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Das Röschti-Essen der Perspektive mobilisierte im Kapuzinerkloster die Prominenz und das Publikum gleichermassen.
354 knusprige Portionen Rösti, nach Wunsch mit Raclettekäse, Spiegelei, Speck und Birnen angereichert, sowie ein reichhaltiges Kuchenbuffet erfreuten die Gäste im Kapuzinerkloster. Gastgeberin des traditionellen «Röschti-Ässe» war wie jeden Herbst die Perspektive, die sich Menschen annimmt, die von einer Suchtproblematik betroffen sind, und hervorragende Präventionsarbeit leistet.
Der Lärmpegel ist hoch im verwinkelten Erdgeschoss des alten Gemäuers, wo die Brüder des Kapuzinerordens einst im Sinne des heiligen Franziskus von Assisi für bedürftige Menschen tagtäglich einen Teller Suppe bereithielten. Eine Parallele zum heutigen Anlass ist unverkennbar. Nach bewährter Solothurner Art sitzen an diesem Mittag das «gewöhnliche Volk» und die Stadtprominenz an einem Tisch. Man kennt sich und freut sich über das Zusammentreffen. Das schwitzende Servicepersonal jongliert flink die Teller mit den dampfenden Röschtivariationen hin und her.
In der Küche, wo es nicht selten zu einem Stau kommt, führt der Afghane Gul Schinwari mit lauter Stimme das Zepter. «Als ich in die Schweiz kam, wusste ich nicht, was eine Röschti ist, inzwischen habe ich die Schweizer Küche lieb gewonnen», sagt er lächelnd und wendet sich gleich wieder der Küchenmannschaft zu.
In einem Raum nebenan wendet der Koch der Gassenküche, Nico Studer, die immer goldgelber werdende Nationalspeise in drei riesigen Gusseisenpfannen. Auf Hochtouren wird auch im «Getränkeraum» gearbeitet. «Noch ein Halbeli Rote», ruft Pirmin Bischof. Er ist einer der 26 Solothurner Promis, die mithelfen. Wie auch die 49 Mitarbeitenden der Perspektive, sind sie überall im Einsatz und arbeiten nach dem Prinzip, Randständigen eine warme Mahlzeit in der Gassenküche zu ermöglichen. Denn: Mit einem Teller Röschti für 28 Franken finanzieren die Besucher einem Bedürftigen vier Mahlzeiten in der Gassenküche.
Auch für die frisch gewählte Nationalrätin Franziska Roth, die als Urgestein zum Servierpersonal gehört, ist die Teilnahme eine Selbstverständlichkeit: «Ich freue mich, dabei zu sein, weil der Erlös jenen zugutekommt, die am Rande der Gesellschaft stehen. Der Anlass ist hervorragend organisiert, und die Gäste kommen, weil sie nicht nur nehmen, sondern auch etwas geben möchten.»
Über den diesjährigen Erfolg und den reibungslosen Ablauf freut sich auch Klosterverwalter Urs Bucher, der den Anlass zusammen mit Roberto Zanetti vor 13 Jahren an der HESO ins Leben gerufen hat. Während sich die Räume langsam lichten, zieht er Bilanz: «Wir haben 180 kg Kartoffeln, 12 kg Bratspeck, 35 kg Käse und 270 Eier verarbeitet», verkündet er stolz und fährt fort: «Insgesamt haben die ehrenamtlich im Einsatz stehenden Mitarbeitenden der Perspektive 162,5 und die «Promis» 47,25 Stunden Arbeit geleistet.» Bereits am Freitagabend hätten zehn Personen während rund vier Stunden Kartoffeln «gespitzt» und Salat gerüstet. Froh darüber, dass die Perspektive erneut auf bewährte Helfer und viele Stammkunden zählen konnte, ist auch deren Geschäftsführerin Karin Stoop. «Was wir erlebt haben, ist ein grosses Geschenk.»