Einen im Sender haben – das kommt in der «heilige Zyt» öfters vor. Weihnachtsessen, Aperöle vor den Festtagen, da bleibt meist kein Auge trocken. Und die Kehle erst recht nicht. So dachten wir uns Anfang Advent einiges, als es nachts vor unserem Haus regelmässig und anhaltend blau blinkte. Ein angesäuselter Blaufahrer, durch eine Polizeipatrouille gestoppt? Eine Ambulanz, notfallmässig durch jemanden im Quartier aufgeboten? Ein Blick nach draussen relativierte alles: Im Nachbarhaus hatte man auf grosse, blau auf- und abblinkende Sterne an der Fassade gesetzt. Nicht gerade das, was Adventsstimmung pur vermittelt. Immerhin, das Blinken wurde inzwischen abgestellt. Damit wir wissen, wann wirklich eine Ambulanz oder die Polizei draussen aufkreuzt.
Das Senden von Botschaften hat im Advent Tradition. Denken wir nur an den Stern von Bethlehem, dem die drei Weisen aus dem Morgenland folgten, bis sie vor einem neugeborenen Kind standen. Solche braucht es offenbar wieder vermehrt, denn die Botschaft eines grossen Transparents an der Bielstrasse lässt aufhorchen: «Freie Kita-Plätze!». Das gibt zu denken. Waren solche nicht mal Mangelware? Gut, die Suche nach kleinen Platzhaltern könnte man aktuell auch etwas plakativer und adventlicher gestalten. Wie wärs mit: «Ihr Kinderlein kommet, oh kommet doch all»?
Sendebewusstsein entwickeln vor allem Verliebte. Die vielen Schlösser an den Geländern der roten Fussgängerbrücke waren solche Liebesschwüre in Stahl und Eisen. Beamte sahen das anders, und die Dinger wurden radibutz entsorgt. Zu tun gäbe es derzeit schon wieder auf der Kreuzackerbrücke: «Nicole, ich liebe Dich!» steht dort auf dem Boden in grossen, natürlich roten Lettern. Nicole wer? War doch in den Achtziger- und Neunzigerjahren ein absoluter Modename. Es kommen also einige Girls infrage. Oder grenzt das schon an Stalking? Am letzten Sonntag war alles egal, Schnee deckte den Liebesschwur zu. Trotzdem irgendwie grenzfällig. Die Begeisterung beim Autor dieser Zeilen hielte sich jedenfalls in Grenzen, stünde dort: «Wolfgang, ich liebe Dich!» Schon nur, weil in ganz greater Solothurn höchstens zwei in die engere Wahl kämen. Wolfgang ist kein Modename.
Absenden nennt sich der letzte Akt eines Schützenfests. Da können die Schützen ihre gewonnenen Preise abholen. Nichts Festliches hat kurz vor dem Fest das «Absenden» in einem Solothurnern Modegeschäft in der Hauptgasse an sich: Die Preise sind nicht zum Abholen da, sie purzeln. Um 50 Prozent. Der Grund: Das deutsche Mutterhaus ist pleite, das Geschäft geht diese Tage zu. Das Verkaufspersonal muss sich um Arbeitslosengeld und eine neue Stelle kümmern, so kurz vor Weihnachten. Vielleicht heisst jemand darunter Nicole. Dann wird sie immerhin geliebt.