Ob Regen oder Strum, alles haben die Aussteller am Chlausemäret schon erlebt. Nun endlich, zum 30. jährigen Jubiläum, schüttelt Frau Holle ihre Kissen über dem Friedhofsplatz aus und sorgt für wunderschöne Weihnachtsstimmung .
«Hero» ist wirklich ein Held, denn er steht zusammen mit der kleinen, neun Monate alten «Mia» und Kollege «Flamingo» regungslos im Schneetreiben. Die drei Silberrücken sind jedoch keine Gorillas, sondern profane Esel aus dem nahen Rumisberg. Der Samichlaus mitsamt Schmutzli hört sich nebenan geduldig die mit zittriger Stimme vorgetragenen Värsli der Kinder an, als Lohn gibts Nuss und Mandarinli.
Es ist Chlausemäret auf dem Friedhofplatz, wie schon 29 Mal zuvor. Doch heute ist alles anders. Regen und Sturm haben die Aussteller schon gesehen – vor zwei Jahren musste der Anlass gar abgebrochen werden – doch diesmal schneits. Erstmals, und wie! «Seit Jahren haben wir uns das gewünscht», strahlen Elisabeth und Hans-Peter Reinhard in ihrer Garage, wo bis heute Abend gegen 500 Liter Glühwein gebraut und von den sechs «Chlemmhemse»-Frauen mitten im Märet zugunsten der Platzbeleuchtung verkauft werden. «66 Verkaufstände, darunter neun neue, haben wir diesmal», schildert Elisabeth Reinhard die alljährliche Auswahl unter wesentlich mehr Interessierten.
Für 200 Franken erhalten die Aussteller ein Rundumpacket
Unterstützt werden sie von einem 40-köpfigen Team, dazu kommen die Mädchen-Pfadi-Weissenstein und der TV Kaufleute, der beim Aufräumen hilft. Darum lassen Reinhards auch einen Vergleich zum neuen, ersten Wienachtsmäret in der Vorstadt nicht zu.
Hans-Peter Reinhard: «Bei uns basiert alles auf ehrenamtlicher Arbeit, wir wollen auch nichts verdienen.» Und für mit 200 Franken erhalte ein Aussteller alles – vom Strom bis zum musikalischen Rahmenprogramm durch die Heilsarmee, einem Bläserensemble der MG Langendorf und dem Posaunenchor Biberist, der von einem verschneiten Friedhofplatzdach aus konzertiert.
Treibholz aus dem hohen Norden
Etliche neue Stände verkaufen Holzwaren, darunter einer ganz spezielle. Der Schwede Arvid Widl bietet Objekte aus Treibholz an. «Immer im Sommer fahren wir in den Norden, vor allem nach Skandinavien, und suchen die Strände ab», erzählt Widls Freundin Nathalie Schaller im schönsten Walliser-Ditsch. Wichtig ist für sie, dass nur von Menschenhand bearbeitetes und durch Sand, Kies und Wellenschlag weisslich geschliffenes Holz für die Objekte infrage komme. Bei den meisten lässt sich nach der Umgestaltung durch die Natur nur erahnen, was einst dahinter steckte – wie beispielsweise das Zwischenklötzchen eines Paletts.
Andere Aussteller kümmern sich ums leibliche Wohl der Hauptdarsteller. Confiseur Hofer versorgt Chlaus und Schmutzli mit Chäs-Bänzli und Nidlechüechli, die Bäckerei Trüssel spendet den Werkhofarbeitern das Zvieri. Im Stress ist Urs Gysin vom gleichnamigen Lederwarengeschäft in der Vorstadt. Am Montag hat er nach zehn Tagen Adventsausstellung das Kapuzinerkloster geräumt, jetzt zwei Tage Chlausemäret, ab 15. Dezember der Wienachtsmäret. «Mein Geschäft liegt etwas abseits. Da muss ich mich eben zeigen, wo es geht. Und zum Schnee meint Gysin nur: «Wunderschön, die Stimmung.»
Der Chlausemäret findet heute nochmals von 13 bis 21 Uhr statt.