Schweizerischer KMU-Verband zieht aus, den Gewerbeverband das Fürchten zu lehren.
Gleich zwei «Kreisbüros» hat der Schweizerische KMU-Verband (SKV) im letzten Mai im Kanton Solothurn eröffnet. «Es läuft gut, wir sind sehr zufrieden», freut sich Roland M. Rupp. Der Vizepräsident des SKV und Leiter der zentralen Geschäftsstelle spricht von einer «sehr guten Akzeptanz» im Kanton Solothurn: Nicht nur hätten sich hier jüngst 630 Firmen an einer per elektronischem Newsletter bei allen KMU im Kanton durchgeführten Umfrage beteiligt. In der Folge seien laut Rupp «zahlreiche Firmenvertreter mit ihren Problemen» an den im zugerischen Baar domizilierten Verband herangetreten.
Bald auch in der Romandie
Die Aktivitäten im Kanton Solothurn sind Teil der Vorwärtsstrategie des erst im Oktober 2007 gegründeten «alternativen» KMU-Verbandes, der in der ganzen Schweiz mittlerweile rund 8500 Mitgliederfirmen zählt. Vorangetrieben wird laut Vizepräsident Rupp die Expansion nun in die Westschweiz: Konkret würden derzeit in der Region Biel Mitglieder geworben.
Ob und wie viele Mitglieder des altehrwürdigen Solothurnisch-Kantonalen Gewerbeverbandes (KGV) zum alternativen Verband gewechselt haben, kann Roland M. Rupp nicht sagen: «Das weiss ich nicht, weil wir Neumitglieder auch gar nicht danach fragen.» Rupp spielt die Konkurrenzsituation herunter: «Wir haben ohnehin immer betont, dass wir nicht eine Alternative zum Gewerbeverband sind, sondern eine Ergänzung.»
Schattenboxen mit dem KGV
Diesbezüglich hatte man allerdings auch schon ganz andere Töne gehört. Zumindest aus dem Mund lokaler SKV-Wegbereiter, zu denen die kantonalen Spitzen der Schweizerischen Volkspartei gehören. Parteipräsident Heinz Müller hatte vor einem Jahr drohend einen «Massenaustritt» der SVP-Sympathisanten aus dem Gewerbeverband angekündigt. Die Gründung einer kantonalen Konkurrenz-Gewerbeorganisation stehe unmittelbar bevor. Die SVP-Begründung: Der «FDP- und CVP-Filz» im Kantonalen Gewerbeverband verweigere SVP-Exponenten den Einzug in die Führungsorgane.
Ein Vorwurf, der ins Leere zielt, wie KGV-Geschäftsführer Andreas Gasche immer wieder betont: Die Mitglieder im KGV-Zentralvorstand würden nicht von Parteien bestimmt, sondern von den regionalen Gewerbeorganisationen delegiert. Mit der Zuwahl des Luterbacher Gewerbevereinspräsidenten Hugo Schumacher, der von seiner eigenen Kleinstpartei in die SVP übergelaufen war, kam die Volkspartei letzten April so oder so zu einem – weiteren – Vertreter im Zentralvorstand.
Ein weiterer SVP-Kandidat, Kantonsrat Roman Jäggi (Fulenbach), hatte seine Kandidatur für den KGV-Vorstand wieder zurückgezogen. Der selbstständige Kommunikationsberater und Partei-Hardliner zog es vor, in die Dienste des Schweizerischen KMU-Verbandes (SKV) zu treten. Hier betreut er gemäss Organigramm die Verbands-Pressestelle. Gleichzeitig wurde im SKV auch Jurist Manfred Küng (Kriegstetten) aktiv, er ist zuständig für den Rechtsdienst.
Mit inzwischen sechs Kreisbüros will der Verband «die kantonalen und regionalen Interessen der Mitglieder noch besser vertreten», sagt Roland M. Rupp. Neben einer Niederlassung für das Tessin in Lugano sind es fünf Kreisbüros in der Deutschschweiz. Konkret in Zürich, Zürich-Bassersdorf, Gossau, Kriegstetten und Olten.
Noch weitere Kanzleien im Einsatz
Einigermassen auffällig: Alle diese fünf Büros sind an Adressen der Anwaltskanzlei Küng Rechtsanwälte domiziliert. Den möglichen Eindruck, dass sich hier ein Anwaltsbüro eine quasi unerschöpfliche Arbeitsquelle verschafft haben könnte, weist Rupp zurück: «Nein, nein, wir haben auch noch weitere Kanzleien im Einsatz.»