Hotel Krone
Geht der historische Inhalt der «Krone» nach China?

Die Räumung des Hauses ist angelaufen, doch das wertvolle Inventar geht wahrscheinlich nach China. Ein Geschäftsmann aus dem Reich der Mitte soll sich in das Interieur verliebt haben. Womöglich steht in Shanghai bald eine neues Hotel «Krone».

Wolfgang Wagmann
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Das Hotel Krone muss bis am 31. Oktober geräumt sein
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Das Interieur machte den Charme der Krone aus
Spiegel und Leuchter sind begehrte Objekte in China
Das Interieur aus dem Solothurner «Hotel Krone» geht nach China
Im Herbst 2014 sollen sich die Pforten des umgebauten Hotels Krone wieder öffnen
Bälle wie der Casinoball gehörten seit jeher zur Krone
Das Wirtshausschild der Krone wird weiterhin für ein Hotel mit Restaurant stehen
Der Krone-Saal mit seinem Barock-Interieur sah schon unzählige gesellschaftliche Anlässe
In die Mulde flog bisher nur Wertloses

Das Hotel Krone muss bis am 31. Oktober geräumt sein

Zur Verfügung gestellt

«Chinoiserien» oder chinesische Einrichtungen, waren einst beim Solothurner Patriziat sehr beliebt - zumindest ein Zimmer im Museum Blumenstein ist in chinesischer Tuschmalerei auf Reispapiertapeten gehalten. Doch nun hat China offenbar den Solothurner Barock entdeckt. Und will ihn beispielsweise in Shanghai haben, und zwar im Original. Die Kulisse darum kann man ja immer noch nachbauen. Aber immer schön der Reihe nach.

Denn bekanntlich haben zwar Stadt und Kanton Solothurn das Traditionshotel vor einigen Monaten für 9 Mio. Franken erworben und wollen es von der Credit Suisse Funds AG als Investor und Baurechtsnehmerin umbauen lassen. Nicht im Kaufpreis inbegriffen war jedoch das Inventar, also Kristallleuchter, Spiegel, Bilder, Teppiche, Möbel und sonstige Antiquitäten. Bis auf wenige Stücke war auch die mit den Umbauplänen befasste Credit Suisse nicht am Inventar interessiert, und die Familie Dörfler, noch bis am 1. November Besitzerin des Ende Juli geschlossenen Hauses, stand vor der Frage: Versteigerung (Gant), Einzelverkauf oder eine Gesamtlösung durch einen Käufer?

Jetzt wartet man aufs Geld

«Noch ist alles da!», versichert Gregory Dörfler, obwohl diese Woche ein riesiger Kran Mulde um Mulde gefüllt und den Kronenstutz versperrt hatte. «Wir haben nur das Gerümpel aus dem Estrich und in den Personalzimmern entsorgt.» Die auffällige, alte, schöne Holztruhe gehört aber dem Burgerleist, sie wurde ins neue Leist-Domizil im Palais Besenval transportiert.

Das eigentliche Inventar jedoch harrt seines neuen Besitzers - ein chinesischer Oligarch, einer der reichsten Männer Chinas soll sich in das «Krone»-Interieur» regelrecht verliebt haben, so Dörfler. «Es gibt einen unterschriebenen Vertrag», erklärt der Hotelier, wonach das gesamte Inventar an den chinesischen Geschäftsmann übergeht - sofern die vereinbarte Anzahlung und die weiteren Zahlungsraten in Solothurn eintreffen. Wenn nicht, «dann hätten wir schon einen weiteren Interessenten», meint Gregory Dörfler.

Zweite «Krone» am Yangtsekiang?

Der Name des möglichen neuen Eigentümers wie die Höhe des Deals sind top secret, doch immerhin lässt sich Gregory Dörfler etwas zur Motivation des chinesischen Interessenten an den «Krone»-Leuchtern und Barocktischchen entlocken. Offenbar möchte der Geschäftsmann das Hotel Krone im so genannten «French Quarter» von Shanghai nachbauen - und eben mit Originalmobiliar aus dem fernen Solothurn ausstaffieren.

Der Interessent unterhalte mehrere Firmen in Europa, «und ist in China im Hotelgeschäft aktiv.» Sein Ziel sei es, dort Hotels zu bauen, denn «in China herrscht diesbezüglich grosser Nachhofbedarf.» Doch beschränke er sich auf diesen Geschäftszweig in China, «in Europa tritt er nicht als Investor bei Hotels auf, kam also auch im Fall der ‹Krone› nicht in Frage», erklärt Gregory Dörfler. In Fernost liegt der Nachbau europäischer Sehenswürdigkeiten gross im Trend, kürzlich wurde in China ein ganzes nachgebautes österreichisches Alpendorf eröffnet. Ob die Solothurner Replika «Krone» heissen würde, ist eher fraglich. «Couronne» drängt sich im «French Quarter» eher auf, oder eben auf chinesisch - «Guang».

Hamburger aus der Garage?

Noch ist in oder vielmehr vor der «Krone» das Leben nicht ganz erloschen. Die «Suteria» führt die Gartenwirtschaft weiter und unten am Kronenstutz kann auch Modistin Nelly Mathys vorläufig noch weiter geschäften. Auch die alte «Kronen»-Garage mit den leer stehenden Personalzimmern gehört nicht zum neuen Stadt-Kanton-Besitz, sie blieb bei Dörflers. Gerüchte - sie drangen bis zu Stadtpräsident Kurt Fluri - wonach die Garage an McDonalds gehen soll, und dieser im Seilergässlein unterhalb von St. Ursen einen «Mac» mit Dachterrasse einrichten will, dementiert Gregory Dörfler. «Wir haben den Mietern der Einstellplätze gekündigt, weil wir die Garage möglicherweise als Zwischendepot für das Hotelinventar brauchen würden.» Dies im Fall, sollte die Verkaufsvariante «China down» platzen.

Doch so schlecht findet Dörfler die Idee einer Hamburger-Braterei in der Garage nicht - sie wäre etwas zurückversetzt und nebenan wird 2013 bekanntlich in der jetzigen Raiffeisenbank eine neue Poststelle eingerichtet. Aber eins nach dem anderen...

Credit Suisse: Es dauert bis 2014

«Es gibt immer noch Leute, die meinen, die ‹Krone› sei nur zwei Monate zu und dann gehe sie wieder auf.» Conradin Stiffler, Projektleiter bei der Credit Suisse, der Investorin für den Umbau des Traditionshauses, kann dagegen nur einen Termin nennen: «Wir möchten bis im Herbst 2014 den Umbau vollendet haben und die ‹Krone› wieder eröffnen können.» Vorher müsse man allerdings noch ein Baugesuch einreichen und auch wichtige Grundsatzentscheide treffen. Vorne am barocken Eckhaus sei wenig zu verändern, dagegen gebe es für das südlich angebaute Leisthaus auch eine Maximalvariante - den Abriss und Wiederaufbau.

Das alles müsse das beauftragte Solothurner Büro Graf Stampfli Jenni Architekten AG zuerst abklären. Wobei der Zutritt zum Haus bis zum Eigentümerwechsel am 1. November nur bedingt möglich sei - bis dann ist die «Krone» bekanntlich noch im Besitz der Familie Dörfler.

Dass die Credit Suisse kein Interesse am «Krone»-Inventar gehabt hatte, dementiert Conradin Stiffler: «Einige Stücke, die zum Haus gehören, würden wir schon gerne erwerben», spricht er beispielsweise die Spiegel beidseits des Cheminées im Saal an. (ww)