Gugge nach einem verlorenen Wybeeri. Augenweiden waren dafür ihre Kostüme. Bereits «börn-out» gezeichnet führt die Narrenzunft Honolulu erste Auswirkungen des behördlich verordneten Schneckentempos in der St. Niklausstrasse vor.
Gezogen von einer Schnecke, muss der Bus eine Notbremse machen und stoppt so die nachfolgenden Autos. Seit 30 Jahren bereichern die Gassefäger die Umzüge, diesmal auf fliegenden Teppichen. Ihr Jubiläum feiern sie am Dienstag-Umgang: 25 Ehemalige werden 25 Kostüme aus diesen Jahren präsentieren. Die Tannewäg-Zunft widmet sich dem eingeschränkten Solothurner Nachtleben. Auf dem Dach des Solheure liegt das Skelett eines übrig gebliebenen Partygängers. «Rund um» barock um die Stadt geht es bei den Kladeredätsch zu und her. Ihre Bälle hängen «rund um» an ihrem Kostüm.
Wieder in voller Wagen-Pracht präsentieren sich nach einer wagenlosen Fasnacht die Hudibras-Chutzen. «Feik Nius» setzen sie lebendig in die Welt. Die Zünfter düsen wie der rasende Reporter Tim aus Tim & Struppi herum. Die Grashüpfer feiern ihr 20-Jähriges als Schlümpfe. Sie wollten nicht als Geburtstagstorten glustig machen. Die Zuchler Sans-Gêne-Zunft verbindet «rund um» mit der aktuellen Weltlage. «Es isch schlimmer aus es würkt!», heisst es bei den Sümgaggophonikern: weil an ihrer GV viel gelacht wurde.
Bei der Fussgruppe der Glunggehüpfer ist «rund um» alles «ghüslet» bunt und grün. Auch die Ambassadonner verbinden zwei Ereignisse. Zwei ihrer Mitglieder sind seit 40 Jahren dabei und wünschten gefahren zu werden. Anderseits spielen sie auf den letztjährigen Dienstag-Umzug an, als ihre Gringe fast in die Aare geweht wurden. Daraus wurde «ballonaare» und Heissluftballons mit fahrenden Körben. Anders gäng wie gäng «Die Wüude». Mit monströser Orgel und Kirchenmusik setzen sie einen eben anderen Akzent. Hallelujah! Tonlos einmal mehr. Offenbar war der Gugge Blooschopf der Orkan Burglind Musik genug. Sie verbinden ihr «Si hei gfrogt, obs stürmt dusse» mit ihm. Bei den Stedtli-Gumslen «gumselt» es grün um ihren Wagen. Sie lassen die Hippie-Zeit aufleben. «Rund um agfrässe», das sind die Guggetschi seit 1991. Ihr Symbol, der angefressene Apfel, inspirierte sie: Als Giggetschi, Gräubschi, Bürzgi usw. sind sie dabei.
Im Gegensatz zum Stammverein darf sich die Trommelschule des Tambourenvereins eines neuen Kostüms erfreuen, und zwar als Waggis. Aus dem Nachwuchs-Umzug ziehen die «4 Väter im Schnee» und die Unterleberberger Jaul vor den 11-i Schränzern durch die Gassen. Musikalisch ganz ihrem Sujet Ägypten ergeben, sind Melodie und Kostüm aufeinander abgestimmt. «Hinterwäudner» und Konfettifrässer, qualifizierten sich ebenfalls über den Nachwuchs-Umzug. Bunt und kunterbunt kommen die Glänggeler daher. Pop und Art TV-tauglich gemäss ihren Gringen. Das Aussengrill-Verbot interpretieren die Herregäägger. Sie grillen Grillen. Übrigens, die Derendinger emanzipierten sich von ihren Postwägeli zu Zugfahrzeug und Anhänger. Diesmal stampfen die Konfettis nicht, sondern sie dampfen.
Als Eulenspiegel gehen sie auf die gute alte Dampf-Eisenbahn. Dem Film «Mad Max» entnahmen die Muttiturmbiisser ihre Idee. Düster ihr rauchender Tanklastwagen mit ebenso düsteren Kostümen. Venezianisch begehen die Weihere Schränzer ist 50-jähriges Bestehen. Mit 58 Teilnehmenden kennen sie einmal mehr keine Grenzen. Der Duft einer Riesen-Grillwurst erfüllt die Umzugsroute dank der Provinznarren aus Zuchwil. Das Verbot lässt sie nicht abhalten, den Grill voll dampfen zu lassen. Schnell, kurz und bündig in zehn Sekunden sei die Mamfi-Guggemusig zum Sujet «≠Ma Tscho» gekommen, Hauptsache, jeder Mamfi habe ein Kostüm.
Dem neuen Bettenhaus im Bürgerspital widmet sich die Weschtstadt. Die Zünfter kommen als fitte Schwestern. Den Abschlusswagen mit eigenem Nachwuchs bildet ein Rettungsfahrzeug. Orientalisch geben sich die Guggeschränzer. Auch sie mit einer Verbindung zwischen dem UNO-Motto und «1001 Nacht». Die Pistazien warten mit einem Schrottplatz auf. Ihr Doppelmotto verkuppeln sie mit dem Musical Cats. Das Kuba-Feeling bringen die Schanzennarren ein. Ein Mitglied machte dort Ferien.
Somit war das Motto gegeben und der «Cuba Gentlemen Club» gegründet. Ihre Zutaten wie ein Chevrolet-Schlitten und Riesen-Rum-Flasche fallen auf. Nicht nur in, sondern rund um Solothurn kennt man die Chrumm-Durm-Sumpf-Chroniker-Guggemusig. So erklären sie ihr Motiv. Mit Hühnerei spielt der Hauptgassleist auf den Freilandeier-Skandal in Deutschland und weiteren EU-Ländern an. Ihr Mähdrescher zieht einen Hühnerstall und als Schlussbouquet ein Osternest durch Alt- und Vorstadt.