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Die Befindlichkeiten der Standbetreiberinnen und -betreiber des Monatsmäret sind höchst unterschiedlich. So sind die einen über den Platz ihres Standes erbost - ein anderer wünscht sich mehr Werbung. Ein Rundgang in der Solothurner Altstadt.
Am Klosterplatz herrscht dicke Luft. Nein, heute sei kein guter Tag, um Auskunft zu geben. Die an sich freundliche Standinhaberin hinter Romanheftchen aus alten Zeiten ist sichtlich erbost: Seit 15 Jahren seien sie und ihr Mann schon oben vor St. Ursen. Heute habe man sie nach unten verlegt und den Platz an «die Indianer» vergeben.
«Viele Leute kommen nicht hier runter. Sie scheuen den Wiederaufstieg über den Kronenstutz.» Fritz Jenzer, Dienstchef Markt der Stadtpolizei, kann den Ärger nachvollziehen.
Am Morgen sei einiges nicht richtig gelaufen. Baustellen hätten ihre Abschrankungen nicht zurückgenommen, «es sind wohl einige Marktfahrer sogar wieder abgereist, weil es zu eng war.»
Und tatsächlich ersuchten immer mehr Südamerikaner um einen Stand. «Ein Phänomen. Doch was sollen wir machen, sie haben die Bewilligung.»
Warten auf einen Stand
Absagen gibts immer, bestätigt auch Stapo-Chef Peter Fedeli, und sein Marktchef doppelt nach: «Es gibt Marktfahrer, die wollen nur gelegentlich in Solothurn einen Stand haben.» Dagegen erhielten jene den Vorzug, die regelmässig am Monatsmarkt auftauchen.
Das hat Pascal Känzig nach zwei Jahren Wartezeit auf einen Standplatz endlich geschafft: «Junge Marktfahrer haben es eben schwer», lacht er.
Dabei ist sein Produkt, selbst gemachter Sirup in Design-Glasbehältern eine Augenweide. «Unser Sirup enthält weder Zucker noch Zitronensäure und ist auch bei Hobby-Köchen fürs Marinieren von Fleisch sehr begehrt», erzählt der Marktfahrer aus Büren an der Aare, der das Obst für seinen Sirup bei 16 Bio-Betrieben bezieht.
Seit Urzeiten gehören Magenbrot und gebrannte Mandeln zum Solothurner Märet. «Schon meine Urgrossmutter hatte hier beim Brunnen ihren Stand. Ich bin nun in der vierten Generation hier und die nächste ist auch schon in den Startlöchern», lacht Pietro Jonasch.
Hauptsaison sei für ihn der Herbst, «das Publikum ist hier sehr nett, und die Stadtpolizei macht einen guten Job», verteilt der Süsswarenhändler vor dem Manor Komplimente.
Mehr Werbung wäre toll
Nicht kommentieren mag er, dass nur zwei Stände neben ihm ebenfalls Magenbrot feilgeboten wird. Konkurrenzlos ist dagegen auf dem Märetplatz Stefan Forster, seit 30 Jahren ein Urgestein des Solothurner Monatsmarktes. «Natürlich sind die Umsätze nicht mehr dieselben wie damals», meint er, der zu Zeiten des Helios Bazars seine Märet-Präsenz gestartet hatte.
Jetzt setzt er auf Hängematten und im Herbst auch auf Windredli. «Den Wienachtsmäret mache ich noch, der ist schön», so Forster, der dann aber im Winter pausiert und auch keine anderen Märkte besucht.
Solothurn sei keineswegs der beste Markt, behaupteten andere Marktfahrer, für sie sind vor allem die Quartalsmärkte, die viermal jährlich stattfinden attraktiver. Da hat es wesentlich mehr Leute. Der altgediente Solothurner Marktfahrer vermisst vor allem die Werbung für den Monatsmäret, beispielsweise mit Plakaten an den Ortseinfahrten.
Tatsächlich gibts Werbung für den Märet. Fritz Jenzer: «Wir ziehen neben der Standgebühr von 10 Franken pro Laufmeter jeweils dazu noch den Werbefünfliber ein.» Von diesem behalte die Stadt einen Drittel für ihre Marktaufwendungen wie die Absperrungen und die Signalisation ein. Der grössere Rest gehe aber an den Schweizerischen Marktverband, der damit vor allem Radio-Werbung schalte.
Der globalisierte Märet
Ergo nur 25 Franken kostet Anna Niklasson der kleine Stand am Märetplatz, wo sie emsig «schnüfelige» Baby-Söckli und -Chäppli» häkelt. Komplimente erhält sie von einer Passantin; ein Kauf bleibt aus. Die gebürtige Schwedin nimmt es gelassen, sie könnte einen Riesen-Absatz ihrer Produkte gar nicht verkraften. Denn «Handarbeit ist langsam», weist sie auf die Entstehungszeit ihres Angebots hin.
Nach einer Gratisputzete beim Schuhcremehändler stösst der Märetbesucher auf filigranste Papierarbeiten. Eine Scherenschnitt-Dschunke segelt über das Couvert, hinter «Mandy’s 3D Silhouette Art Carts» verbirgt sich Hansueli Schmid aus Aarburg. Oder vielmehr seine Frau Yanmei Huang.
«Wir haben jetzt auf andere Sujets umgestellt», zeigt Schmid das Matterhorn oder einen Kleinst-Alpabzug in Papier geschnitten. Seine Frau, Professorin für Illustration und Design, gibt uns ein Kurzinterview live auf dem Handy – von China aus, wo sie gerade unterrichtet. Der globalisierte Solothurner Monatsmäret, er ist Fakt.