St.-Ursen-Kathedrale
Altes Dach der St.-Ursen-Kathedrale bringt neuen Strom

Die St.-Ursen-Kathedrale soll künftig Solarstrom für die katholische Kirchgemeinde und 21 Familien liefern. Dazu sollen Solarzellen auf das Dach der Kathedrale eingebaut werden.

Fränzi Rütti-Saner
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So könnte sich das Dach der St.-Ursen-Kathedrale künftig präsentieren. Statt mit Biberschwanzziegeln mit Solarstrommodulen eingedeckt.

So könnte sich das Dach der St.-Ursen-Kathedrale künftig präsentieren. Statt mit Biberschwanzziegeln mit Solarstrommodulen eingedeckt.

fotomontage zvg

Noch ist in der Bevölkerung nicht vergessen, wie der Brandanschlag auf die St.-Ursen-Kathedrale im Januar des vergangenen Jahres die Gemüter aufwühlte. Doch die Renovationsarbeiten laufen auf Hochtouren (wir berichteten wiederholt). Die Innenräume der Kathedrale werden neu erstrahlen, ein moderner Akzent wird mit der Neugestaltung des Altarraumes gesetzt.

Doch auch von aussen soll an der St.-Ursen-Kathedrale der heutige Zeitgeist sichtbar werden. So sind in den vergangenen Monaten und Wochen Möglichkeiten geprüft worden, auf dem grossen Kirchendach eine leistungsfähige Solarstromanlage zu montieren. Auch der Denkmalschutz stellt sich diesem Ansinnen nicht a priori quer entgegen, ist aus einschlägigen Kreisen zu hören.

«Technisch ist es kein Problem, das Dach der St.-Ursen-Kathedrale mit Solarmodulen einzudecken», sagt ein involvierter Solarstromfachmann, der aber ungenannt bleiben will. «Als Montageart könnte die so genannte «Indach Anlage» infrage kommen», führt er weiter aus. «Das bedeutet, dass anstelle der maroden Ziegel das Süddach komplett mit wasserdichten Solarmodulen eingedeckt würde. Die Randabschlüsse würden mittels Blindmodulen, die keinen Strom produzieren, aber beliebig zugeschnitten werden können, eingedeckt.» So könnte eine einheitliche Bedachung und damit ein ästhetisch ansprechendes Resultat erzielt werden.

Die Katholische Kirchgemeinde Solothurn wurde im Zuge der Sanierungsarbeiten an der St.-Ursen-Kathedrale auch auf den maroden Zustand der Biberschwanzziegel aufmerksam und nach Rücksprache mit der kantonalen Denkmalpflege ist man guter Dinge, diese Photovoltaik-Anlage zu bauen, falls diese von der kommenden Kirchgemeindeversammlung im Juni bewilligt wird.

Vorgesehen wäre auf dem Süddach der St.-Ursen-Kathedrale mit 305 Modulen à 205W/pro Modul, eine totale Leistung von 62,52kWP zu ermöglichen. Dies entspricht dem Jahresstrombedarf von rund 21 Familien, da der durchschnittliche Stromverbrauch pro Person bei knapp 1kW pro Jahr liegt.

Trotz der vielen Nebeltage in Solothurn könnte mit dieser Anlage auch bei diffusem Licht Strom produziert werden, wird versichert. Grund sei die Lage der Kathedrale, die mit einer leicht süd-östlichen Ausrichtung und der Dachneigung von 40 Grad nahezu perfekt sei, so die Sachverständigen. Mit dieser Anlage entstünde in der Stadt Solothurn die derzeit grösste Photovoltaik-Anlage. Der Strombedarf der katholischen Kirche wäre zumindest so auf lange Zeit sichergestellt.

Die Fachleute rechnen mit Investitionskosten von rund 246000 Franken. Da diese Anlage einerseits die Renovation des alten Daches beinhaltet und gleichzeitig nachhaltigen Ökostrom produziert, sind die Verantwortlichen zuversichtlich, dass einem Nachtragskredit in der erforderlichen Höhe ohne Gegenstimme zugestimmt wird. Dank der Vergütung des lokalen Energiewerkes sowie der kostendeckenden Einspeisevergütung (KEV) wird sich diese Anlage in ungefähr 15 Jahren amortisieren, versichern die Solarstromexperten.

Zur besseren Visualisierung dieses Vorhabens sind ab heute Morgen einige Quadratmeter auf dem Dach der St.-Ursen-Kathedrale mit Solarmodulen eingedeckt. Den besten Blick darauf erhält man vom Aareufer gleich, beim Hotel Ramada.