Solothurn
Besser als Turnunterricht - denn man kann machen, was man will

Den jugendlichen Sportanlass «Feel the Move» gibt es jetzt auch für Kinder – und die sind begeistert. Denn anders als im Turnunterricht in der Schule dürfen sie hier selbst entscheiden, was gespielt wird.

Christoph Neuenschwander
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«Feel the Move Kids» im Schulhaus Brühl in Solothurn
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Jenny Kramer, Fachverantwortliche Jugendliche Altes Spital
Jenny Kramer erklärt das nächste Spiel

«Feel the Move Kids» im Schulhaus Brühl in Solothurn

Christoph Neuenschwander

Es ist eine blöde Idee gewesen, in einer Turnhalle voller aufgedrehter Sieben- bis Zwölfjähriger die Frage zu stellen: «Wer will mir ein Interview für die Zeitung geben?» Die Ringe über den Matten schwingen ins Leere. Das vorhin noch so beliebte Trampolin steht auf einmal unbeachtet im Raum. In der Halle nebenan verhallt der Knall eines Fussballs, der gegen die Wand trifft, zum letzten Mal, bevor es dort drüben länger ruhig bleibt. Und um den Schreibenden herum versammelt sich eine Schar junger Sportlerinnen und Sportler, die alle der Zeitung erzählen wollen, wie toll sie «Feel the Move Kids» finden.

Der Anlass ist eine Erweiterung zu «Feel the Move», einem Sportanlass für Jugendliche, der abwechselnd in Biberist, Solothurn und Bellach stattfindet. Im letzten Jahr weckte das Angebot immer mehr auch das Interesse jüngerer Kinder. Also hat die Jugendarbeit Solothurn eine Kinderversion im Schulhaus Brühl ins Leben gerufen. Erst- bis Fünftklässler können sich hier rund einmal pro Monat jeweils an einem Samstag von 17 bis 19 Uhr austoben.

«Hier bestimmen wir selbst»

«Es ist viel besser als der Turnunterricht in der Schule, weil man hier alles machen kann, was man will», erklären die achtjährigen Zwillinge Alma und Mila. Sara aus der vierten Klasse pflichtet bei: «Es macht Freude, herzukommen. Hier können wir selbst bestimmen. In der Schule darf man das nicht.» Die neunjährige Rojin ist einfach schon froh, dass sie am «Feel the Move Kids» auch ausserhalb der Schulzeit turnen kann.

Jenny Kramer, Fachverantwortliche Jugend im Alten Spital und Leiterin des Sportanlasses, stellt sich neben uns. «Du lenkst die Kinder ein wenig ab», sagt sie leicht vorwurfsvoll und schmunzelt. Selbstverständlich würde ohne störende journalistische Anwesenheit hier in der Turnhalle gerade viel mehr Schweiss fliessen. Aber es scheint, als hätten die Kinder noch viel zu berichten. Die siebenjährige Silva beschreibt, wie sie vorhin beim Trampolin hingefallen ist und sich wehgetan hat. «Aber jetzt ist es schon viel besser.»

Der achtjährige Abeshek schwärmt vom Parcours. «Ich mag Sport, das ist mein Lieblingshobby», sagt er. Auch Piraveen ist begeistert vom Anlass: «Einfach alles hier macht Spass.» Der neunjährige Azad nickt zustimmend. «An der Reckstange zu turnen, macht besonders viel Spass.» Piraveen lacht. «Was, du? An der Reckstange?» Azad verteidigt sich: «Hey, ich bin jedenfalls besser als du!»

Kleine Neckereien sind an der Tagesordnung. Hin und wieder, wenn es ihr zu bunt wird, muss Jenny Kramer etwas laut werden. Insgesamt ist sie aber mit «Feel the Move Kids» sehr zufrieden. «Am Anfang sitzen wir immer im Kreis. Wenn neue Kinder dabei sind, werden sie vorgestellt, damit sich niemand ausgeschlossen fühlt. Das klappt ausgesprochen gut.»

Im Kreis wird auch diskutiert, welche Sportarten heute gemacht werden. «Es braucht unsere Einwilligung, aber grundsätzlich entscheiden die Kinder», so die Leiterin. «Wichtig ist, dass die Kinder lernen, selbstständig aufzubauen und auch wieder wegzuräumen.» Kein einfaches Unterfangen, mit bis 40 Kindern pro Abend.

Auch Tanz ist Thema

Die kleine Berivan aus der zweiten Klasse ist mir ihrer älteren Schwester hier. «Am liebsten mache ich Saltos auf dem Trampolin», sagt sie mir. Die Leidenschaft der vier Jungs Avishan, Hayri, Marko und Bojan gilt ebenfalls dem Trampolin – und dem Fussball. Doch damit ist für heute Schluss. Kurz vor sieben Uhr sitzen alle noch einmal im Kreis.

Vier Buben und vier Mädchen wollen noch einen Tanz aufführen, den sie einstudiert haben. Und dann müssen Jenny Kramer und ihre Helferin bloss noch sicherstellen, dass die Kinder auch wieder nach Hause kommen.