Ein Sprung ganz nach oben auf der Karriereleiter direkt nach Studienabgang ist wohl ein etwas hochgestecktes Ziel. Aber möglichst früh berufliche Kontakte zu knüpfen und einen Blick in die Arbeitswelt zu werfen, ist heutzutage schon fast ein Muss. Für etwas mehr als hundert Studenten aus sieben verschiedenen Studienrichtungen bot sich diese Gelegenheit am Solothurner «Sprungbrett-Event».
So konnten die Studierenden in zwölf Unternehmen aus Solothurn, Olten und Grossraum Solothurn in nachmittäglichen Workshops einen Augenschein nehmen, wie ihr zukünftiger Arbeitsplatz aussehen könnte. Mit über 70 Personen waren vor allem die auf dem Markt gefragten MINT-Fächer – Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik – stark vertreten.
Michael Gächter, studiert Wirtschaftsingenieurwesen, aus Allschwil
«Ich bin zum ersten Mal an einem solchen Event und bin gespannt, was es mir bringen wird», sagte der 26-Jährige. «Vielleicht könnte es künftig eine Option sein, im Kanton Solothurn zu arbeiten, so der Masterstudent. Dieser wohnt seit Kurzem in Olten, denn seine Freundin kommt aus dem Solothurnischen.
© Thomas Ulrich
Dominic Juchli, studiert Molecular Life Sciences, aus Zuchwil
Der 25-jährige Bachelorstudent hat vor allem wegen der Firma Biogen am «Sprungbrett-Event» teilgenommen. «Es ist eine Chance, in der Pharmaindustrie zu arbeiten, die nicht in Basel liegt.» Auch sei es spannend andere Firmen zu entdecken. «Mir hat es viel gebracht, ich würde sofort wieder teilnehmen.»
© Thomas Ulrich
Solothurn auf eigenen Beinen
Die «Sprungbrett-Events» werden jeweils von der Together AG organisiert und haben schweizweit bereits zum 15. Mal stattgefunden. Die Solothurner Wirtschaftsförderung und die Handelskammer haben aber zum ersten Mal den Anlass im Kanton Solothurn initiiert und auch alleine bestritten. «Wir waren der Ansicht, dass Solothurn genug gross und attraktiv ist, sodass wir den Event selber durchführen können», sagte Sarah Koch, Leiterin Wirtschaftsförderung. Auch hätten einige Unternehmen sie dazu ermutigt sich vom vorherigen Partnerkanton Bern zu lösen. «Wir haben vorher zu wenig davon profitiert», sagte Koch.
Davon zu profitieren hofft zum Beispiel auch die Curtis Instruments AG aus Biberist. «Die Studenten sollen wissen, dass man nicht nur nach Zürich muss, um einen Job als Ingenieur zu finden», sagte Kurt Stump, Geschäftsführer der Curtis Instruments AG. So sei das internationale Unternehmen, das Steuerungsprogramme für komplexe High-end-Rollstühle entwickelt, offen für junge und innovative Fachkräfte. Die Mitarbeiter versuchten daher, mit einem Rundgang durch die Abteilungen der Software- und Hardware-Entwicklung oder dem Testlabor, zu glänzen.
Während der Firmenführung lernten die Studenten die verschiedenen Abteilungen der Curtis Instruments AG kennen
© zvg
Während der Firmenführung lernten die Studenten die verschiedenen Abteilungen der Curtis Instruments AG kennen
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Testen durften die Studenten auch die verschiedenen Modelle der Elektrorollstühle, die zum Beispiel mit Kinn- oder Kopfsteuerung bedient werden können. Hier gehe es nicht nur um Rollstühle, welche vor- und zurückfahren, sagte Stump. Ein Grund, weshalb Tech-Abgänger, die normalerweise zwei bis drei Jahre im Unternehmen verweilen würden, auch schon zehn Jahre bei ihnen geblieben seien, erklärte der Geschäftsführer.
Auf Tuchfühlung mit Firmen
Während des Talent-Apéros am späteren Nachmittag in der Solothurner Bar Solheure, dem zweiten Teil des «Sprungbrett-Events», durften sich alle am Event teilnehmenden Unternehmen in einem Company-Catwalk innerhalb einer Minute vorstellen. Gewünscht war von Sarah Koch: «sexy, smart, innovativ und interessant.» Vertreten waren Firmen wie Bosch, die Centris AG, MySign AG oder DePuy Synthes. Den Anfang machte Biogen und startete die Vorstellungsrunde mit einem Speeddating.
Bevor sich dann die zahlreichen Teilnehmer dem ersehnten Networking und Kontaktaustausch mit den Vertretern der Firmen widmen konnten, bot der Oltner Kabarettist Rhaban Straumann eine sattirische Hommage an den Kanton und die beiden Städtchen an der Aare dar. Den Kanton Solothurn verglich er mit New York, Olten wurde wegen Unwissenheit der Schweizer dem Kanton Aargau zugewiesen, aus der Jurakette wurden die Alpen und Solothurn gehört für Biogen laut Straumann noch immer zur Region Zürich.
«Ein vielseitiger Kanton», meinte Koch daher zum Schluss von Straumanns Auftritt. So versuchten die Veranstalter das solothurnische Fleckchen Erde, den jungen Menschen möglichst schmackhaft zu machen. «Wir wollen uns klar positionieren und auch zeigen, dass Solothurn spannende Karrieremöglichkeiten sowie ein attraktives Leben bietet.»