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In wenigen Tagen wird das «Heidenhubeli» abgerissen. Wirt Ruedi Emch trauert nicht den alten Zeiten nach, sondern hat das nächste Projekt in Angriff genommen. Nach monatelangem Unterbruch wird der «Löwen» in der Solothurner Altstadt wiedereröffnet.
«Wenn das ‹Hübeli› doch nur mitten in der Stadt wäre!» – diesen Satz hat der Wirt Ruedi Emch in seiner 21 Jahre währenden Traditionsbeiz an der Grenchenstrasse oft gehört. Gerade während der Fasnachtszeit war das «Heidenhubel» als beliebter Zwischenhalt bekannt. Einziger Wermutstropfen – das Lokal befand sich ein wenig abseits der närrischen «Hauptschlagader». Im November dann die endgültige Schliessung der Beiz. Der Besitzer der Liegenschaft, Hermann Alexander Beyeler von der BUSS Immobilien AG, hatte seit 1997 Überbauungspläne gehegt, die er nun umsetzen möchte. Nach seinen Angaben wird die Abrissbirne bereits in den kommenden Tagen in Position gebracht. «Dabei hegten wir kurz vor der Schliessung noch die Hoffnung, die Beizenfasnacht ein allerletztes Mal durchführen zu können», blickt seinerseits Ruedi Emch nicht ohne Wehmut zurück.
«Hubel»-Narren können aufatmen
Nichtsdestotrotz erfüllt sich der Wunsch der «Hübeli»-Gäste nach einem zentraleren Standort nun doch noch. Emch macht aus der Not des Abbruchs eine Tugend des Aufbruchs und schreibt ein neues Gastrokapitel. Er will – abhängig von der ausstehenden Genehmigung der Gewerbepolizei – in den nächsten Tagen bis Wochen im leer stehenden «Löwen» an der Ecke Schaalgasse–Löwengasse die «Brasserie zum Löwen» eröffnen. Das neue Lokal wird zwar weder den alten Namen «Heidenhubel» noch dessen altes Ambiente übernehmen: «Das ‹Hübeli› wirds in dieser Form nicht mehr geben».
Dafür will Emch in der Brasserie zumindest die Fasnachtstradition mit selbigem Elan fortsetzen: «Die ‹Hübeli›-Fasnacht kommt nun in den ‹Löwen›», kündigt er an und hat dabei bereits ein närrisches Konzept in der Hinterhand. Zudem gibt sich Emch auch zielstrebig, was die Beizenwettbewerbe angeht: «Die haben wir seither vielfach gewonnen» – die bereits installierte Volldekoration zeigt, dass sich an diesen Ambitionen auch am neuen Standort nichts ändern soll. Das fasnächtliche Beizenmotto – «Tatort Rom» – prangt bereits an der Frontfassade, dazu eine (auf)reizend bekleidete Dame, die auf eine laszive Zeitreise in die Antike einlädt. Blickfänger ist das Lokal zurzeit allemal – kaum ein Passant läuft am «Leue» vorbei, ohne zumindest kurz reinzuschauen.
Arbeiten laufen auf Hochtouren
Nach der Schliessung des «Heidenhübelis» hatte Emch vor allem seine Fasnachtsgäste mobilisiert, die Augen und Ohren nach etwas Neuem offen zuhalten. Kurz vor Weihnachten wurde Emch dann mit dem «Löwen»-Lokal fündig, am 3. Januar unterschrieb er den unbefristeten Pachtvertrag bei Besitzer Peter Amiet. Seitdem laufen die Arbeiten an der Beizeneinrichtung auf Hochtouren, «dabei habe ich mit dem Restaurant Top des Tenniscenters in Bellach im letzten Jahr noch ein anderes Lokal übernommen», betont Emch den grossen «Mocken an Arbeit». Als weitere Geschäftsstandbeine hinzu kommen das Jungle-Bistro in Stricklers Raubtierpark in Subingen und – als Hauptzweig – der Gastro-, Event- und Cateringservice «Rodolfo». Letzterer bezieht im «Löie» sein neues Hauptquartier.
In der «Brasserie zum Löwen» selbst soll nun gutbürgerliche, alpenländische Kost angeboten werden. «Genug, gut und zu vernünftigen Preisen», lautet Emchs Dreisatz. Seine Vision: Hier sollen Menschen mit jeder politischen Farbe und jedem sozialen Status an einem Tisch sitzen. Der Holzcharme des Interieurs soll im Sinne eines französischen Brasseriestils auch weiterhin bestehen bleiben, ein Fumoir ergänzt das Angebot. Insgesamt sollen im «Löie» 80 bis 100 Personen Platz finden. Der Betrieb soll mit schätzungsweise 500 bis 600 Stellenprozenten sichergestellt werden – «je nach Resonanz», wie Ruedi Emch sagt. Dass die Auslastung während der Narrenzeit mehr als zufriedenstellend sein wird, davon ist er allerdings überzeugt. Doch auch fürs übrige Jahr zeigt sich der erfahrene Wirt trotz harter Bedingungen im Gastrogeschäft zuversichtlich: «Wenn ich nicht davon überzeugt wäre, würde ich mir die Brasserie nicht aufhalsen.» Jedoch kennt auch er die grosse Unbekannte: «Wir sind auf treue Gäste angewiesen.»