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50 Brauereien zeigen an den 15. Solothurner Biertagen, dass Hopfen und Malz niemals verloren sind.
«Im Bier hat es etwas, das nicht nur den Durst stillt, sondern das Herz erwärmt.» Sprach Biertage-Organisator Alex Künzle. «Und drum gitts kes Fürobe-Goggi, sondern es Fürobe-Bier!» Damit brachte er auf den Punkt, was die grosse Gästeschar an die Eröffnung der 15. Solothurner Biertage gelockt hatte: Die Braukunst in all ihrer Vielfalt – zu geniessen in und hinter der Reithalle während drei Tagen an 46 Ständen mit 50 Brauereien.
Künzle sezierte zur Begrüssung den Schweizer Biermarkt, der weitgehend den 20 grössten Brauereien gehört. «Den anderen bleiben da nur Brosamen», stellte er lakonisch fest. Von den 730 übrigen seien allerdings 600 nur sogenannte «Nano-Brauereien», die «wirtschaftlich gar nicht ins Gewicht fallen.»
Doch surfe das Bier auf einer Erfolgswelle, «und ständig werden neue Bierstil-Richtungen kreiert», erklärte Alex Künzle das Biertage-Phänomen – immerhin ist der Anlass seit dem Start 2003 von 3000 auf über 11'000 Fans im vergangenen Jahr angewachsen. «Ja, wer hätte das gedacht», befand der «Godfather» der Solothurner Bierkultur schon fast erstaunt.
Tatsächlich bringt die Wundertüte Bierbrauen allerhand Spannendes, ja Exotisches aus dem Zapfhahnen, wie ein erster Rundgang durch das Ausstellerzelt bewies. Pale Ales in allen Variationen sind ebenso zu haben wie dunkles Schokoladen-Stout, mit Grenadine versetztes rotes Feen-Bier oder das Margarita Bier mit einem Schuss Tequila.
Da steht auch Alex Künzle am Öufi-Stand nicht abseits: Sein «Felix Blauer Wal» ist ein dunkles Klosterbier, einst auch für Bischof Felix Gmür gebraut, dass zweieinhalb Jahre im Whiskyfass aus Eiche verbracht hat. «Nein Bier ist das nicht mehr», räumt auch Braumeister Moritz Künzle junior ein. Dafür ein goldbraunes, prickelndes, leicht säuerliches Elixier mit 5,2 Volumenprozent.
Genau solche Praktiken in der edlen Braukunst deckte in der Folge Eröffnungsredner Jens Wacholz schonungslos auf. In seinem Rapport vom «Bierparteitagsgelände» pries er das deutsche Bier als das einzig wahre, echte, unnachahmliche Bier, das es seit 5000 Jahren mit dem deutschen Reinheitsgebot gebe – lange bevor die Schweizer erkannt hätten, dass sie solche seien. Die Reithalle tobte.
Den hiesigen Brauern eröffnete der Schauspieler, dass sie lediglich ein «Biergetränk von bierähnlichem Typ» herstellen könnten. Herrlich schlug er Brücken zwischen dem Bier zu berühmten Zeitgenossen - etwa zu Martin Luthers Bierweisheiten: «Wer kein Bier hat, hat nichts zu trinken.» Oder Heinrich Heine: «Viele Biere - gute Niere». Ja Wacholz sinnierte sogar, wenn der Vegetarier und Alkoholfeind Adolf Hilter Bier getrunken hätte, wäre die Geschichte des 20. Jahrhunderts vielleicht ganz anders verlaufen ...