Startseite
Solothurn
Solothurn Stadt
Zu den Arbeitsinstrumenten der Solothurner Ortsplanungsrevision gehört auch das Naturinventar. Doch was beinhaltet es – und was nützt es?
Die nachfolgende Liste an Vorzügen ist bei weitem nicht abschliessend: Grünräume prägen das Gesicht einer Stadt im Rhythmus der Jahreszeiten, lockern urbane Strukturen auf, sind vor allem aber auch Lebensraum und Trittstein für unzählige Arten, bilden zusammen die «grünen Lunge» und kühlen – gerade in einem Sommer wie dem vergangenen – die sonst städtische Umgebung merklich runter. «Um bis zu zwei Grad», ist in einer Vitrine im Treppenhaus des Naturmuseums neben anderem Wissenswerten zu lesen. Oder dann: Rund 3000 Bäume stehen in der Stadt auf öffentlichem Grund.
All diesen Grünräumen und ihren Hintergründen ist die aktuelle Spezialausstellung «Die Stadt lebt» gewidmet, die als Begleitanlass zur laufenden Ortsplanungsrevision zu verstehen ist.
Diese Woche hatten Interessierte die Gelegenheit, vor Ort Fragen zum Thema des Naturinventars zu stellen. Basis zur Ausstellung und zu den Begleitanlässen bildet ein Elaborat mit über 300 katalogisierten Naturobjekten – analog zum vorliegenden Bauinventar der Ortsplanungsrevision. In Gruppen kategorisiert werden Einzelbäume, Baumgruppen, Alleen, Weiher, Mauern, Gehölze, Gewässer, geologische Besonderheiten, Parkanlagen, Brachen, Wiesen, Weiden, Äcker und Obsthaine.
Doch worin liegt der Zweck eines solchen Naturinventars? «Die Natur ist dynamisch. Die örtlichen Gegebenheiten können sich innerhalb des Planungshorizontes einer Ortsplanung verändern», erklärt auf Anfrage Andrea Lenggenhager, Leiterin des Stadtbauamts. Deshalb sei der Bestand an Naturobjekten periodisch zu überprüfen und entsprechend anzupassen.
Aber auch soll über dieses Instrument die Biodiversität innerhalb des Stadtgebietes sichergestellt werden. «Grünräume sind im Rahmen einer Innenentwicklung immer wichtiger. Ein Naturinventar hilft, nochmals aufzuzeigen, wo die Grünräume innerhalb der Stadt sind.» Grenzt beispielsweise ein Grundstück, das bebaut werden soll, an ein Gewässer, so liefert das Naturinventar für die Bauplanung wichtige Hinweise, wie das Ufer gestaltet ist.
Insgesamt 19 unter den 300 Objekten gelten gar als kommunal «schützenswert». Dazu zählen die Fegetzallee, die Obstbaum-Allee zum Rosegghof, aber auch Einzelbäume wie die Linden beim Kreuzackerquai oder die Friedenslinden beim Kapuzinerkloster; dann aber auch Felspartien wie die Steinbruchkante am Holbeinweg. Gerade dieses Objekt gilt als Habitat für diverse Kräuter und Gebüsche. Doch hat dieser Schutzstatus nun Konsequenzen für anstehende Bauprojekte?
Tatsächlich befinden sich die betroffenen 19 Objekte in den Zonen für öffentliche Bauten und Anlagen, bei den als Ankerpunkten definierten bedeutsamen Arealen, auf öffentlichen Strassenarealen oder in der Landwirtschaftszone. Somit wären Bauherren kaum betroffen. «Schützenswert» heisst: «Die Objekte sind möglichst ungeschmälert zu erhalten und fachgerecht zu pflegen», sagt Lenggenhager. Für die nicht geschützten Objekte hat das Naturinventar orientierenden Charakter, ausser für solche, die durch übergeordnetes Recht geschützt sind.
Übrigens: Nicht geschützt, aber auffällig sind auch die Hotspots, die der Objektkatalog in der wenig begrünten Altstadt aufführt. Wie Lenggenhager erläutert, handelt es sich dabei vielfach um Gebäude, die als Brutkolonien für Alpensegler oder Dohlen dienen, beispielsweise das Bieltor. Oder dann gehören gar Pflasterfugen dazu, die am Kloster-, Zeughaus- und Riedholzplatz ebenfalls einer Vegetation Heimstatt bieten. Das Naturinventar zeigt: Auch die Altstadt ist ein lebendiges Biotop.