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Ich erlebe gerade den Kater meines Lebens. Und Schuld daran sind die Solothurner Biertage.
Dass ich heute etwas Mühe haben würde, aus dem Bett zu kommen, davon war ich überzeugt – schliesslich geht man ja auch nicht an die Solothurner Biertage, um ein Coke Zero zu trinken. Dass ich jedoch erst dreieinhalb Stunden nach dem Wecker aufwache, mit heftigsten Kopfschmerzen, den Socken noch an den Füssen und dem Make-up noch im Gesicht, das habe ich dann doch nicht erwartet.
Ich mag Bier, sehr sogar. Der ganze Hype ums Bierbrauen erschloss sich mir bis anhin jedoch nicht. Mir reicht es, eine helle Stange bestellen zu können, ich muss nichts wissen von Ober- und Untergärung, Indian Pale Ale oder Pfirsich-Hopfen. Bier trinken ja – aber bitte mit Stil!
Die 50 Schweizer Mini- und Makrobrauereien, die ihre Biere anlässlich der Solothurner Biertage jeweils in der Reithalle feilbieten, haben sich aber genau darauf spezialisiert – und so sprudeln saure, goldene, parfümierte und starke Biere aus den Zapfhahnen, heissen Schokoladen-Stout oder Feen-Bier und lassen den Otto-Normal-Feierabendbier-Trinker staunen ob so viel Kreativität.
Nun gut, so wollte ich also testen ob mir das schmeckt.
Und das tat es.
Mein erstes Bier an diesen nicht nur in Solothurn schon legendären Biertagen (dieses Jahr findet bereits die 15. Ausgabe statt) entschied über den Verlauf des Abends. Das «Chopfab» aus Winterthur schmeckte fruchtig und herb. Köstlich! Ein zweites folgte sogleich, ein Bergamotten-Amber-Bier der «Officina della Birra» aus dem Tessin. Ich liebe es! Die mit Perücken verkleideten, ausschliesslich Italienisch redenden Herren hinter dem Tresen waren sichtlich erfreut anlässlich des unübersehbaren Genusses einer jungen Frau, die gerade die Brauereikunst entdeckte.
Die Stimmung stieg mit fortschreitendem Abend – nicht nur bei mir. Sämtliche lokale A-Prominenz, Nationalräte, Chefredaktoren, Gewerbler und andere stadtbekannte Gesichter taten sich am exklusiven Gerstensaft gütlich. Das hat «gfägt»! Auch, dass ich auf der Damentoilette kein einziges Mal anstehen musste – die Publikumsschar bestand schätzungsweise zu 90 Prozent aus Männern.
Am Schluss des Abends waren es 13 wunderschöne, kühle Biere, die ich mir gönnte. Das weiss ich, weil meine nette Begleitung sie zählte. Dass ich mich nur noch an sieben von ihnen erinnern kann, ist schade. Dass ich heute leide, nicht. Denn jetzt weiss ich: Die Solothurner Biertage machen Spass.