Solothurner Band
Goldene Schallplatte: Die Hardrock-Lorbeeren liessen sich bei «Killer» Zeit

Die langverdiente Solothurner Rockband «Killer» holt sich nach 38 Jahren erstmals eine goldene Schallplatte.

Andreas Kaufmann
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Die Solothurner Hardrock-Band Killer (Formation 2019)

Die Solothurner Hardrock-Band Killer (Formation 2019)

Solothurner Zeitung

«Das ging jetzt aber schnell», lässt Kultrocker Crown Kocher verkünden und spricht damit die Goldene Schallplatte an, die die Hardrocker von «Killer» nun 38 Jahre nach der ersten Albumproduktion endlich an die Wand hängen können. Natürlich hat der 67-jährige Bandleader im Sträflingsanzug und Letzter der «Killer»-Gründer damit einen durchwegs ironischen Kommentar abgegeben, er freut sich aber nichtsdestotrotz wie ein frischgebackener Familienvater, als er auf dem Handy die Videosequenz zeigt, in der er – endlich – die goldgelb glänzende Scheibe in die Linse hält.

Eine Zufallsentdeckung

Die Feierlaune nach der vergangenen Releaseparty des Albums «Screamgunn» im Biberister «P9» hallt nach – bei Gitarrist Kocher, sowie den anderen Bandmitgliedern, also bei Leadsänger Patrick Strobel, Gitarrist Peter Berger, Bassist Mirko Buccio und Drummer Roberto Antonucci. Dabei ist die goldene LP, die für 25 000 verkaufte Einheiten vergeben wurde, einer Zufallsentdeckung des «Killer»-Produzenten zu verdanken, der mal nachgerechnet hat, was vom neuen Album «Screamgunn» über die verschiedenen, auch digitalen Kanäle zusammenkam.

«Es war eine Zangengeburt»

Die Lorbeeren sind hart verdient, so der Eindruck, wenn man sich Kochers Rückblende anhört: «Es war eine Zangengeburt», erinnert er sich. Entstanden sei die Idee im Jahre 2006, als sich die Band nach Eiszeiten und mehreren Tal- und Bergfahrten im Nachgang eines Konzerts im Kofmehl ans Herz fasste; nämlich eine Tournee zu lancieren – was aber wiederum ein entsprechendes Album voraussetzen würde. «Lange war ‹Killer› ein netter Zeitvertreib gewesen, plötzlich war aber der Moment gekommen, da es sich lohnte, Zeit und Geld zu investieren», sagt Kocher. «Gleichzeitig hatte ich genug davon, in kleinen Bars zu spielen, wo sich der Aufwand kaum lohnt und die Gage nicht einmal ausreicht, um die Road-Crew zu bezahlen.»

Akustischer Feinschliff in Portland

Dann, als weitere Hürde, habe sich zum Start der Aufnahmen im vergangenen Jahr ein Besetzungswechsel aufgedrängt, so dass sich das Lineup in der heutigen Form zeigt.
Und die Finanzierung über eine Crowdfunding-Plattform harzte, sodass man auf andere Mittel zur Finanzierung angewiesen war. «Letztlich kostete die ganze Produktion soviel wie ein Mittelklassewagen», rechnet Kocher vor. Gekrönt wurde die CD-Produktion mit einem akustischen Feinschliff «made in the USA». So verantwortete mit Toningenieur Adam Ayan eine Koryphäe seines Fachs das Mastering der Platte.

«Wir durften nach Portland ins Studio fahren und den Prozess begleiten», sagt Kocher. Dass er die Geschichte so erzählt, als wäre ihm eine Papstaudienz gewährt worden, hat seine musikalischen Gründe: Ayan hat bereits für andere Grössen wie «Def Leppard» oder «Queen» gearbeitet. «Bevor er den Auftrag aber überhaupt angenommen hat, wollte er hören wie wir klingen, und er wurde dadurch überzeugt.»

Gradliniger Hardrock

«Am Sound hat sich zum Glück nichts geändert», beschreibt Crown die Scheibe. Tatsächlich findet sich auf dem Album «Screamgunn», welches ab Juli auch als Vinyl-LP erscheint, gradlinigen Hardrock, wie man ihn auch sonst von «Killer» kennt. Und dies verteilt auf zwölf Portionen, die von balladesk bis schweisstreibend reichen. Gerade bei Stücken wie «Sugardaddy Boogie», eine Eingebung, die mitten in der Nacht zu Kocher kam, oder «Mr. Superman» wirkt der Ohrwurm-Faktor. Ebenso bei der eingängigen Ballade «Hold you», die Kochers im Januar verstorbenem Weggefährten Duco Aeschbach gewidmet ist. Oft hat dieser die Band in seine Probekeller begleitet und ihr in ihrer Arbeit den Rücken gestärkt. «Ich habe ihm das Stück sogar am Grab mit Bluetooth-Böxli abgespielt», sagt Kocher.

Killer im Jahr 2017: v.l. Andy Lickford, Peter Berger, Roberto Antonucci, Emi Bassbabe und Crown Kocher.
11 Bilder
So sah das noch ganz zu Beginn aus: Killer im Jahr 1981.
Ende 1982 waren Killer Vorband von Motörhead auf deren Deutschland- und Schweiz-Tournee
Konzert im November 1982 in Ludwigshafen. Nach dem Konzert verspielte Crown Kocher seine ganze Gage beim «PacMan»-Spiel.
Lemmy Kilmister von Motörhead mit Crown Kocher
Darauf folgte ein Konzert in Offenbach. «Schon beim ersten Ton merkte ich, dass sich bei uns langsam eine gewisse Professionalität breit machte», schrieb Crown Kocher dazu.
Ein Revival gabs 20 Jahre nach dem grossen Erfolg. 2002 trat die Band im Kofmehl auf.
Das nächste Konzert gabs dann 2006, ebenfalls im Kofmehl. Im Bild: Leadsänger Andy Lickford.
Der Böse-Buben-Look gehörte von Anfang zu Killer. Ein Bild aus dem Jahr 2011.
Die Solothurner Band Killer
Andy Schumacher, Andy Lickford, Crown Kocher, Noisy Miller, Rob Strangler

Killer im Jahr 2017: v.l. Andy Lickford, Peter Berger, Roberto Antonucci, Emi Bassbabe und Crown Kocher.

MD9.ch

Für ihn, der sich als Altrocker kaum bremsen lässt, wird der Weg mit «Killer» weitergehen. Gerade in Deutschland und den USA erfreut sich die Band besonders grossen Beliebtheit. Und das ans Aufhören nicht zu denken ist, kommt wohl am besten in einem Songtitel der Platte zur Geltung: «Rock hasn’t enough from me» - «Rock hat nicht genug von mir.»