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Seit der Diskussion um die neuen Gastro-Zonen und liberalisierte Öffnungszeiten machen die Bewohnerinnnen und Bewohner der Solothurner Innenstadt mobil. Nun haben sie den Verein Altstadtwohnen Solothurn gegründet. Er zählt bereits 47 Mitglieder.
Am Anfang stand eine «Chropfleerete». Im Obergeschoss des «Commerce» am Friedhofplatz hatten sich 27 künftige Mitglieder des zu gründenden Vereins Altstadtwohnen Solothurn versammelt, fünf davon schon am separaten Tisch. Remo Reinle, Jutta Thellmann, Stefan Dettwiler, Lukas Rüefli und Rolf Trechsel waren namentlich auf dem Flugblatt aufgeführt, welches die Gründung des Vereins Alstadtwohnen Solothurn propagiert hatte. Bevor sie sich in den Vorstand wählen liessen, verrieten alle ihre Beweggründe, warum es den neuen Verein brauche.
«Echt beunruhigt» war Reinle letzten Herbst, als sich der «Runde Tisch» im Landhaus mit den neuen Gastrozonen und damit längeren Öffnungszeiten befasste - es brauche einen Verein, der Bedürfnisse abklären und Synergien schaffen können. Rolf Trechsel, Hotelier und Bewohner des «Roten Ochsen» in der Vorstadt, verwies darauf, dass die Nachtschwärmer und Gastrobetreiber damals «sehr gut organisiert» aufgetreten seien, «die Anwohner sind fast ein bisschen untergegangen.» Es sei deshalb wichtig, sich zu vernetzen, damit «unsere Altstadt einzigartig bleibt». Stefan Dettwiler, Hausbesitzer am Stalden, forderte mehr Respekt durch Nachtruhestörer ein, bei denen auch persönliche Interventionen und Gespräche nichts genützt hätten.
Nach seinen Statuten will der Verein Altstadtwohnen Solothurn die Altstadt als Wohnquartier fördern. Einsetzen will er sich demnach für eine gute Wohn- und Lebensqualität, die Erhaltung der historischen Bausubstanz und ein vielfältiges Wohnangebot für alle Altersgruppen und Lebensformen. Der Verein vertritt die Interessen der Mitglieder, die in der Altstadt wohnen, der Hauseigentümer dort, die ihre Liegenschaften als Wohnhäuser einsetzen, erhalten, unterhalten und entwickeln, Der Verein vertritt ihre Interessen auch gegenüber den Behörden.Im Rahmen seiner Zweckbestimmung kann sich der Verein Altstadtwohnen insbesondere an Mitwirkungen beteiligen, Eingaben an die Behörden formulieren, Einsprachen erheben und Rechtsmittel ergreifen. Die Mitgliedschaft ist auf Antrag möglich für Personen die in der Altstadt wohnen, als Hausverantwortliche die Altstadt als Wohnraum erhalten und entwickeln möchten und/oder ganz allgemein die Ziele des Vereins unterstützen. (ww)
Bereits letztes Jahr hatte Jutta Thellmann die IG Li(e)benswertes Solothurn ins Leben gerufen, und zuletzt auch an den «Unisomo»-Gesprächen mit der Stadt teilgenommen. «Es macht Sinn, jetzt einen Verein zu gründen», denn dieser könne strukturierter als eine IG auftreten, meinte Thellmann, die sich klar gegen den im geplanten Gastro-Reglement festgestellten Grundsatz wehrt, dass die Bewohner der Altstadt künftig weniger Rechte haben sollen. Der Fünfte im Bunde, Lukas Rüefli, war bemüht, die Optik nicht nur auf die Lärmthematik zu richten, er sprach sich für eine fruchtbare Koexistenz von Wohnen mit kleinen Betrieben und Geschäften aus.
In der offenen Diskussion wurde klar, wie viel Frust sich in Sachen Nachtleben aufgestaut hat, aber auch, wie viele künftige Aufgabenfelder der Verein übernehmen könnte. Im Visier war so die unkritische Bewilligung jeglicher Anlässe in der Altstadt wie die als Schikane empfundene zweitägige Wasserrutsche am Kronenstutz im Sommer. Besorgnis wurde laut wegen energetischer Sanierungen; bereits habe man lärmende Wärmpumpen festgestellt. Auch die Leerstände nicht nur von Geschäftshäusern kamen aufs Tapet. Beim Vergleich, dass jährlich eine Million Touristen den nur 1260 Personen gegenüberstünden, die in der Altstadt wohnen, relativierte Hotelier Trechsel: «Auch unsere Gäste möchten nachts schlafen.» Wenig Einfluss könne man dagegen wohl bei der Bausubstanz nehmen, da in der Altstadt schon fast alles durch den Denkmalschutz und die Altstadtkommission reguliert sei.
Die Gründungs-Formalien waren bei den 27 Anwesenden – insgesamt sind schon 47 Personen dem Verein beigetreten – unbestritten. Einstimmig wurde Rolf Trechsel zum Präsidenten gewählt, Remo Reinle zum Vizepräsidenten, Stefan Dettwiler fungiert als Kassier. Jutta Thellmann und Lukas Rüefli ergänzen den Vorstand, der sich noch weiter verstärken kann. Evelyn Ripke und Christof Schauwecker meldeten sich spontan für das Revisoren-Amt. Das Jahresbudget von 2200 Franken basiert auf Mitgliederbeiträgen von 40 Franken für Einzelpersonen und Familien sowie 80 Franken für Firmen. Als nächste Aktion ist ein Herbstanlass vorgesehen.