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Der Mai war wieder ganz im Zeichen des sozialen und kulturellen Grossprojekts des Alten Spitals «Platz da?!».
Was ist der öffentliche Raum? Wo beginnt und wo endet er? Wem gehört er und wer darf ihn in Beschlag nehmen? Diese Fragen bilden jeweils den Kern von «Platz da?!», dem sozialen und kulturellen Grossprojekt des Alten Spitals, das diesen Mai zum dritten Mal auf vielfältige Weise das Bild der Stadt prägte.
Und so profan die Fragen auch scheinen, so wenig sind gemeinhin die Antworten bekannt: «Als wir das Projekt in den Schulen vorgestellt haben, war der ‹öffentliche Raum› nicht allen ein Begriff», sagt Jenny Kramer, Fachverantwortliche für Jugendarbeit beim Alten Spital, unter deren Federführung «Platz da?!» durchgeführt wurde. «Aber durch die Aktionen konnten wir die Leute zum Denken anregen und Klarheit schaffen, was es heisst, im öffentlichen Raum aktiv zu sein.»
Mit nicht weniger als 40 Partnern wurden an 16 verschiedenen Standorten 35 Aktionen durchgeführt. Fünf Veranstaltungen mussten wegen Schlechtwetters abgesagt werden. Rund 3000 Personen nahmen insgesamt an «Platz da?!» teil: als Akteure, Teilnehmer oder Zuschauer. Finanziell spricht Betriebsleiterin Eva Gauch von einer «Punktlandung», sprich: von keinen nennenswerten Zusatzkosten ausserhalb des Budgets.
Organisatorisch bewährt hat sich die Neuerung, das gesamte Team des Alten Spitals in die Planung und Umsetzung einzubinden: «Ein Mehrwert, den wir sicherlich beibehalten wollen», so Gauch. Bislang war «Platz da?!» hauptsächlich die Domäne der Jugendarbeit im Alten Spital. Offen bleibt aus ihrer Sicht die Frage, ob «Platz da?!» auch künftig ohne zentrale Anlaufstelle, der «Spielstadt», auskommen könnte.
Auf diese musste heuer verzichtet werden, weil auf dem Kreuzackerplatz Garantiearbeiten laufen, was die Bespielung erschwert bis verunmöglicht. «Wir haben gemerkt, dass uns die regelmässigen Besucher der ‹Spielstadt› gefehlt haben.» Damit spricht Gauch nicht zuletzt auf die dort passierende Laufkundschaft an. Stattdessen konnte man auf den «Adapter» zurückgreifen, eine mobile Bühne, die an verschiedenen Orten der Stadt zu sehen war. «Es hat sich auf jeden Fall bewährt, weil der ‹Adapter› überall die Aufmerksamkeit auf sich zog und vielseitig bespielbar ist», sagt Gauch.
«Vieles wäre sonst nur unter grossem logistischen Aufwand möglich gewesen.» Dabei spricht sie unter anderem die Radioproduktionen von «Radiologisch» oder die Improtheater-Werkstätte von «Improvision» an. Die dezentrale Programmierung hat aus ihrer Sicht auch neue Zielgruppen angelockt, Senioren beispielsweise, die sich von einer «Spielstadt» weniger angezogen fühlen.
Dafür von einem Kurs, der auf dem Amthausplatz angeboten wurde: Jugendliche erklärten dabei älteren Nutzern der Umgang mit dem Smartphone. Ähnlich verbindend auch das Strassenfussball-Angebot auf dem Dornacherplatz: Dort seien auch Menschen aus Flüchtlingskreisen für ein «Tschuttimatch» hinzugestossen, wie Jenny Kramer sich erinnert: «Dadurch wurden neue Begegnungen möglich.» Auch im Hinblick auf Präventionsangebote ziehen die Organisatoren eine positive Bilanz. Die Blue Cocktail Bar vom Blauen Kreuz und Nationaler Aktionstag Alkoholprobleme setzten hierzu Schwerpunkte.
Aufgefallen sind im öffentlichen Raum zudem die «Verstrickungen» von Susanne Hanus. An mehreren Bushaltestellen schuf die Künstlerin Garnskulpturen. «Bis auf den Standort Baseltor hatten diese eine relativ kurze Lebensdauer», so Gauchs Feststellung. «Hingucker waren sie dennoch.»
Den öffentlichen Raum in ein anderes Licht gerückt hat auch die Foliengraffiti-Aktion: «Diese haben viel Aufmerksamkeit auf sich gezogen.» Und auch dort, wo neugieriges Publikum fehlte, kam es zu Erfolgsmomenten: Vier Chöre traten bei starkem Regen in der Altstadt auf. «Es hatte schlicht keine Menschen auf der Strasse»– aber 130 begeisterte Chorsängerinnen und Chorsänger. Es sei das Anliegen gewesen, die Aktionen bei jeder Witterung durchzuführen.
«Der Bekanntheitsgrad des Aktionsmonats hat sich extrem gesteigert», fasst Gauch zu «Platz da?!» zusammen. Und eine Ausstrahlung über Stadtgrenzen hinaus ist ebenfalls feststellbar: «Wir hatten von einer ausserkantonalen Jugendarbeit Besuch. Da stellt sich die Frage, ob das Konzept ‹Platz da?!› nicht auch in andere Städte übertragen werden könnte.»