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Die Stadt Solothurn führt eine Spielplatz-Liste mit insgesamt 27 Einträgen. Doch welcher dieser Einträge verdient die Bezeichnung wirklich? Ein Praxistest.
Solothurn lockt mit einem für ihre Grösse vielseitigen Angebot. Aber wie stehts um die Kinderfreundlichkeit. Respektive, wie attraktiv ist zum Beispiel ganz konkret das Spielplatz-Angebot? Verlangt man bei der Baudirektion der Stadt nach einer Liste aller Spielplätze, so staunt man: Sie umfasst doch tatsächlich 27 Spielplätze. Beim genaueren Hinsehen relativiert sich das schon etwas: Zwölf befinden sich auf Schulhausplätzen oder bei Kindergärten und sind nicht öffentlich zugänglich. Die drei Quartierspielplätze (s. Box weiter unten) bilden eine Kategorie für sich, da sie betreut sind. Übrig bleiben zwölf. Davon ist einer ein Skaterpark, der andere eine Boule-Piste, wo sich eher die Erwachsenen tummeln.
Grün steht für die betreuten Spielplätze, blau für die nicht betreuten und rot für die öffentlich zugänglichen Spielplätze bei Schulhäusern. Weiter hat die Stadt Solothurn 12 nicht öffentliche Spielplätze bei Schulhäusern und Kindergärten, die wir nicht aufgeführt haben.
Unbestritten: Der bekannteste Spielplatz ist eindeutig der bei der Chantierwiese. Er ist auch an nicht so sonnigen Nachmittagen ziemlich voll. Doch vom Angebot her wirkt er eher 08/15. Standard-Spielgeräte wie Rutschbahn, Tyrolienne und Sandkasten. Eltern, die dort mit ihren Kindern sind, erinnern sich noch, dass der Spielplatz eigentlich schon zur Zeit, als sie selber noch Kinder waren, mehr oder weniger gleich ausgeschaut hat. Auffällig diesen Sommer: die Kinder haben viel am Bächlein und am Wasserbecken gespielt. Attraktiv und viel genutzt ist sicher auch die grosse Wiese, auch die Nähe zur Volière ist definitiv ein Plus.
Der zweite, zentral gelegene und somit auch für Auswärtige gut zugängliche Spielplatz ist derjenige bei der reformierten Kirche. Der Mehrgenerationenspielplatz soll die Kreativität über verschiedene Altersstufen wecken und die Generationen zusammenführen. Aber wer dort regelmässig vorbei geht, sieht: Wirklich fleissig genutzt wird er nicht. Kein Wunder, denn die Geräte aus Metall waren gerade im Sommer oft zu heiss und auch die anderen Spielgeräte scheinen weder Jung noch Alt zum freien Spiel einzuladen. Einzig die Slackline wird rege benutzt.
Flächenmässig ist der Platz am Eichenweg der wohl kleinste unter den offiziellen Spielplätzen in Solothurn. Schön eingebettet im Quartier hat er aber vieles für Spielplatzfreunde zu bieten. Man kann dort klettern, schaukeln und Pingpong spielen. Und auch für ein Picknick ist Platz auf dem Eichenweg-Spielplatz vorhanden. Am besten ist er übrigens mit dem Velo erreichbar.
Alleine schon die Lage an der Bergstrasse ist hübsch. Der Spielplatz für Fussball oder Tennis oder Volley (man kann ein Netz spannen) ist grosszügig. Es hat eine Rutschbahn eine etwas improvisierte Schaukel in einem Baum, einen Tischtennis-Tisch und eine sehr hübsche Feuerstelle sowie einen Picknick-Tisch. Wobei: Bei der Feuerstelle traut man sich als Auswärtiger eventuel. nicht, diesen zu benutzen. Er wirkt eher «privat». Am besten per Velo oder zu Fuss erreichbar.
Leider unterliegt auch dieser Spiel-, respektive Pausenplatz beim «Hemmli» eingeschränkten Nutzungszeiten. Aber das ist hübsch gestaltet. Alleine schon die Kulisse des altehrwürdigen Hermesbühl-Schulhauses macht ihn zum Bijou unter Solothurns Spielplätzen. Zudem hat er ein Wäldchen, wo sich die Kinder verstecken, auf Bäume klettern und auf der Rutschbahn austoben können. Die zentrale Lage ist ebenfalls ein Plus für alle Spielplatzgänger.
Die restlichen öffentlichen Spielplätze sind grösstenteils rund um die Schulhäuser angeordnet. Hübsch sind sie zum Teil, aber dorthin verschlägt es meist nur die Familien aus den umliegenden Quartieren. Denn Spielplätze, die sozusagen beschränkte «Nutzungszeiten» haben, sind nicht wirklich attraktiv. Auch sonst fühlt man sich auf einem fremden Schulhausplatz doch eher wie ein Störfaktor.
