Solothurn
Ein Spektakel findet Nachahmer: Weihnachtsreise findet nun auch in St.Gallen statt

Wie jedes Jahr findet am Sonntag in Solothurn wieder die biblisch inszenierte Weihnachtsreise statt. Ein ähnliches Bild wird sich in der St. Galler Altstadt abzeichnen: Dort feiert das Konzept – mit freundlicher Genehmigung aus Solothurn – seine Premiere.

Andreas Kaufmann
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Ein vorweihnächtliches Highlight zum Anfassen.

Ein vorweihnächtliches Highlight zum Anfassen.

Hansjörg Sahli

«Im Namen von Kaiser August – einschreiben bitte!» So klingt es am Sonntag wieder, wenn die Solothurner Weihnachtsreise in langjähriger Tradition die biblische Geschichte in Szene setzt. Abermals werden Passanten beim Betreten der Altstadt auf des Kaisers Geheiss gezählt, abermals stapfen römische Soldaten über die Pflastersteine, abermals schlummert in der Krippe das Jesuskind, und abermals bietet sich Gross und Klein ein Spektakel in Anlehnung an die Geburt Jesu und die Verfolgung des neugeborenen Königs durch Herodes. Gleichzeitig findet am Sonntag auch dieses Jahr wieder der erste von zwei Sonntagsverkäufen im Advent statt.

Weihnachtsreise Solothurn 2016 Wer in die Stadt will, kann sich einschreiben
32 Bilder
Die Liste der eingeschriebenen Personen ist lang
In der Stadt ist viel los
Die Römer auf lautstarker Patrouille
weihnachtsreise solothurn
Maria und Josef mit dem Jesuskind
Auch das Eseli war dabei
Kind im Korb
Fanfare für den Kaiser
Die drei Könige vor der St.-Ursen-Treppe
Viele Fotos werden an diesem Tag gemacht
Brr...

Weihnachtsreise Solothurn 2016 Wer in die Stadt will, kann sich einschreiben

Tina und Thomas Ulrich

Auch heuer hat die Weggemeinschaft der Landes- und Freikirchen Solothurn die Federführung inne, wobei auch die Zusammenarbeit mit der Stadt- und Gerwerbevereinigung fortgeführt wird. Zwischen 70 und 100 Helfer wirken vor und hinter den Kulissen mit, das Kernteam bilden Regula Buob, die geistige Mutter der Idee, sowie Richard Hürzeler und neu Margot Michelfelder. «Im Grossen und Ganzen sind wir bereit für Sonntag», sagt Hürzeler auf Anfrage.

So werden jeweils die Kostüme anprobiert und szenische Elemente durchgespielt. Noch bis diese Woche fieberte man aber um den Hauptdarsteller des Anlasses – das Jesuskind natürlich. Unter anderem stöberten die Organisatoren auch in den Baby-Gratulationen des Bürgerspitals, um die Rolle zu besetzen.

Schliesslich wurde man fündig: Zum Zug kommt ein im Oktober geborener Bub aus Solothurn – und als Maria und Josef natürlich seine Eltern. Zu Gast sein wird auch der Römerverein SPQR Legio XXI Rapax. Dieser überraschte bereits vor drei Jahren mit einem Spontanauftritt in Solothurn.

Kopiert, aber mit Zustimmung

Dass der Anlass, den Regula Buob vor 14 Jahren begründete, schon längst über die Stadtgrenzen hinaus an Bekanntheit gewonnen hat, beweist die jüngste Entwicklung: Das Format findet in St. Gallen begeisterte Nachahmer – natürlich mit freundlicher Genehmigung der Solothurner.

Ebenfalls diesen Sonntag ist die szenische Weihnachtsparade auch in der Altstadt von St. Gallen zu sehen. Bereits vor zweieinhalb Jahren wurde Richard Hürzeler in dieser Sache angefragt. Entstanden ist ein überkonfessioneller Verein der Landes- und Freikirchen, präsidiert von Markus D’Alessandro, der noch bis im Sommer Offizier der Heilsarmee war.

Während seiner Zeit in leitender Funktion haben sich seine Frau und er immer wieder Gedanken gemacht, wie man den Menschen das Evangelium näherbringen könne. «Und durch das Beispiel der Solothurner Weihnachtsreise sind wir auf eine Möglichkeit gestossen, dies auf eine gute, niederschwellige Art zu tun, ohne die Botschaft dahinter zu verniedlichen, aber auch ohne die Menschen missionarisch zu bedrängen.» Noch einige Detailarbeiten seien bis Sonntag zu erledigen, aber D’Alessandro blickt zuversichtlich auf die St. Galler Premiere: «Wir haben schon einige gute Rückmeldungen im Vorfeld bekommen.»

Unterdessen entwickelt sich auch die Weihnachtsreise in Solothurn weiter. «Wir haben seit Kurzem eine neue Homepage», sagt Hürzeler. Insbesondere könne man sich da auch selbst als Freiwilliger anmelden. «Bislang haben wir vor allem in Kirchenblättern oder in den Gottesdiensten auf den Anlass aufmerksam gemacht.» Neu hofft man, auf diesem Weg auch Menschen zu erreichen, die sonst nicht aktiv in der Kirche mitwirken. «Da kann jemand mal den Römer spielen, oder sich als harter Kerli beweisen, der schon lange mal barfuss durch die Altstadt marschieren wollte», scherzt Hürzeler.

Startpunkt ist beim Bieltor um 14 Uhr, wo der Einzug erfolgt. Die szenischen Darbietungen finden zwischen 14.15 und 16 Uhr statt. Das Weihnachtssingen auf dem Märetplatz um 16.15 Uhr beschliesst den Anlass.