Luterbach
Das Wohnheim Oasis steht im Kreuzfeuer der Kritik

Das Wohnheim für ehemalige Suchtkranke muss per Ende Jahr aus dem «Adler» in Solothurn ausziehen. Neue Bleibe wird das ehemalige Hotel «Kreuz» in Luterbach. Dort macht sich heftiger Widerstand gegen das Projekt breit.

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Solothurner Zeitung

Im «Adler» kann das Oasis A-Z nicht länger bleiben (siehe Box). Eine geeignete Unterkunft fand das Heim im ehemaligen Hotel «Kreuz» in Luterbach. Die Einwohner sträuben sich aber heftig gegen den Einzug der ehemaligen Suchtkranken.

Weit über 100 Personen erschienen, um sich im Hotel «Kreuz» von der Präsidentin Helena Frey und dem Geschäftsführer Marco Zeller über das Wohnheim Oasis und dessen Bewohner orientieren zu lassen. Oasis begleitet Menschen bei der Bewältigung und Strukturierung ihres Alltags, die aus ihrer Suchterkrankung zurück ins normale Leben wollen.

Eine provisorische Bewilligung

Gemeindepräsident Michael Ochsenbein informierte, dass der Rat erst seit Ende September von der Umnutzung Kenntnis habe. Könnte dieser bestimmen, würde er negativ entscheiden.

Die Gemeinde hat nun – im Wissen, dass sie das Wohnheim kaum verhindern kann – mit der Genossenschaft und dem Besitzer der Liegenschaft, Martin Flury, eine provisorische Bewilligung für ein Jahr mit maximal 16 Bewohnern festgelegt. Vorerst muss das Umnutzungsgesuch von allen Instanzen bewilligt werden.

Warum das Oasis A-Z aus dem «Adler» raus muss

Das sozialpädagogische Wohnheim Oasis A-Z, seit 2004 im alten «Adler» in Solothurn untergebracht. Wegen der dort integrierten Gassenküche und der Anlaufstelle für Drogensüchtige fürchtet das Departement des Innern eine Vermischung der Süchtigen und der Leute aus dem Wohnheim. Der Kanton legte dem Heim daher einen Standortwechsel nahe. Ansonsten droht die Entziehung der Betriebsbewilligung.

Dies will das Wohnheim «Oasis» nicht riskieren und wechselt den Standort. Geschäftsleiter Marco Zeller hat in Luterbach mit dem Hotel «Kreuz» ein geeignetes Haus gefunden, das auch vom Amt für Sicherheit abgesegnet wurde, wie er gegenüber der az bestätigt. (lds)

«Gehört nicht mitten ins Dorf»

Ärger über das geplante Wohnheim bekundeten einige Anwesende vehement. «Sicher braucht es dieses Wohnheim, aber mitten ins Dorf gehört es nicht», erhitzte sich Kathrin Gautschi. Sie hat mit Marceline Kirchhofer eine Unterschriftensammlung gegen das Wohnheim lanciert und 300 Gleichgesinnte gefunden.

Angst vor Entreissdiebstählen und Diebstählen in den Läden kursieren ebenso wie die Angst um Schulkinder sowie vor Lärm-, Alkohol- oder Drogenexzessen. «Im und um das Haus herrscht ein Alkohol- und Drogenverbot», beschwichtigte Marco Zeller.

«Akzeptiert uns, wie wir sind»

Nach einer Stunde verliessen die vier anwesenden Oasis-Bewohner von Solothurn – wegen Müdigkeit – den Saal, und eine junge Frau bat: «Akzeptieren Sie uns doch, wie wir sind, und geben Sie uns eine Chance.» Ein Ehepaar bemerkte wegen der Heftigkeit der Gegner: «Wir schämen uns, dass Luterbacher so denken.» (apl/lds)