Nicht im Fokus der Betrachtung, aber um nichts weniger bedeutsam für Solothurn sind die drei aus der Tradition der Robinson-Spielplätze entstandenen Quartierspielplätze Tannenweg, Güggi und Villa 41. «Kinder ab dem grossen Kindergarten bis zum Ende der sechsten Klasse dürfen bei uns reinschauen», sagt Monika Roth, Geschäftsleiterin der Quartierspielplätze. Und in Begleitung ihrer Eltern seien auch jüngere Kinder willkommen. Geöffnet und betreut sind die Spielplätze jeweils mittwochs von 14 bis 17 Uhr und freitags von 15.30 bis 18.30 Uhr– und dies im Zeitraum von März bis November. Auf dem Güggi und dem Tannenweg gibt es Aussenbereiche, die unbetreut auch ausserhalb der Öffnungszeiten genutzt werden können.
In den Schulferien sind die Plätze zwar geschlossen, sind aber gleichzeitig Veranstaltungsort der bekannten Frühlings- und Herbstferien-Aktionen, und zwar immer in der letzten Ferienwoche. «Für diese Ferienwochen müssen sich die Kinder im Voraus anmelden. Und sie sind immer schnell ausgebucht», sagt Roth. Weitere regelmässige Anlässe wie der Mädchentreff «MyDay» oder der Schülertreff im Tannenweg runden das Angebot ab. Mit Ausnahme der Ferienaktionen, wo eine Anmeldung nötig ist, gilt: «Bei unseren Angeboten muss man sich nirgends vorgängig anmelden, man darf einfach kommen und schauen, ob es einem gefällt und man sich wohl fühlt.» (ak)
Zudem fällt auf: Auch hier sind die Spielplätze mit den üblichen Geräten wie Kletterturm, Schaukel, Rutschbahn ausgestattet. Wenig Abwechslung. Natürliche Materialien und Kreativität fördernde Anlagen sind Mangelware. Lichtblick sind höchstens die Spielgeräte beim Brühl-Schulhaus, wo sich auch ein «Kampfplatz» mit deutlichen Spielregeln befindet. Hingegen ist beim Wildbach-Schulhaus nicht viel von einem Spielplatz im herkömmlichen Sinne zu sehen.
Dies bestätigt auch die Schulleiterin Therese Scheidegger. Sie findet auch, dass sich das Gelände rund um ihr Schulhaus nicht wirklich als Spielplatz, sondern eher als klassischer Pausenplatz bezeichnen lässt. Dieser werde aber rege benutzt: «Vor allem die Pingpong-Tische sind, seit sie am ‹Schärme› stehen, bei den Jugendlichen sowie den Vätern mit ihren Kindern sehr beliebt – auch an regnerischen Tagen.»
Rein gar nichts von einem Spielplatz ist beim Schützenmatt-Schulhaus auszumachen, welches auch auf der eingangs erwähnten Liste steht. Da fehlen sogar die sonst weit verbreiteten Pingpong-Tische, die sicher von den Jugendlichen ab und zu genutzt würden. Lediglich Fussballfelder und ein roter Platz laden zum Spielen ein.
Lichtblicke findet man hingegen in den Quartieren. Dabei aufgefallen sind vor allem die Spielplätze an der Bergstrasse und derjenige am Eichenweg. Wobei der zweiterwähnte wohl noch als Geheimtipp gelten könnte. Denn eine Spaziergängerin meinte, als sie uns Spielplatz-Tester sah: «Ah schön, endlich mal Kinder, die hier spielen.»
Überraschendes, naturnahe Spielmöglichkeiten wie zum Beispiel Weidenzelte, Höhlen, aber auch Klettermöglichkeiten zum Beispiel aus Baumstämmen, Wasserspielanlagen wo gestaut, gepumpt, «gebädelt» werden kann, sucht man in Solothurn vergeblich. Jugendliche und Erwachsene können sich höchstens mal beim Tischtennis spielen austoben. Outdoor-Fitnessgeräte, wie man sie in grösseren Städten immer mehr sieht, gibt es nirgends. Soll ein Spielplatz zum beliebten Ausflugsziel für die ganze Familie werden, gehören schöne Schattenplätze mit einem Tisch, wo gepicknickt werden kann und eine Feuerstelle einfach dazu.
Viele von diesen Punkten hat der Spielplatz bei der Chantierwiese tatsächlich zu bieten. Mit einigen der heutigen Zeit etwas angepassteren, kreativeren Geräten und mit mehr natürlicher Gestaltung und Flair könnte man da aber definitiv noch einiges mehr draus machen.
Die Autorin ist Spielpädagogin und hat für die Auswertung ihre beiden Kindern als Spielplatztester mitgenommen.