Die klassisch-zeitlose Gefässkeramik Peter Germanns und die eigenwilligen Gefässobjekte Johannes Nagels stehen sich im Kunstforum Solothurn gegenüber.
Es ist diese unprätentiöse Zeitlosigkeit, die bei Peter Germanns Studiokeramiken berührt, dieses Vertraute und Beständige der klaren, präzisen Formen, die einen gefühlsmässig schon so lange begleiten und ihre Wirkung doch immer neu entfalten können: Teeschalen und -kannen, kleine vasenartige Gefässobjekte, schlichte Schalen. Für den 1952 geborenen Keramiker aus Bolligen, der es auch im Scherenschnitt zur Meisterschaft gebracht hat, stehen die Klarheit der Linie, die Reinheit des Formalen bei einem Gefäss, das Wissen um den Wert des Unikats speziell im Mittelpunkt seiner gestalterischen Prozesse.
Gefässe, die unverwechselbar Gebrauchsobjekte sind und gleichzeitig einen reinen emphatischen Wert einer freien eben Nicht-Funktion bewahren. Diese im Holzofenbrand geschaffenen, mit Engobe und Glasur vollendeten Gefässe sind wahre Klassiker, die erdig-strengen Nuancen werden durch dezente pastellene Kolorationen in den Innenseiten und kleine effektvolle Details in der Gestaltung vollendet.
Wie eigenwillig und ebenso konsequent ist doch die künstlerische Intention des 1979 in Jena geborenen Johannes Nagel, der, an der Kunsthochschule in Halle ausgebildet, mit einem durchaus philosophischen wie auch forschenden Charakter an die gestalterischen Prozesse seiner Gefäss-Objekte herangeht: «vessels, perhaps» – Gefässe, vielleicht nennt er seine hier gezeigten, unkonventionellen Arbeiten, die zwar einerseits auf das Gefäss als Urformvokabular verweisen, das heisst, sie sind als Gefässe eindeutig zu erkennen.
Doch seine Gefässe sind vor allem Gefässidee. Dahinter wirkt die konzeptuelle und improvisierend-kontrollierte Auseinandersetzung mit dem Material und der Gefässentstehung, die er ins Objekthafte überträgt. Entweder schneidet er Gipsblöcke zur gewünschten formalen Gestalt und giesst das Porzellan hinein, oder er giesst die in Sand kalkuliert gegrabenen Formen direkt mit Porzellan aus, um dann diesen amorphen und teilweise bizarr verformten Gefässen mit gestaltenden Fingerspuren, dem Einfluss des Sandes, bunten Glasuren einen exotischen, fast barocken Modellcharakter zu verleihen. Insbesondere folgt Johannes Nagel seiner eher prinzipiellen Neugier, was denn so ein Gefäss ausmacht. Die eindeutige Funktion, die formale Ästhetik oder das Zufallsprinzipielle des Prozesshaften, das durch künstlerische Formeln neue Gefässe definiert? Gefäss ja, Funktion vielleicht.