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«Wolferls Schwester» besucht Solothurn: Cembalistin Helga Váradi lädt zum «Nannerl-Mozart-Fest» ins Blumenstein und schlüpft dabei in die Rolle von Mozarts Schwester.
1991 feierte die Welt den 200. Todestag von Wolfgang Amadeus Mozart, nun wird im Museum Blumenstein am 12. Oktober, anlässlich des 190. Todestages seiner Schwester, ein «Nannerl-Mozart-Fest» gefeiert. Veranstalterin, Cembalistin, Fortepianistin und Organistin Helga Váradi spielt nicht nur Werke der Geschwister Mozart, sondern verwandelt sich auch äusserlich in Nannerls Ebenbild. Gemeinsam mit dem Verein «Les Soirées Amusantes» lädt Helga Váradi das Publikum zu einer Zeitreise mit Cembalo, Hammerklavier, Kerzenlicht, aus Echthaar gefertigten Frisuren und handgenähten Kostümen ein. Das «190 Jahre Nannerl Mozart Fest» avanciert gleichzeitig zur Präsentation ihrer zweiten CD und der Schweizer Erstaufführung des letztes Jahr im Schlösschen Blumenstein realisierten Kurzfilms «Zum Namenstag» – gemeint ist natürlich ein nachgestellter Tag im Leben von Nannerl Mozart nach originalen Quellen, zu dem die Blumenstein-Räume die perfekte Kulisse liefern.
Mitte des 18. Jahrhunderts tourten nämlich zwei Wunderkinder durch Europa: Wolfgang Amadeus und Maria Anna Walburga Ignatia Mozart (30. Juli 1751 bis 29. Oktober 1829), genannt Nannerl. Wolfgang Amadeus wurde als Komponist unsterblich. Da es im Rokoko für eine Frau keine Option war, als Musikerin Karriere zu machen, wurde Nannerl Lehrerin am Hammerflügel, Ehefrau und Mutter. Obschon als Instrumentalistin genauso talentiert wie ihr Bruder, trat sie nie aus dessen Schatten heraus. Ihre Tagesnotizen, Briefe und Erinnerungen indessen sind wertvolle Quellen für die Mozart-Forschung. Auf dieses Material stützt sich auch Helga Váradi: «Ich habe mich intensiv mit der Geschichte der Familie Mozart beschäftigt.
Deren Musik spielte immer eine grosse Rolle in meinem Repertoire. Ich bin glücklich, dass ich mit «Nannerl Mozart» beim Schweizer Label Claves Records meine zweite CD produzieren konnte. Musik, die auf dem Cembalo, auf originalem Hammerklavier und auf der Barockgeige unvergleichlich und authentisch klingen. Auch wenn sich das Interesse in erster Linie auf Wolfgang Amadeus Mozart konzentriert: Die Familie spielte eine wichtige Rolle. Dem Familienzusammenhalt verdanken wir einen Grossteil des Wissens über Mozart. Denn es herrschte ein reger Briefwechsel innerhalb der Familie, der teilweise erhalten geblieben ist.»
Das Ganzheitliche mit Musik, Kostüm, Film und CD-Aufnahme wurde gemeinsam mit «Les Soirées Amusantes» konzipiert, einem Verein, der sich auf die Fahne schreibt, die europäische Salonkultur des späten 18. Jahrhunderts zu beleben. Helga Váradi zählt zu den Vereinsgründern: «Es ist etwas betörend Schönes, im Kerzenlicht und in feiner Gesellschaft Gedanken über Literatur, Musik und Mode auszutauschen, am Hammerklavier Mozart zu spielen.» Die Kostüme würden eine sonst kaum zugängliche, langsame Welt illuminieren. Ein sinnliches Erleben, welches die Musikerin und ihr Team mit dem Film und dem Konzert im Museum Blumenstein auch dem Publikum ermöglichen möchte. Vereinsgründer Christian Tanner schneiderte Nannerls Polonaise-Kleid nach dem berühmten, von Johann Nepomuk della Croce gemalten Familienporträt.
Samstag, 12. Oktober, 19.30 Uhr, «190 Jahre Nannerl Mozart Fest», Museum Blumenstein. Abendkasse und weitere Infos: www.museumblumenstein.ch
«Eine wunderbare Robe, zu der auch die Haarpracht passen muss. Im Film trage ich meine eigenen Haare zur gepuderten Turmfrisur, die der damaligen Mode und Nannerls Frisur entspricht», lacht Helga Váradi, die in der Rolle der Mozart-Schwester auf modernes Make-up verzichtet. Selbstredend, dass die Tafelfreuden ebenfalls dem Gusto jener Zeit entsprechen und mit höfischen Tänzen für einen opulenten Abend eine Epoche beschwören, die von der Familie Mozart mitgeprägt wurde.