Velosport-Stadt
Bike Team Solothurn: Begabung und Talent zusammenführen

Solothurn ist eine Velosport-Stadt. So profitiert das Bike Team Solothurn auch von einem neuen Ausbildungs-Netzwerk.

Pius Rüegger
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Das Team (vorne v. l.): Vital Albin, Nick Burki, hinten Ursin Spescha, Eric Luethi, Betreuer Reto Burki, Roland Richner.

Das Team (vorne v. l.): Vital Albin, Nick Burki, hinten Ursin Spescha, Eric Luethi, Betreuer Reto Burki, Roland Richner.

Hansjoerg Sahli

Im Sport heisst es Talent, in der Bildung Begabung. Beide Teile zusammenzuführen, ist nicht immer einfach. Der Sponsorenanlass des Bike Teams Solothurn in der Ambassadorenstadt und in Derendingen bot die Möglichkeit, Einblick in diesen speziellen Bereich des dualen Bildungsweges zu nehmen.

Getragen wird dieses Projekt von der Stiftung Leistungszentrum Solothurn mit ihrer «Sport Academy Solothurn» als private Trägerschaft sowie den öffentlichen Schulen mit der Kantonsschule Solothurn, der Sekundarschule im städtischen Schützenmatt-Schulhaus und mit integriertem Lehrstellenpool in Zusammenarbeit mit der Gewerbeschule Solothurn.

Die Devise lautet: Spitzensport – Schule – Beruf kompakt».

Einzigartiges Netzwerk

Im Raum Solothurn entwickelte sich ein strukturiertes Netzwerk für eine gesamtheitliche Entwicklung. Neu in dieses Angebot der Academy mit Standort in Zuchwil im ehemaligen Kontiki-Gebäude stossen die männlichen Unihockey-Spielenden von Wiler-Ersigen und als weibliches Pendant von Langenthal.

Die Begabtenförderklassen an der Kantonsschule besuchen rund 90 Schülerinnen und Schüler. In den Talentförderklassen des Sekundarschulhauses Schützenmatt sind 60 Auszubildende anzutreffen.

Damit weder Sport noch Ausbildung leiden, verlängert sich die Schulzeit jeweils um ein Jahr. «Die Konstellation mit den verschiedenen Standorten auf engstem Raum inklusive des Velodrome in Grenchen ist einzigartig», stellt Roland «Roli» Richner, der hauptamtliche Technische Direktor der Stiftung, fest.

So steht bei Bedarf im Kontiki-Haus ein Internat bereit, das mit seinen 27 Zimmern und 84 Betten vielfach zusammen mit dem Sportzentrum Zuchwil als Campus genützt wird.

Schaltzentrale in Solothurn

Zurzeit ist kein Academy-Teilnehmer dort einquartiert. Von einer Gastfamilie in Solothurn wurde aus dem Bike Team Solothurn der Bündner Vital Albin, der die Kantonsschule besucht (vgl. rechts), aufgenommen.

Ursin Spescha absolviert eine vierjährige kaufmännische Ausbildung mit zwei Schuljahren an der Zürcher «United School of Sport» und einem ab Sommer folgenden zweijährigen Praktikum im Velo- und Sportgeschäft von Reto Burki in Solothurn.

Nach zwei Pendlerjahren kann dieser zweite Bündner in Burkis Geschäftshaus an der Bielstrasse eine Wohnung beziehen.

«Wir wollen keine Wellenbewegungen, sondern Professionalität hereinbringen», sagt Richner. Im Vergleich zum Ausland, wo Nationalteams bereits auf der Nachwuchsebene starten, erlebt der Aargauer Pendler vor allem an den Auslandrennen in seiner Kerndisziplin Mountainbike, dass in der Schweiz der Leistungsgedanke fehlt.

«Wir geben dadurch einen grossen Trumpf aus der Hand, wie bei uns die Nachwuchsarbeit an die Basis mit den Verbänden und Vereinen delegiert wird», bedauert Richner. Umso wichtiger ist, dass die Kantonsschule Solothurn das Label «Swiss Olympic Partner School» trägt.

Dieses Label will Richner mit den anderen Partnern auf das gesamte Solothurner Projekt ausdehnen.«Wir mussten drei Jahre lang die Grundlagen erarbeiten und können nun im vierten Jahr die Eingabe vorbereiten», gibt sich der Academy-Chef zuversichtlich.

Kräfte bündeln

Rolf Hofer, Leiter der Abteilung Sonderklassen Sport und Kultur, findet diese Zusammenarbeit hervorragend. «Wir wollen die Talente im Sport und in der Kultur fördern und die Kräfte bündeln», sagt er.

Über 20 Sportarten werden am Herrenweg von gut 90 Schülerinnen und Schülern abgedeckt. «Wir verlangen das ‹Swiss Olympic Talent Label› um überdurchschnittlich Begabte entsprechend fördern zu können», ist dies für Hofer eine Investition in die Zukunft.

Wichtig ist für ihn deshalb auch, dass nicht nur aktuell Erfolge möglich sind, sondern erst später wie beispielsweise bei der Kanutin Melanie Mathys und Kunstturner Simon Nützi der sogenannte Knopf aufgeht. «Wir wollen die Möglichkeit geben, sich auch später zu entwickeln», so der Abteilungsleiter.

«Es ist tipptopp so, das gibt mit der Schule genügend Zeit zum Trainieren, damit auch dort die Leistungen gut sind», sagt Nick Burki. Der Schüler der Sonderklasse Sport und Kultur W14s holte sich übrigens letzten Sonntag bei seinem Abstecher zum Radquer in seinem zweiten Rennen an der Schweizer Meisterschaft die Bronzemedaille.

In der sportlichen Praxis ist an der Kantonsschule Reto Schläppi zuständig, in der Schützenmatte in der Sekundar-I-Stufe Stefan Kohler verantwortlich.