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Zwischen Hilari und Aschermittwoch präsentiert die Bööggier-Crew der Narrenzunft Honolulu ihre 22-jährige Bööggen-Geschichte in Schaufenstern.
Ein «Dotsch» wird es dieses Jahr sein. Wer nicht bis zum Aschermittwoch warten kann, wird ab dem nächsten Mittwoch, dem Hilari-Tag, bis zum 10. Februar im Schaufenster der Bäckerei Trüssel den Entwurf einer Figur bestaunen können, die vier Wochen später auf dem Märetplatz den Flammentod erleiden wird.
«In 23 Schaufenstern zeigen wir in dieser Zeit auf Schautafeln die 22 Bööggen, welche die Narrenzunft Honolulu seit 1995 gebaut und verbrannt hat», erklärt Rolf Grau. Damals verkaufte Ruedi Rust seine Gärtnerei, wo seit je der Böögg konstruiert worden war.
Die Narrenzunft entschloss sich, diesen künftig selbst zu bauen und zu finanzieren. Eine Aufgabe, die von den «Bööggiers» seither akribisch ausgeübt wird. Von Anfang an dabei: Rolf Grau.
Angestossen hatte das Vorhaben der damalige Zünftler Bruno Walter, unterstützt von Rolf Imbach, Fernand Devaud, dem verstorbenen Beni Schlüter, Kurt Ferrari und Roger Müller. «Jetzt sind wir noch zu zwölft», wurden auch Grau und seine Crew vom plötzlichen Hinschied ihres Kollegen Terry Spillmann überrascht.
Zuerst wars ein Drache
Im Schaufenster von Bücher Lüthy werden mehrere Tafeln über die spannende Geschichte des Bööggs informieren, die noch nie ein Happy End genommen hat.
Allesamt wurden sie rübis und Stübis verbrannt, nach einem genau vorgeschriebenen Ritual, das am Aschermittwoch stets den gleichen Verlauf nimmt: Unter Trommelwirbel ziehen im Schein des bengalischen Lichts die Narrenzunft und die Tambouren auf den Märetplatz, wo sich 2000 bis 3000 Schaulustige rund um den abgesperrten Böögg versammelt haben.
Nun beginnt zum wehmütigen «Fulenbacher» der eigentliche Totentanz um die bald lodernde, mit krachenden Böllern vollgestopfte Figur.
Es gab zwar schon Nuancen: So musste 1998 der «Gloon»» wegen des zu dürren und deshalb gebrochenen Tannenpfahls sitzend verbrannt werden – was am Boden eine Riesenhitze auslöste und Tambouren wie Zünftler in die Flucht schlug.
Doch meistens funktioniert die ständig anspruchsvoller gewordene, ausgeklügelte Pyrotechnik von Meister Grau klaglos – noch nie wurde ein Bööggverbrennet abgesagt. Wobei die ersten Bööggen – Solothurn hatte ihn 1900 zwei Jahre vor dem Zürcher Sechseläuten erfunden – noch weit weg von den bis zu 600 Kilo schweren Ungetümen von heute waren. Der erste Böögg war nämlich ein simpler Papierdrache einer Ball-Deko gewesen.
Ein Film zur Finissage
Die altgedienten Fasnächtler mit durchschnittlich 37 «Dienstjahren» für die Narrenzunft Honolulu haben für die jetzige Präsentation 1000 Flyer drucken lassen und Altnarr Markus Flury hat etliche Bööggen als Modell in Ton zur Bereicherung der Ausstellung angefertigt.
Wenn der «Dotsch» dann nach 300 geleisteten Mannstunden verbrannt ist, folgt noch ein weiterer Höhepunkt: «An der Finissage am 23. Februar in der Honolulu-Bar wird ein halbstündiger Film uraufgeführt, in dem Remo Hug unsere Crew vom September 2014 bis zum Aschermittwoch begleitet hat.»
Rolf Grau lacht: «Er musste dabei sehr viele Apéros rausschneiden.» Ein Jahr ist der Böögg männlich, dann wieder eine Frau. «Doch stellen wir in der Regel keine real existierenden Personen dar», betont Grau.
Eine Ausnahme war Monica Lewinski in den Neunzigerjahren. «Mein Lieblings-Böögg aber war das Sässeli von 2007» erinnert sich der Pyrotechniker aus Leidenschaft, der auch Inhaber des Eidgenössischen Feuerwerksausweises ist.
Ausgestellt sind die Bööggen-Plakate bei Stempel Stüdeli («Callgirl» 1995), Affolter Weine («Füürwehrma» 1996), Mode Küng Vorstadt («Elisi» 1997), Mode Küng («Gloon» 1998), Drogerie Tschumi («Monica Lewinski» 1999), Walter Architekten («Taucher» 2000), Suteria («Politüse» 2001), Gysin Lederwaren («Kondukteur Bipperlisi»), Stampfli Optik («chly sy»), Confiserie Hofer («Chesslerin» 2005), Coiffeur Edi («Sixeso» 2006), Cherzejeger («Sächsilüte»), BEKB («Luustante» 2003), Müller Beck Felder («Sennetuntschi» 2010), Vasellari («Operesänger» 2011), Christina’s («Stockente» 2012), Bruno Walter («Tüüfeli» 2013), Zum Fritz (Schonglöse» 2014), Teppich Ziegler («Sässeli» 2007), Bohnenblust Kinderparadies («Hawaii-Sörfer», Metzgerei Wälchli («Vagabänker» 2009), Trüssel («Dotsch» 2016).