Märet Solothurn
Das freundliche Lächeln der Erleichterung: Eindrücke vom ersten Wochenmarkt nach dem Lockdown

Der Wochenmarkt lebt. Wegen der durch die Coronakrise nötigen Hygiene- und Abstandsregeln darf er zwar bis auf Weiteres nicht in der Altstadt stattfinden, aber sowohl Kunden als auch die Marktfahrer waren glücklich, dass es am Samstag auf dem Schanzenplatz hinter der Rythalle wieder losgehen konnte.

Hans Peter Schläfli
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Erster Märet auf dem Schanzenplatz in Solothurn
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Wegen den geforderten Abständen kann der Märet während der Coronakrise nicht in der Altstadt stattfinden.
Der Märet auf dem Schanzenplatz aus der Luft.
Bei einigen Ständen liegen auch Plastikhandschuhe bereit
«Grüessech» – Hier gehts rein...
... und links wieder raus.
So funktioniert der Märet momentan
Corona: Erster Märet auf dem Schanzenplatz in Solothurn

Erster Märet auf dem Schanzenplatz in Solothurn

Michel Lüthi

Anlässlich der Feier «2000 Jahre Solothurn» wurde zum Jahreswechsel der Platz hinter der Rythalle offiziell «Schanzenplatz» getauft. Erstmals fand hier am Samstag der Wochenmarkt statt. Die Erleichterung bei den Marktfahrern war greifbar. Endlich durften sie ihre Waren wieder verkaufen. Die Resonanz war gross, überall gab es kleine Schlangen, wenn die Leute diszipliniert und den Regeln entsprechend im Abstand von zwei Metern an den Ständen kleine Schlangen bildeten.

Und die gut gelaunte Kundschaft bewies Solodarität: «Stimmt so», hörte man viel häufiger als früher. Trinkgelder von fünf Franken und mehr waren keine Seltenheit. «Das ist neu für mich, und ich sehe es als ein Zeichen der Wertschätzung», wunderte sich auch Regula Wyss, die Geschäftsführerin von Oliveta's, die in Arch hausgemachte, italienische Spezialitäten abbietet. «Es ist bewegend, unsere Stammkunden wieder zu sehen», meinte Wyss. Für den Moment sei der Schanzenplatz sicher die beste Lösung.

Echte Existenzangst

In all der Erleichterung, welche die Marktfahrer ausdrückten, war auch immer ein gerüttelt Mass Existenzangst zu spüren. «Es hat nicht viel gefehlt, und ich hätte auf die Sozialhilfe gemusst», «zum Glück hat mich meine Familie finanziell unterstützt, sonst wäre ich jetzt bankrott», oder «geholfen wird nur den Grossen. Die versprochene staatliche Unterstützung habe ich nicht bekommen, weil mein Gewinn letztes Jahr zu klein war», waren einige der Kommentare, die auf dem Schanzenplatz zu hören waren.

«Es ist zwar nicht dasselbe wie in der Altstadt, aber es ist eine gute Übergangslösung», meinte Marianne Brändle, die an ihrem Stand «Lilith's Gaden» Pesto, Brotaufstriche und grüne Smoothies aus einheimischen Kräutern verkauft. Der Umsatz sei noch nicht wie sonst, aber sie sehe es es als eine Investition in die Zukunft und hoffe, dass rasch wieder mehr Leute kommen.

Sein Holzofenbrot laufe sogar noch besser, freute sich Urs «Hoschi» Hostettler. Unter der Woche betreibt er beim «Safari» in Luterbach einen mobilen Stand, doch da sei es während ein paar Wochen gar nicht mehr gelaufen. «Die Leute hatten wohl Angst, jemand habe das Brot berührt», meinte Hostettler. «Umso schöner ist es für mich jetzt, dass meine Arbeit wieder geschätzt wird.»

Auch die Kundschaft war gut gelaunt. Als Gemeinderat der Stadt Solothurn hat sich Gaudenz Oetterli immer für den Markt eingesetzt und sich bei der Suche nach Lösungen engagiert. «Käse, Fleisch, Gemüse, Eier. Ich kaufe alles, was es auf dem Markt gibt. Nicht nur wegen der Qualität, sondern auch, weil es sinnvoll ist, wenn die Waren aus der Region in der Region konsumiert werden», beschreibt Oetterli seine Haltung. Auch er wünscht sich aber eine möglichst rasche Rückkehr in die Altstadt. «Die Stimmung ist dort eine andere und der Markt generiert auch Laufkundschaft für die Läden.»

Positive Bilanz der Polizei

Seit bald 20 Jahren ist Stadtpolizist Fritz Jenzer Dienstchef des Marktes. «Die ersten Rückmeldungen waren alle positiv», zieht er ein erstes Fazit. «Die Nachfrage nach Standplätzen war sehr gross und auch die Kunden haben sich gefreut.» Aber wer nicht zur «IG Märet», der Interessengemeinschaft Wochenmarkt Solothurn gehört, konnte noch nicht berücksichtigt werden. «Das betrifft etwa zehn Stände», erklärt Fritz Jenzer. «Wir mussten uns platzmässig beschränken. Am kommenden Mittwoch werden wir auch die Anbieter berücksichtigen können, die nicht in der Interessengemeinschaft organisiert sind.»