Mit den richtigen Mitreisenden nebenan wird die nächtliche Reise im öffentlichen Verkehr ein für die Ohren schmerzvolles Abendteuer
Ich schlenderte über den Märet und dachte nichts Böses. Dann drehte ich mich um und sah Jungfreisinnige. Sie sammelten Unterschriften. Am Märet! Mitten auf dem Märetplatz! Da geht doch jedem sofort durch den Kopf, wie 2012 die Jungen Grünen von der Stadtpolizei beim Sammeln von Unterschriften vom Märet weggewiesen wurden, wie ein Rentner im Herbst 2013 bis vor den Regierungsrat zog für seine politischen Rechte. Und unterlag: Denn am Märet hat die Wirtschaft Vorfahrt.
Wir Konsumenten werden von langsam Laufenden, von Kinderwägen, von Velos und Fasnachts-Plaketten-Verkäufern schon genug gestört. Bitte keine Politik am Samstag! Nur an den Ständen am Bieltor, beim Roten Turm und am Kronenplatz ist das erlaubt. Und jetzt dürfen die Jungfreisinnigen mitten auf dem Platz stehen. Wenn das nicht ... Ich weiss nicht, ob die Jungpolitiker den Morgen überlebt haben, ohne doch noch von der Stadtpolizei behelligt zu werden. Aber immerhin: Sie sammelten Unterschriften gegen die Regulierungsflut.
Gleich neben dem «Bistraito», wo die Lex Wurst den Aussengrill verbieten will. Sie sammelten in der Stadt, wo der Fernwärmezwang jetzt richterlich legitimiert ist. Und auf einem Märetplatz, wo man an Markttagen eigentlich nicht Unterschriften sammeln darf. Das ist ja schon fast ziviler Ungehorsam von der FDP, schon fast eine Demo. Aber für die bräuchte es noch mehr Bewilligungen.
Doch zu etwas anderem: dem Verkehr im öffentlichen Verkehr. Es gibt Momente, da ist es wirklich schön, in Solothurn anzukommen. Sie glauben es nicht? Setzen Sie sich samstagabends in Bern in den letzten RBS nach Solothurn. Erkämpfen Sie sich einen der wenigen noch freien Plätze. Versuchen Sie jetzt nicht herauszufinden, ob im Abteil nebenan der besoffene Verbindungsbruder und sein Mageninhalt die Fahrt durchhalten.
Ignorieren Sie den McDonald’s-Duft, der Sie hinterrücks angreift. Halt in Jegenstorf. Fraubrunnen. Büren zum Hof. Schalunen. Bätterkinden. Hören Sie nicht den drei jungen Frauen in Ihrem Abteil zu. Der Alkohol hat ihnen Hemmungen genommen. Sie reden gerade über ihr Sexleben. Mich hat niemand gefragt, ob ich das hören will, ob ich wissen will, wann sie das letzte Mal mit wem ... Es war übrigens ein Typ, der schon bei DSDS (Deutschland sucht den Superstar) dabei war. Ehrlich. Endlich: Solothurn.
Und zum Schluss noch der Aufsteller der Woche. Ich hatte Weihnachten schon vergessen, als mich diese Woche das rührigste Solothurner Spielwarengeschäft anrief. Ich hatte beim Einkaufen vor Weihnachten meine Natelnummer angegeben. Die Verkäuferin war sich nicht sicher gewesen, ob zum Spielzeug nicht noch ein kleiner Magnet gehört, der im Vorweihnachtsrummel im «Müggli» verloren gegangen sein könnte. Jetzt, drei Monate später kam es zum Vorschein. Und meine Natelnummer war noch da. So viel Sorgfalt erklärt, warum man nicht im Internet einkauft. Ich gehe den Magnet abholen. Gleich nach dem Märet!